Pneumonie durch SARS-CoV-2

Fachgesellschaften stellen sich hinter Beatmungstherapie bei COVID-19

Die Kritik an Intubation und Beatmungstherapie bei Corona-Patienten reißt nicht ab. Anästhesisten, Intensivmediziner und Pneumologen kritisieren nun in einer gemeinsamen Erklärung vehement die „schlichtweg falschen“ Vorwürfe.

Veröffentlicht:
Wählen Ärzte zu schnell eine Beatmungstherapie für COVID-19-Patienten? Ganz klar Nein, sagen mehrere Fachgesellschaften gemeinsam.

Wählen Ärzte zu schnell eine Beatmungstherapie für COVID-19-Patienten? Ganz klar Nein, sagen mehrere Fachgesellschaften gemeinsam.

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Nürnberg. Fünf Berufsverbände haben den Vorwurf, wonach die Intubation und Beatmung bei COVID-19-Patienten eine fragwürdige Therapie sei, zurückgewiesen. In einer gemeinsamen Stellungnahme geißeln sie „die Versuche einzelner Ärzte, in den Medien Angst vor einer Beatmung zu schüren“. Diese hätten „geringe intensivmedizinische Erfahrung“, so der Gegenvorwurf an die Kritiker.

Die medizinischen Fachgesellschaften hinter der Erklärung sind die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA), die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), die Deutsche Gesellschaft für internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Die Fachgesellschaften vertreten nach eigenen Angaben den überwiegenden Teil der Intensivmediziner.

Verbände verweisen auf hohe Überlebensrate in Deutschland

In ihrem Schreiben betonen die Verbände, dass invasive und nicht-invasive Beatmung keine Entweder-oder-Konzepte seien, sondern sich gegenseitig ergänzten. Das Patienten-individuelle Stufenkonzept sei Teil einer leitliniengerechten Behandlungsstrategie.

Ferne weisen sie darauf hin, dass Corona-Patienten nicht zu früh beziehungsweise zu häufig intubiert werden. Der Vorwurf, durch diese Strategie würden Patienten sterben, sei „schlichtweg falsch“: 70 Prozent der Patienten mit einer COVID-19-Pneumonie überlebten nach Daten aus dem Intensivregister der DIVI und einer DGAI-Umfrage die Behandlung auf einer deutschen Intensivstation.

Warum diese Quote in Ländern wie Italien oder den USA weit niedriger sei, ist für die Verbände noch unklar: Sie spekulieren, dass die hohe Überlebensrate in Deutschland an einer Kombination aus gutem Zugang zu einem hochwertigen Gesundheitssystem, noch beherrschbaren Corona-Fallzahlen und einer leitliniengerechten Behandlung der Patienten liege.

In einem Podcast der „Ärzte Zeitung“ hatten vor kurzem DGAI-Präsident Rof Rossaint und DPG-Präsident Michael Pfeifer gemeinsam die aktuellen Fakten zur Beatmungstherapie erläutert. Auch dort hatten sie nochmals betont, dass es für die Kritik an der Beatmungstherapie keine valide Basis gebe. (ajo)

Lesen sie auch
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

ASCO-Jahrestagung

NSCLC: Lorlatinib überzeugte auch über fünf Jahre

Interview mit Hausärzteverbands-Chefin

Nicola Buhlinger-Göpfarth: Das sollten Hausarztpraxen in Hitzewellen beachten

Gastbeitrag

Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D: Viel hilft nicht immer viel

Lesetipps
Wie wissenschaftlich fundiert ist die Arbeit mit Globuli? Die Autoren des Gastbeitrags verteidigen einen Beitrag zur Homöopathie gegen die Kritik von Schulmedizinern. (Symbolbild)

© Imagecreator / stock.adobe.com

Diskussion um Homöopathie

Wie valide sind die Aussagen des Systematic Reviews zur Homöopathie? Eine Replik

Die Ergebnisse der Untersuchung sprechen insgesamt für die hohe Qualität und nachhaltige Wirksamkeit der HZV. Gerade in Ländern, die zwar über eine funktionierende hausärztliche Betreuung verfügen, aber keine speziellen Programme für chronische Erkrankungen haben, könnte das Modell den Bedarf an strukturierter und vernetzter Versorgung decken.

© yta / stock.adobe.com

Chronische Erkrankungen

Bei Diabetes lohnt sich die hausarztzentrierte Versorgung

Prinzipiell folge aus REDUCE-AMI, so Prof. Dr. Michael Böhm, dass bei Infarktpatienten mit erhaltener Pumpfunktion keine Betablocker mehr gegeben werden müssten. Das gelte, sofern es keinen anderen Grund für Betablocker gebe, konkret tachykardes Vorhofflimmern oder anhaltende Angina.

© shidlovski / stock.adobe.com

Nach der REDUCE-AMI-Studie

Bye-bye für Betablocker nach Herzinfarkt?