Kommentar zu Krebsregistern

Der Fluch des Föderalismus

Der Föderalismus lässt sich nicht beseitigen – doch für die Krebsregister wird er zur Schwäche. Umso wichtiger ist eine Harmonisierung von Anfang an.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Vielfalt ist gut gegen Einfalt, sie erlaubt Wahlmöglichkeiten und Wettbewerb, was zu Verbesserungen führen kann.

Vielfalt kann aber auch zu einer Plage werden, wenn sie dysfunktional ist. Ein besonders gutes Beispiel dafür sind die klinischen Krebsregister, die mit beschämender Verspätung im internationalen Vergleich seit fünf Jahren aufgebaut werden.

Ihre fundamentale Schwäche ist der Föderalismus, der dazu führt, dass 16 verschiedene Landesgesetze von 16 verschiedenen Administrationen umgesetzt werden. Daraus entstanden ist ein babylonisches Gewirr an Statistik, inhaltlich-qualitativ unterschiedlich und nicht interoperabel.

Das heißt aber: Für internationale Spitzenforschung in der Medizin oder auch für (Versorgungs-)Forschung bei seltenen Krankheiten sind die klinischen Krebsregister derzeit nicht tauglich und müssten aufgerüstet und vor allem datentechnisch neu strukturiert werden.

Notwendig und sinnvoll wäre dies beispielsweise, um neuartige Fragestellungen bei der Bewertung von Orphan Drugs mithilfe von Real-World-Data bearbeiten zu können. Das leisten die Register derzeit nicht. Es dürfte für Arzneimittelhersteller auch unzumutbar sein, 16 Anträge bei 16 Registern zu stellen – mit unterschiedlichen Anforderungen und Ergebnissen.

Der Föderalismus lässt sich nicht beseitigen – er hat Verfassungsrang. Aber das macht es umso wichtiger, schon beim Start in Gesetzgebungsverfahren auf der Länderebene eine Harmonisierung anzustreben – dort, wo sie geboten ist.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

Lesen Sie dazu auch:
Hören Sie dazu auch:
Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma-Regulierung: Impulse für Deutschland

Arzneimittelversorgung in Deutschland und der EU: Status und Ausblick

Kooperation | Eine Kooperation von: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda

Welche Endpunkte sind patientenrelevant?

Innovation in Studienendpunkten – Studienendpunkte für Innovationen

Kooperation | In Kooperation mit: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda

EU-Pharma-Regulierung – Impulse für Deutschland

Impulse für die Arzneimittelversorgung aus Patientenperspektive

Kooperation | In Kooperation mit: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Kommentare
Dr. Birgit Bauer 20.02.202010:08 Uhr

Es würde ja schon reichen , wenn die Länder zu einer vernünftigen Zusammenarbeit fähig wären, aber die vielen Alpha-Tiere und der ausgeprägte Egoismus in unserem Land stehen dem, nicht nur in diesem Bereich diametral gegenüber.
Im übrigen können auch Verfassungen bei entsprechenden Mehrheiten geändert werden !

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: LUMINANCE-Studie: Gesamtüberleben (OS) unter Behandlung mit EP (Etoposid + Platin) plus Durvalumab

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Kleinzelliges Lungenkarzinom

ED-SCLC: Real-World ähnliche Studie unterstreicht Effektivität von Durvalumab

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Aktualisierte Ergebnisse der Phase-III-Studie AEGEAN

© Budi / stock.adobe.com (generiert mit KI)

Perioperatives Durvalumab beim resezierbaren NSCLC im Stadium IIA–IIIB [N2]

Aktualisierte Ergebnisse der Phase-III-Studie AEGEAN

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Tab. 1: Empfohlene Anfangsdosierungen von Ruxolitinib bei akuter und chronischer GvHD in Abhängigkeit vom Alter

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5, 6]

Graft-versus-Host-Erkrankung

JAK1/2-Hemmung jetzt für Kinder unter zwölf Jahren und in neuer Darreichungsform möglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Lesetipps
HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick

Zu hohe Drehzahl: Hochtouriges Fahren überhitzt bekanntlich den Motor und beschleunigt den Reifenabrieb. Genauso kann zu viel L-Thyroxin, speziell bei Älteren, nicht nur Herz und Kreislauf überlasten, sondern auch die Knochen schwächen.

© Michaela Illian

Überbehandlung mit Folgen

Schilddrüsenhormone: Zu viel L-Thyroxin bringt Knochen in Gefahr