Krebsprävention
HPV-Impfung wird nur ungenügend genutzt
Die Impfquote gegen Humane Papillomviren ist erschreckend niedrig, mahnen Krebshilfe, DKFZ und Krebsgesellschaft. Vor allem Pädiater und Schulen könnten hier mehr tun.
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Zu wenige Mädchen und Jungen sind gegen HPV geimpft.
© Frank May / picture alliance
Bonn. Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) wird nach Ansicht mehrerer in der Onkologie tätigen Institutionen bislang viel zu wenig in Anspruch genommen. Hierzulande gebe es eine „erschreckend niedrige Impfrate“, warnten die Deutsche Krebshilfe, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) anlässlich der Nationalen Krebspräventionswoche Mitte September.
Weniger als 50 Prozent der 15-jährigen Mädchen und nur ein verschwindend geringer Anteil an Jungen sei vollständig gegen HPV geimpft, berichtete Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Krebshilfe. Erst ab einer Impfquote von 80 Prozent könne das volle Potenzial der Impfung, die für 9-bis 14-jährige Jungen und Mädchen empfohlen wird, ausgeschöpft werden.
„Andere Länder machen uns dies mit Erfolg vor“, so Nettekoven. Seiner Ansicht nach fehlen in Deutschland bislang Strukturen und Strategien, Kinder und Eltern automatisch an die Impfung zu erinnern.
U-Untersuchungen stärker bewerben
Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sieht einen Grund in den zu geringen Teilnahmeraten an den Untersuchungen U10 und U11 für Kinder im Grundschulalter. „Wir müssen Eltern schon bei der U9 darüber informieren, dass es weitere wichtige Untersuchungen gibt und das zusätzliche Checkheft für die U10, U11 und J2 stärker zu nutzen.“
Die Krankenkassen seien zudem stärker gefordert, für diese Untersuchungen zu werben. Gleichzeitig kritisierte er, dass diese nicht von allen Kassen bezahlt würden. An seine Kollegen richtete der BVKJ-Präsident den Appell, unabhängig von den Untersuchungen jede Gelegenheit zur HPV-Impfung zu nutzen, die sich ergebe.
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von mehr als 200 HPV-Typen werden von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) als krebserregend eingestuft.
Auch in der Schule gelte es anzusetzen, sagte Dr. Heike Kramer, Vorstandsvorsitzende der Ärztlichen Gesellschaft für Gesundheitsförderung (ÄGGF), denn HPV werde im Zuge der Sexualkunde oft nicht thematisiert. Deshalb hielten Ärztinnen und Ärzte ihrer Gesellschaft an Schulen Informationsstunden für Schüler. Laut Kramer mit Erfolg: „Unsere Evaluationen zeigen, dass das Wissen und die Impfmotivation dadurch signifikant und nachhaltig gesteigert werden können.“
Appell: Impfung einfaches Mittel, Krebsrisiko zu senken
Es gebe mehr als 200 verschiedene HPV-Typen, erklärte Professor Sigrun Smola, Virologin am Universitätsklinikum des Saarlandes, zwölf davon würden von der Internationalen Krebsforschungsagentur als krebserregend eingestuft.
Gebärmutterhalskrebs sei dabei die häufigste HPV-bedingte Krebsart. Die meisten sexuell aktiven Menschen infizierten sich im Laufe ihres Lebens mit HPV, so Smolka. Die Infektion verlaufe in der Regel unbemerkt, könne aber auch zu Zellveränderungen, Krebsvorstufen und schließlich Krebs führen.
Dies könne verhindert werden, sagte der DKFZ-Vorstandsvorsitzende Professor Dr. Michael Baumann: „Impfungen gegen Krebs sind eine sehr einfache Möglichkeit, das persönliche Krebsrisiko zu senken.“