Luftschadstoffe in Frankfurt

Ein Grenzwert in der Diskussion

Gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens haben sich viele Anwohner gewehrt. Sie befürchteten, dass die Luftverschmutzung steigt und damit auch Risiken etwa für Atemwegserkrankungen. Dies will nun auch ein emeritierter Professor belegt haben - doch das Umweltbundesamt ist anderer Meinung.

Von Johanna Dielmann-von Berg Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Die Anwohner des Frankfurter Lerchesbergs seien aufgrund immer wieder hoher Stickstoffdioxidkonzentrationen in der Luft gesundheitlich gefährdet.

Dieses Fazit zieht der emeritierte Professor Rafael Dudziak aus Messdaten in dem Wohngebiet, das in der Einflugschneise des ausgebauten Frankfurter Flughafens liegt.

Die Landesregierung hatte dort eine Messstation als Reaktion auf Proteste der Anwohner aufbauen lassen.

Von Mai 2012 bis April 2013 wurde dort halbstündlich die Konzentration von Schwefeldioxid, Stickstoffmonoxid und -dioxid, Kohlenmonoxid, Gesamtkohlenwasserstoff und Ozon gemessen. Dudziak hat die Daten für Stickstoffdioxid ausgewertet.

Grenzwert fast 2800 Mal überschritten

Im Messzeitraum sei der gesetzlich vorgegebene Stickstoffdioxid-Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter am Lerchesberg fast 2800 Mal überschritten worden, so der ehemalige Leiter der Klinik für Anästhesiologie der Goethe-Universität Frankfurt.

Dudziak übt daher Kritik am Jahresgrenzwert. Es handele sich dabei um einen Mittelwert, der keine Aussagen über die Gesundheitsgefährdung der betroffenen Anwohner erlaube.

Denn die alle 30 Minuten gemessenen Werte zeigten, dass sich über einen Tag hinweg die Luftkonzentration von Stickstoffdioxid häufig ändere. Durch die teilweise hohe Konzentration von Stickstoffdioxid in der Luft sieht er Anwohner gefährdet, respiratorische oder kardiovaskuläre Erkrankungen zu entwickeln.

Umweltbundesamt gibt Entwarnung

Entwarnung gibt hingegen das Umweltbundesamt (UBA). Die Situation sei nicht so dramatisch wie Dudziak es darstelle, sagte Dr. Marcel Langner, der beim UBA das Fachgebiet Grundsatzfragen der Luftreinhaltung leitet, auf Nachfrage der "Ärzte Zeitung".

Der Jahresgrenzwert könnte nicht zur Bewertung halbstündlicher Messwerte herangezogen werden, denn er beziehe sich auf den festen Zeitraum eines Kalenderjahres.

Daneben gibt es einen Stundengrenzwert für Stickstoffdioxid von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch dieser sei als Bewertungsgrundlage ungeeignet.

Langner zufolge ist die "Luft am Lerchesberg für einen Standort in einem Ballungsraum relativ sauber", dort habe der Mittelwert von Stickstoffdioxid während der einjährigen Messungen lediglich 25,1 Mikrogramm pro Kubikmeter betragen.

Zum Vergleich: In Frankfurt Höchst lag dieser im Vergleichszeitraum bei 44,6. "Wir müssen bundesweit zuerst an den Punkten ansetzen, wo der Jahresgrenzwert tatsächlich überschritten wird", sagt Langner.

Dies sei 2012 bei rund der Hälfte aller Messstationen an befahrenen Straßen der Fall gewesen, die Station Lerchesberg zähle nicht dazu.

Langner stellte aber auch klar, prinzipiell gelte: Auch an Orten, wo Grenzwerte eingehalten würden, sei eine Gesundheitsgefährdung nicht auszuschließen.

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