Nordrhein-Westfalen

Laumann sieht Lockerungen des Corona-Lockdowns skeptisch

Nach der Öffnung der Corona-Impfzentren sollen bald aufsuchende Impfungen folgen und auch an der Verabreichung in Hausarztptraxen wird gearbeitet.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, spricht am Montag zur aktuellen Lage in der Corona-Pandemie.

Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, spricht am Montag zur aktuellen Lage in der Corona-Pandemie.

© Federico Gambarini/dpa

Düsseldorf. Nordrhein-Westfalen erarbeitet zurzeit ein Konzept, um Corona-Impfungen auch in Hausarztpraxen zu ermöglichen. In einem so großen Bundesland sei das allerdings ein logistisches Problem, zudem seien die Möglichkeiten durch die knappen Mengen an Impfstoff begrenzt, sagte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) vor Journalisten in Düsseldorf.

Neben den gerade angelaufenen Impfungen der über 80-Jährigen in den Impfzentren seien aufsuchende Impfungen in der Tagespflege, Senioren-Wohngemeinschaften, Hospizen und ähnlichen Einrichtungen geplant, berichtete Laumann. „Im Moment sehe ich nicht, dass darüber hinaus noch Impfstoff von BionTech und Moderna zur Verfügung steht.“ Immerhin gebe es in NRW 11 .000 Hausarztpraxen.

Die Erstimpfungen in den stationären Pflegeeinrichtungen sind nach seinen Angaben so gut wie abgeschlossen. „Damit ist eine kleine, aber wichtige Etappe erreicht“, sagte er. Schließlich habe in NRW jeder zweite Corona-bedingte Todesfall in einem Zusammenhang mit stationären Pflegeeinrichtungen gestanden.

Corona-Impfempfehlungen der STIKO gelten

Mit den für Anfang März angekündigten Lieferungen des Impfstoffs von AstraZeneca sollen die Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten sowie das medizinische und pflegerische Personal in Krankenhäusern geimpft werden, bei dem das bislang noch nicht der Fall war.

Sein Ministerium werde sich penibel an die evidenzbasierten Empfehlungen der STIKO halten, sagte Laumann zu der Diskussion, ob Lehrer und Erzieher bei den Impfungen nicht früher dran kommen sollen als geplant. „So eine Entscheidung muss man einheitlich für ganz Deutschland treffen.“ Den Vorschlag des Essener Oberbürgermeisters Thomas Kufen (CDU), in NRW eine zentrale Stelle zur Entscheidung über Härtefälle einzurichten, sieht der Minister skeptisch. Angesichts der Größe des Bundeslandes sei eine einzige Stelle kaum vorstellbar. „Wir werden in den nächsten Tagen im Ministerium entscheiden, wie wir das organisieren“; sagte er.

Zu möglichen Lockerungen des Lockdowns wollte sich Laumann vor der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am kommenden Mittwoch nicht konkret äußern. „Ich teile die Meinung von Jens Spahn, dass wir gut beraten sind, noch mal 14 Tage sehr vorsichtig zu sein“, sagte er lediglich.

Sicherheit vor übereilten Corona-Lockerungen

Das sieht Dr. Jan Leidel, der ehemalige Vorsitzende der STIKO, genauso. „Man muss sich sehr sicher sein, wenn man zu Lockerungsmaßnahmen greift, sonst haben wir sehr schnell den nächsten Lockdown.“ Bislang sei die wissenschaftliche Basis noch zu lückenhaft, sagte er.

Die Bevölkerung brauche sich keine Sorgen zu machen, dass bei der Entwicklung der Impfstoffe die Geschwindigkeit auf Kosten der Sicherheit gegangen sei, betonte Leidel. „Das ist eindeutig nicht der Fall.“ Die Nachricht, dass Südafrika die Impfungen mit dem Impfstoff von AstraZeneca gestoppt hat, habe ihn erschreckt, sagte er. Zur Wirkung des Impfstoffs bei den Corona-Varianten seien noch weitere Daten erforderlich. Nach seinem Wissen verhindert er auch bei der südafrikanischen Variante sehr zuverlässig schwere Krankheitsverläufe und leichte Verläufe mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit.

Zur Verbreitung der Corona-Mutationen in NRW gebe es noch zu wenig Zahlen, sagte Minister Laumann. Er hofft allerdings, dass noch in diesen Tagen erste Ergebnisse der von seinem Ministerium in Auftrag gegebenen Studie zur Verbreitung der Mutationen insbesondere in der Grenzregion zu den Niederlanden vorliegen werden.

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