COVID-19

Auch Großbritannien geht Lockdown entgegen

Jetzt Großbritannien: Premierminister Boris Johnson verkündet einen Lockdown auch in England. Dazu ein Aufruf, die Vorsorgeuntersuchungen nicht zu vernachlässigen.

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London. Großbritanniens Krankenhäuser und Arztpraxen würden „ohne drastische Lockdown Maßnahmen irgendwann spätestens im Dezember überwältigt“ werden – aus diesem Grund beginnt in Großbritannien am kommenden Donnerstag ein nationaler Lockdown, der bis Anfang Dezember dauern wird.

Ab Donnerstag bleiben in England nur noch Schulen, Universitäten und notwendige Geschäfte geöffnet. Alle anderen Orte – etwa Kultureinrichtungen, Sportzentren, nicht-lebensnotwendige Geschäfte sowie Restaurants und Pubs – müssen für einen Monat schließen.

Die Engländer sollen ihre Wohnungen nur noch mit triftigem Grund verlassen – etwa zur Arbeit, zum Sport treiben, zur Erholung oder zur Pflege Angehöriger. Treffen mit anderen Haushalten sind bis auf wenige Ausnahmen verboten. Die Regeln sind zwar etwas weniger streng als im Frühjahr, ähneln ihnen aber sehr. Eigentlich hatte Johnson einen solchen zweiten Teil-Lockdown um jeden Preis vermeiden wollen.

Premierminister Boris Johnson verkündete die neuen Anti-Covid-Maßnahmen bei einer Pressekonferenz am Samstagabend in London . Interessant und wichtig: Der Regierungschef forderte Patienten des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) ausdrücklich dazu auf, weiterhin zu Check-ups, Vorsorgeuntersuchungen und anderen Terminen in die Praxen und Kliniken zu gehen.

Das Parlament muss noch zustimmen

Das ist neu. Beim ersten nationalen Lockdown im März lag das Augenmerk der Regierung noch darauf, alle NHS-Ressourcen im Kampf gegen COVID-19 einzusetzen. Das Parlament muss den Maßnahmen noch zustimmen. Das gilt als wahrscheinlich.

In Großbritannien steigt die Zahl der gemeldeten Infektionen drastisch an und liegt inzwischen bei rund 25.000 Infektionen am Tag. Der Norden des Königreichs ist deutlich stärker betroffen als der Süden und die Hauptstadt London.

Gesundheitsberater Patrick Vallance warnte, die zweite Corona-Welle könnte in Großbritannien noch mehr Menschen das Leben kosten als die erste, wenn die Infektionsrate sich nicht massiv ändere. Bereits jetzt übersteigt die Zahl der Toten mit Covid-19 auf dem Totenschein die Schwelle von 60.000 Menschen, womit Großbritannien bislang das am schwersten von der Pandemie getroffene Land in Europa ist.

Todesrate bald höher als im April?

Der britischen Regierung wurde schon im Frühjahr vorgeworfen, zu spät reagiert zu haben. „Wenn wir nicht handeln, könnten wir täglich mehrere tausend Todesfälle sehen - eine Todesrate höher als die im April“, gab Johnson am Samstag zu.

Johnson stand stark unter Druck, schärfere Maßnahmen zu ergreifen. Sein regionaler Ansatz, bei dem selbst in Regionen mit der höchsten Warnstufe noch Restaurants und Freizeiteinrichtungen geöffnet bleiben dürfen, habe sich nicht bewährt, kritisieren Mediziner und Wissenschaftler. Sie hatten - genauso wie die Opposition - schon vor Wochen einen befristeten Lockdown gefordert. Schottland, Wales und Nordirland machen ihre eigenen Regeln. Dort gelten bereits weitgehend deutlich schärfere, temporäre Corona-Maßnahmen als bisher in England. (ast/dpa)

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