Entlastung bei Energiekosten

Kliniken: Beschlussunfähigkeit von Bund und Ländern macht fassungslos

Dass die Ministerpräsidentenkonferenz sich nicht auf eine Entlastung für die hohen Energiekosten einigen konnte, vergrätzt die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Schuldzuweisungen von Bund und Ländern führten zu einer inakzeptablen Hängepartie, bemängelt DKG-Chef Gaß.

Veröffentlicht: | aktualisiert:
„Man kann dieses Nicht-Ergebnis nur als Scheitern bezeichnen“: DKG-Vorstandschef Dr. Gerald Gaß.

„Man kann dieses Nicht-Ergebnis nur als Scheitern bezeichnen“: DKG-Vorstandschef Dr. Gerald Gaß.

© Rolf Schulten

Berlin. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat den Ausgang der Bund-Länder-Gespräche zur Kompensation steigender Energiepreise kritisiert. Das „Schwarze-Peter-Spiel“ beider Seiten führe zu einer „inakzeptablen Hängepartie für die Bürgerinnen und Bürger, die gesamte Wirtschaft und für die Krankenhäuser“, erklärte die DKG am Mittwoch.

DKG-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerald Gaß sagte, die Politik lasse die Kliniken mit der Frage, wie diese die „immensen Kosten der galoppierenden Inflation ausgleichen sollten, weiterhin alleine. „So steigt die Gefahr von Insolvenzen von Woche zu Woche.“

Gaß: Regierung agiert hilflos bei Gaspreisbremse

Bund und Länder müssten umgehend einen Beschluss für einen umfassenden Inflationsausgleich für die Krankenhäuser herbeiführen, so Gaß. Man erwarte, dass das Bundesgesundheitsministerium einen Vorschlag präsentiere, wie die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser stabilisiert werden kann. Der Verweis auf die Regierungskommission zur Gaspreisbremse zeige nur die Hilflosigkeit der Regierung.

Druck in der Sache macht auch die Diakonie. Gemeinnützige soziale Einrichtungen, vom Pflegeheim bis zur Schuldnerberatung, bräuchten direkte Hilfen bei den Energiekosten, um nicht in wirtschaftliche Schieflagen zu geraten, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie am Mittwoch.

Lesen sie auch

Kostensteigerungen von zehn Milliarden Euro

Auch jenseits der Energiekosten hätten die Krankenhäuser bis Ende 2023 nicht refinanzierte Kostensteigerungen von zehn Milliarden Euro zu bewältigen, sagte Gaß. Das werde von niemandem bestritten, „aber man lässt uns im Regen stehen“. Bis zur nächsten regulären Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) dürfe mit Lösungen nicht gewartet werden.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek mahnte ebenfalls rasche Finanzhilfen für Kliniken und Heime an. „Wir brauchen umgehend zusätzliche Hilfen für die Einrichtungen im Gesundheits- und Pflegesektor, vor allem für die Krankenhäuser“, sagte der CSU-Politiker am Mittwoch am Rande eines Besuchs in Berlin. Die Kosten der Krankenhäuser, Reha- und Pflegeeinrichtungen stiegen rasant, „und uns läuft die Zeit davon“. Am Zug sieht er die Ampel. „Der Bund muss jetzt liefern, jeder weitere Tag ist ein verlorener Tag!“

Holetschek: Uns läuft die Zeit davon

Bund und Länder hatten bei ihren Verhandlungen am Dienstag noch keinen Konsens über die Verteilung der Kosten für die geplanten Entlastungen finden können. Kanzler Olaf Scholz (SPD) bezifferte das Volumen der bisherigen und noch geplanten Entlastungen auf 295 Milliarden Euro, von denen der Bund 240, 250 Milliarden Euro übernehmen werde.

Offen sind noch die konkrete Ausgestaltung der geplanten Strom- und Gaspreisbremse, eine Nachfolgelösung für das Ende August ausgelaufene 9-Euro-Ticket im Nah- und Regionalverkehr und die Kostenfrage für die Wohngeld-Ausweitung. (hom/dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Abschaltung am 20. Oktober

Bye KV-Connect: KIM übernimmt

Bürokratie vermiest die Stimmung

Zi-Praxis-Panel: Grundstimmung in Praxen leicht verbessert

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Datenanalyse

NSCLC in Deutschland: Wer wann wie schwer erkrankt

Lesetipps
Ein Hausarzt hört die Brust seines Patienten mit einem Stethoskop ab.

© eyetronic / stock.adobe.com

Studie in Hausarztpraxen

Welche Herzgeräusche geben Anlass zur Besorgnis?