Ärzteliste geplant
Hannover will Transparenz bei Abtreibungen
Schwangeren in Krisensituationen soll geholfen werden – die Region Hannover sieht hier Handlungsbedarf: Sie will eine Liste mit Gynäkologen veröffentlichen, die Abtreibungen vornehmen.
Veröffentlicht:HANNOVER. Die Region Hannover wird auf ihrer Homepage www.hannover.de eine Liste mit Gynäkologen veröffentlichen, die Abtreibungen vornehmen.
Als zuständige Gesundheitsbehörde verstehe die Region eine solche Liste zum einen als Hilfestellung für Frauen in Krisensituationen, sagte Regionspräsident Hauke Jagau. Zum anderen handele die Region Hannover im Sinne einer größtmöglichen Transparenz.
Der Entscheidung war eine Anfrage im Stadtrat Hannovers vorangegangen. Die zweiköpfige Fraktion "Die FRAKTION" wollte wissen, ob es in Hannover bereits Ärztelisten für ratsuchende Schwangere gebe.
Zuständig für den öffentlichen Gesundheitsdienst und damit für die elf Gesundheitsämter in Stadt und Umland Hannovers ist aber der Kommunalverband Region Hannover. Er griff die Anregung auf und kündigte an, eine Liste erstellen zu wollen.
"Wir veröffentlichen, sobald wir die Daten haben", sagte eine Sprecherin der Region Hannover, die inzwischen das Gesundheitsamt der Stadt beauftragt hat, eine Liste mit Frauenärzten zu erstellen.
Frauenärzte begrüßen Entscheidung
Der Gynäkologenverband hat bereits eine entsprechende Abfrage unter seinen Mitgliedern gestartet. Die Region Hannover nehme mit der Initiative auch die Anregung von Sozial- und Frauenverbänden auf, hieß es.
Der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, Christian Albring, begrüßt die Entscheidung. "Damit helfen wir den Frauen und Mädchen in Not", sagte der Gynäkologe aus Hannover dem Evangelischen Pressedienst. Vor allem betroffene Frauen aus den ländlichen Gebieten Niedersachsens könnten profitieren.
"Frauen in Dörfern und Kleinstädten wollen, um anonym zu bleiben, gerne den Abbruch in einer anderen Stadt wahrnehmen." Dazu müssten Beratungsstellen und Frauenärzte vor Ort über die Angebote in anderen Städten Bescheid wissen. "Dort gibt es scheinbar nur gute Erfahrungen damit", so Albring.
Erst im vergangenen Jahr wurde die Gießener Ärztin Kristina Hänel zu einer Geldstrafe verurteilt. Sie hatte nach Ansicht des Amtsgerichts Gießen gegen den §219a StGB verstoßen, weil sie auf ihrer Homepage die Abtreibung als Leistung anbot.
Der 121. Deutsche Ärztetag in Erfurt sprach sich dafür aus, das Werbeverbot beizubehalten. Zugleich forderten die Delegierten mehr neutrale Informationen für schwangere Frauen in Krisensituationen.