Krebsprävention

HPV-Impfung wird nur ungenügend genutzt

Die Impfquote gegen Humane Papillomviren ist erschreckend niedrig, mahnen Krebshilfe, DKFZ und Krebsgesellschaft. Vor allem Pädiater und Schulen könnten hier mehr tun.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:
Zu wenige Mädchen und Jungen sind gegen HPV geimpft.

Zu wenige Mädchen und Jungen sind gegen HPV geimpft.

© Frank May / picture alliance

Bonn. Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) wird nach Ansicht mehrerer in der Onkologie tätigen Institutionen bislang viel zu wenig in Anspruch genommen. Hierzulande gebe es eine „erschreckend niedrige Impfrate“, warnten die Deutsche Krebshilfe, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) anlässlich der Nationalen Krebspräventionswoche Mitte September.

Weniger als 50 Prozent der 15-jährigen Mädchen und nur ein verschwindend geringer Anteil an Jungen sei vollständig gegen HPV geimpft, berichtete Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Krebshilfe. Erst ab einer Impfquote von 80 Prozent könne das volle Potenzial der Impfung, die für 9-bis 14-jährige Jungen und Mädchen empfohlen wird, ausgeschöpft werden.

„Andere Länder machen uns dies mit Erfolg vor“, so Nettekoven. Seiner Ansicht nach fehlen in Deutschland bislang Strukturen und Strategien, Kinder und Eltern automatisch an die Impfung zu erinnern.

U-Untersuchungen stärker bewerben

Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sieht einen Grund in den zu geringen Teilnahmeraten an den Untersuchungen U10 und U11 für Kinder im Grundschulalter. „Wir müssen Eltern schon bei der U9 darüber informieren, dass es weitere wichtige Untersuchungen gibt und das zusätzliche Checkheft für die U10, U11 und J2 stärker zu nutzen.“

Die Krankenkassen seien zudem stärker gefordert, für diese Untersuchungen zu werben. Gleichzeitig kritisierte er, dass diese nicht von allen Kassen bezahlt würden. An seine Kollegen richtete der BVKJ-Präsident den Appell, unabhängig von den Untersuchungen jede Gelegenheit zur HPV-Impfung zu nutzen, die sich ergebe.

12

von mehr als 200 HPV-Typen werden von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) als krebserregend eingestuft.

Auch in der Schule gelte es anzusetzen, sagte Dr. Heike Kramer, Vorstandsvorsitzende der Ärztlichen Gesellschaft für Gesundheitsförderung (ÄGGF), denn HPV werde im Zuge der Sexualkunde oft nicht thematisiert. Deshalb hielten Ärztinnen und Ärzte ihrer Gesellschaft an Schulen Informationsstunden für Schüler. Laut Kramer mit Erfolg: „Unsere Evaluationen zeigen, dass das Wissen und die Impfmotivation dadurch signifikant und nachhaltig gesteigert werden können.“

Appell: Impfung einfaches Mittel, Krebsrisiko zu senken

Es gebe mehr als 200 verschiedene HPV-Typen, erklärte Professor Sigrun Smola, Virologin am Universitätsklinikum des Saarlandes, zwölf davon würden von der Internationalen Krebsforschungsagentur als krebserregend eingestuft.

Gebärmutterhalskrebs sei dabei die häufigste HPV-bedingte Krebsart. Die meisten sexuell aktiven Menschen infizierten sich im Laufe ihres Lebens mit HPV, so Smolka. Die Infektion verlaufe in der Regel unbemerkt, könne aber auch zu Zellveränderungen, Krebsvorstufen und schließlich Krebs führen.

Dies könne verhindert werden, sagte der DKFZ-Vorstandsvorsitzende Professor Dr. Michael Baumann: „Impfungen gegen Krebs sind eine sehr einfache Möglichkeit, das persönliche Krebsrisiko zu senken.“

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München

Chronisch kranke Kinder

Mangelernährung frühzeitig erkennen und konsequent angehen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Danone Deutschland GmbH, Frankfurt/Main
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse