Im Pflegeheim

Anti-Sturz-Training hilft auch Demenzkranken

Weniger Stürze, weniger Frakturen: Patienten mit Demenz profitieren von Kraft-Balance-Training, berichten Pflegekräfte.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Um Stürze zu vermeiden, gibt es in manchen rheinischen Pflegeheimen ein Kraft-Balance-Training für die Bewohner.

Um Stürze zu vermeiden, gibt es in manchen rheinischen Pflegeheimen ein Kraft-Balance-Training für die Bewohner.

© rudybaby / fotolia.com

KÖLN. Bei der Sturzprophylaxe in Pflegeheimen sollten Bewohner mit Demenz nicht außen vor bleiben. Auch sie profitieren von mobilitätsfördernden Maßnahmen.

"Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem Kraft-Balance-Training bei Demenzkranken gemacht", sagte Anne-Marie Janssen, Leiterin Soziale Dienste des Seniorenheims Linn in Krefeld, anlässlich einer Fachtagung der AOK Rheinland/Hamburg in Köln.

Speziell geschulte Mitarbeiter des Heims bieten den Demenzkranken das Training zur Prävention von Stürzen in Kleingruppen an. Dabei nehmen sie Rücksicht auf die individuellen Fähigkeiten der Patienten, berichtete Janssen.

Die Demenzkranken profitieren von der Maßnahme nicht nur durch eine Stärkung der körperlichen Funktionen. "Sie spüren den positiven Effekt, dass sie selbst etwas gegen ihre Balance-Schwierigkeiten tun können."

Kraft-Balance-Training

Die AOK Rheinland/Hamburg bietet Pflegeeinrichtungen im Rheinland seit 2009 über ihr Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung die Schulung in Maßnahmen der Sturzprophylaxe an.

Inzwischen sind 800 Mitarbeiter aus 400 der rund 1200 Heime weitergebildet worden, sagte Rolf Buchwitz, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kasse.

"Wir wollen möglichst in jedem Heim ein bis zwei Mitarbeiter im Kraft-Balance-Training schulen, die dann als Multiplikatoren wirken. Die Präventionsmaßnahme wirkt: In den Pflegeheimen sank die Zahl der Stürze um 14 Prozent, die der Frakturen um fast zwölf Prozent.

Das allgemeine Schulungsprogramm ist um ein Modul für das Training mit Demenz-Erkrankten erweitert worden - weil die Heimmitarbeiter einen entsprechenden Bedarf signalisiert hatten.

Das Angebot soll dazu beitragen, die Zahl der Fixierungen in den Heimen zu reduzieren, sagte Buchwitz. "Es muss unser Ziel sein, dass niemand mehr fixiert wird."

Schöne Erfahrung durch Erfolgserlebnisse

Im Elisabeth-Roock-Haus in Solingen werden seit 2010 Mitarbeiter in dem Sturzpräventionsprogramm geschult.

"Wir können klar sehen, dass sich die Zahl der Stürze vermindert hat", sagte Pflegedienstleiterin Sonja Hüskens.

Die positiven Effekte gehen aber noch weiter. "Das ist eine sehr schöne Erfahrung für die Mitarbeiter, weil sie Erfolgserlebnisse haben." Zudem steige im Heim die Sensibilität für die besonderen Bedürfnisse der Bewohner mit Mobilitätseinschränkungen.

Wichtig sei, dass Angehörige, Betreuer und Bevollmächtigte in den Prozess einbezogen werden, sagte Hüskens.

Ihnen müsste häufig die Angst genommen werden, dass die Bewegung die Patienten gefährden könnte. "Das ist mit Aufwand verbunden, aber er lohnt sich", betonte Hüskens.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Erfolgreiche Prophylaxe

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesetzgebungsvorhaben des BMG

Was das Gesundheitsministerium plant – und was es liegenlässt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Vor der Ferienzeit

Beratungsfall Reisemedizin: Worauf es im Patentengespräch ankommt

Lesetipps
Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus