EU-Parlament

Krebsorganisation: Versorgung in Europa vom Corona-Joch befreien!

Die Europäische Krebsorganisation fordert von Patienten, Screenings und Behandlungen wieder wahrzunehmen. Derweil sorgt der Krebsplan für teils amüsante Befürchtungen der EU-Parlamentarier.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Wer richtet mehr Schaden bei Patienten an – COVID-19 oder Krebs? Die Europäische Krebsorganisation stuft die Pandemie selbst als weniger gefährlich ein als die Folgen im Zuge derer unterlassener Op und Screenings.

Wer richtet mehr Schaden bei Patienten an – COVID-19 oder Krebs? Die Europäische Krebsorganisation stuft die Pandemie selbst als weniger gefährlich ein als die Folgen im Zuge derer unterlassener Op und Screenings.

© Peter Endig / dpa / picture alliance

Brüssel. „COVID-19 darf der Behandlung von Krebs nicht im Wege stehen“- diese Kernbotschaft adressiert die Europäische Krebsorganisation (European Cancer Organisation/ECO) im Rahmen einer paneuropäischen Kampagne unter dem Motto „Time to act“.

Rund 100 Millionen Krebsscreenings dürften in der EU bereits der Pandemie zum Opfer gefallen sein, eine Million Krebsfälle könnten so nicht diagnostiziert worden sein, hätten Analysen ergeben, wie der ECO-Ko-Vorsitzende Professor Mark Lawler am Montag in Brüssel bei einer Sitzung des Sonderausschusses zur Krebsbekämpfung des EU-Parlamentes verdeutlichte.

1,5 Millionen Krebspatienten weniger seien in den Kliniken europaweit im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Pandemie vorstellig geworden, ergänzte er. Jeder zweite Patient habe keine erforderliche Op oder Chemotherapie durchlaufen, jeder fünfte warte noch heute.

Das pandemiebedingte Schadensausmaß ginge weit darüber hinaus, ergänzt Lawler. So berichteten vier von zehn Vertretern der Gesundheitsberufe von einem Burn-out, drei von zehn zeigten Anzeichen einer klinischen Depression.

Appell, zur Normalität zurückzukehren

An die Krebspatienten richtet Lawler den dringenden Appell, zur Krebsbehandlung zurückzukehren, diese seien sicher. An die Vertreter der Gesundheitsberufe gewandt, ermuntert er sie, Unterstützung zu suchen.

Sie stünden nicht alleine im Job da, es gebe vielfach Tools, die die Arbeit besser zu organisieren helfen. An die Politik adressiert Lawler die Forderung, die Krebsversorgung weit oben auf die Agenda zu setzen und dafür zu sorgen, dass diese wieder in gewohnten Bahnen vonstattengehen könne.

In einer Fragerunde wandten sich EU-Parlamentarier an Vertreter der EU-Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (DG Sante), um konkrete Details mit Bezug auf den Anfang Februar von der Kommission verabschiedeten EU-Krebsplan zu erörtern.

Der deutsche Arzt und EVP-Abgeordnete Dr. Peter Liese (CDU) vermochte indes John Ryan, Director Public Health der DG Sante, nur wenig Konkretes zu entlocken. Auf Lieses Frage, welche legislativen Befugnisse die EU noch nutzen könne, um den Bürokratieabbau vor allem für nicht-gewinnorientierte Forscher sowie kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) voranzutreiben, von dem sie auf der Suche nach neuen Therapieansätzen profitieren könnten, hieß es von der DG Sante nur vage, die als Konsequenz der Corona-Pandemie beschlossene europäische Pharmastrategie sehe den Abbau der Bürokratie vor, die Regulierung im pharmazeutischen Bereich solle als Ganzes auf den Prüfstand.

„Gastronomisches Erbe“ der Mitgliedstaaten steht nicht zur Disposition

Angst vor einer Brüsseler Bevormundung durch die Hintertür des Krebsplans, äußerte die spanische Pharmazeutin und konservative Abgeordnete Margarita de la Pisa Carrión. „Gewisse Lebensmittel der Mittelmeerdiät wie Wein sollten nicht verteufelt werden“, warnte sie davor, „das gastronomische Erbe der Mitgliedstaaten aufs Spiel zu setzen.“ Es erfordere Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Kommission den Europäern kein Konsumverhalten vorschreibe.

Matthias Schuppe, Projektteamleiter Krebs bei der DG Sante, war sichtlich bemüht, die spanischen Wogen zu glätten: „Die Kommission beabsichtigt nicht, bei der Ernährungsweise einzugreifen.“ Sie wolle den EU-Bürgern nur die Informationen zu Lebens- und Genussmitteln zur Verfügung stellen, damit diese eine gesunde und ausgewogene Ernährung selbst gestalten könnten.

Die Kennzeichnung von Alkoholika solle nicht gewisse Ernährungsweisen beeinträchtigen, aber zu einem moderaten Alkoholkonsum anhalten, so Schuppe.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Tab. 1: Empfohlene Anfangsdosierungen von Ruxolitinib bei akuter und chronischer GvHD in Abhängigkeit vom Alter

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5, 6]

Graft-versus-Host-Erkrankung

JAK1/2-Hemmung jetzt für Kinder unter zwölf Jahren und in neuer Darreichungsform möglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Neue Follow-up-Daten zur Geneditierungstherapie Exa-cel

© Springer Medizin Verlag

Neue Follow-up-Daten zur Geneditierungstherapie Exa-cel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vertex Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Alternatives Versorgungsmodell

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Lesetipps
Frühgeborenes Baby schlafend im Inkubator auf der Intensivstation mit angeschlossenen Überwachungskabeln.

© Toshi Photography / stock.adobe.com

Frühgeburt

Frühgeborene: Was bringen Probiotika?

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus