Finanzdaten des 1. Halbjahrs 2020

Krankenkassen im Plus, der Jubel fällt dennoch gedämpft aus

Der Überschuss der Krankenkassen zur Jahresmitte gilt als Effekt des Lockdowns. Der GKV-Spitzenverband warnt mit Blick auf 2021 vor harten Zeiten.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Die Corona-Pandemie hat im ersten Halbjahr die Finanzen der Krankenkassen bestimmt. Der GKV-Spitzenverband warnt vor den finanziellen Folgen mit Blick auf 2021.

Die Corona-Pandemie hat im ersten Halbjahr die Finanzen der Krankenkassen bestimmt. Der GKV-Spitzenverband warnt vor den finanziellen Folgen mit Blick auf 2021.

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Berlin. Die gesetzlichen Krankenkassen haben im ersten Halbjahr einen Überschuss von 1,3 Milliarden Euro erzielt. Damit wurde das Defizit bei den 105 Kassen, das im ersten Quartal ebenfalls bei 1,3 Milliarden Euro lag, mehr als überkompensiert.

Das geht aus offiziellen Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums hervor. Die „Ärzte Zeitung“ hatte bereits vorab über die Finanzentwicklung im ersten Halbjahr berichtet. Die Ausgaben der Kassen seien vor allem in den Monaten April bis Juni gesunken, weil Patienten weniger zum Arzt oder ins Krankenhaus gegangen sind. Von daher seien die Zahlen aus Sicht von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine „Momentaufnahme“.

Gesundheitsfonds stürzt ins Minus

Der Gesundheitsfonds hingegen verbucht für Januar bis Juni ein Defizit von 7,2 Milliarden Euro. Dies sei neben saisonalen Effekten maßgeblich auf konjunkturbedingte Mindereinnahmen und Ausgleichszahlungen an Leistungserbringer zurückzuführen.

Bis Ende Juni sind aus der Liquiditätsreserve des Fonds 7,25 Milliarden Euro ausgezahlt worden. Die Ausgleichszahlungen für Belegungsrückgänge in Kliniken trägt allerdings der Bund. Insoweit hat der Bund 5,73 Milliarden Euro inzwischen an den Gesundheitsfonds zurücküberwiesen.

Der GKV-Spitzenverband wies darauf hin, dass der Einnahmeüberschuss der Kassen mit dem Defizit des Fonds verrechnet werden müsse. „Per Saldo hat damit die GKV im ersten Halbjahr, so die vorläufigen Zahlen, 5,9 Milliarden Euro mehr ausgegeben als eingenommen“, so Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands.

Damit dem Gesundheitsfonds nicht die Reserven ausgehen, hat der Bund im Rahmen seines Nachtragshaushalts der GKV 3,5 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt. Diese sind am 15. Juli dem Gesundheitsfonds zugeflossen. Die Krankenkassen konnten ihre – sehr ungleich verteilten – Finanzreserven bedingt durch den Überschuss auf 20,8 Milliarden Euro steigern.

Leistungsausgaben legen nur um 1,9 Prozent zu

Ähnlich wie Spahn verweist Pfeiffer auf die Sondereffekte aufgrund des Lockdowns, sodass sich die Ausgabenrückgänge etwa in Krankenhäusern „so wohl kaum wiederholen“ werden. Das zeigt sich auch in der Entwicklung der Leistungsausgaben. Berücksichtigt man die um 0,3 Prozent gestiegene Zahl der Versicherten, dann legten die Leistungsausgaben je Versicherten nur um knapp 1,9 Prozent zu. Im ersten Quartal belief sich dieser Wert noch auf mehr als fünf Prozent.

Die Finanzergebnisse der einzelnen Kassenarten fielen mit einer Ausnahme positiv aus: Die Knappschaft Bahn See (KBS) fuhr im ersten Halbjahr ein Defizit von 50 Millionen Euro ein. Bei den anderen Kassenarten verbuchen die Ersatzkassen mit 908 Millionen Euro den höchsten Überschuss.

Das Plus der AOK-Familie wird auf 320 Millionen Euro beziffert, das der Betriebskrankenkassen auf 50 Millionen Euro. Ebenfalls mit schwarzen Zahlen können Innungskrankenkassen (46 Millionen Euro) und die Landwirtschaftliche Krankenversicherung (21 Millionen Euro) aufwarten.

GKV-Verbandschefin Pfeiffer warnte indes mit Blick auf 2021 vor harten Zeiten. Die Einnahmesituation der Kassen werde im kommenden Jahr aufgrund der „wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr schwierig“ werden. Es bedürfe einer „großen gemeinsamen Anstrengung aller Akteure“, um die Stabilität der GKV zu sichern, so Pfeiffer.

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