Klimawandel

Ältere müssen bei Hitze häufiger ins Krankenhaus

Jeder vierte AOK-Versicherte über 65 Jahre ist überdurchschnittlich stark gefährdet, an heißen Tagen gesundheitliche Probleme zu bekommen. Das geht aus einer WIdO-Studie hervor.

Veröffentlicht: | aktualisiert:
Das Risiko für über 65-Jährige gesundheitliche Probleme zu bekommen, ist an heißen Tagen besonders groß.

Das Risiko für über 65-Jährige gesundheitliche Probleme zu bekommen, ist an heißen Tagen besonders groß.

© Felix Mizioznikov / stock.adobe.com

Berlin. Die häufiger werdenden Hitzewellen in Deutschland setzen älteren Menschen besonders zu. Laut einer am Dienstag vorgestellten Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ist jeder vierte AOK-Versicherte über 65 Jahre überdurchschnittlich gefährdet, an heißen Tagen gesundheitliche Probleme zu bekommen und deshalb ins Krankenhaus zu müssen.

Für den WIdO-Report „Klima und Gesundheit“ wertete das Klimaforschungsinstitut Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change die Abrechnungsdaten aller Krankenhausbehandlungen der über 65-jährigen AOK-Versicherten im Zeitraum 2008 bis 2018 aus.

Chronisch Kranke stark betroffen

An Tagen mit über 30 Grad Celsius kommt es demnach hitzebedingt zu drei Prozent mehr Hospitalisierungen in der genannten Altersgruppe. Schreite die Erderwärmung ungebremst voran, könnte sich die Zahl hitzebedingter Klinikeinweisungen bis zum Jahr 2100 sogar versechsfachen, warnen die Autoren.

Besonders hitzegefährdet seien Menschen mit Demenz sowie anderen Erkrankungen wie Niereninsuffizienz, Depression, Diabetes oder COPD.

Große Informationsdefizite

Der Leiter des Bereichs Qualitäts- und Versorgungsforschung beim WIdO, Christian Günster, wies daraufhin, dass weite Teile der Bevölkerung noch nicht umfassend über die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit informiert seien. Bei Umweltereignissen wie Hitze oder Unwetter wiesen laut einer Befragung für den Klimareport der AOK ein Drittel der Befragten (31 Prozent) Wissenslücken auf.

Noch deutlicher zeigten sich Informationsdefizite bei Umweltereignissen, deren gesundheitliche Auswirkungen durch den Klimawandel verstärkt würden. Dazu zählten die erhöhte Belastung durch Luftverschmutzung, Pollenallergene oder durch Wasser und Lebensmittel übertragene Krankheitserreger. 40 bis 50 Prozent der Befragten gäben an, hier nicht ausreichend informiert zu sein, führte Günster aus.

„Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“

Die Grünen wiesen anlässlich der Veröffentlichung des AOK-Reports daraufhin, dass in den vergangenen Sommern mehrere Tausend Menschen an den Folgen von Hitze gestorben seien. Wer Klimaschutz betreibe, schütze auch die Gesundheit, sagten die Sprecherin für Gesundheitsförderung der Grünen-Fraktion im Bundestag, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, und die Sprecherin für Umweltgesundheit der Fraktion, Bettina Hoffmann, am Dienstag.

Wenn Kohle und Diesel verbrannt würden, heize das nicht nur das Klima auf, sondern verschmutze auch die Atemluft. Nötig sei ein ressortübergreifender Ansatz zur Gesundheitsförderung.

Der Präsident des Deutschen Pflegerats, Dr. Franz Wagner, sagte am Dienstag in Berlin, die Auswirkungen des Klimawandels auf Gesundheit und Lebensqualität seien in der öffentlichen Debatte wieder stärker hervorzuheben. „Fakt ist: Klimaverschlechterungen führen zu Gesundheitsbeeinträchtigungen und damit auch zu mehr Personal in allen Gesundheitsberufen. Personal, das wir bereits heute händeringend suchen.“

Das Thema Gesundheitsschutz und Klimawandel sei zudem stärker in die Aus-, Fort- und Weiterbildung beruflich Pflegender zu integrieren. (hom)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesetzliche Krankenversicherung

Neun Krankenkassen erhöhen zum Juli ihre Zusatzbeiträge

Digitaler Fortschritt

Neue Optionen bei der 116117

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Transplantation von Beta-Zellen

Neue Zelltherapie-Optionen bei Diabetes

Lesetipps
Kommunikationsexperte Sven Blumenrath

© Michaela Schneider

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung