Daten zur Sterblichkeit untersucht

Lebenserwartung in Deutschland: Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auf

Dass ärmere Menschen in der Regel früher sterben als reichere, ist bekannt. In Deutschland haben sich die Unterschiede allerdings verschärft. Woran liegt das?

Veröffentlicht:
Die Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen Menschen in privilegierten und benachteiligten Regionen in Deutschland hat seit 2003 deutlich zugenommen, berichten Wissenschaftler.

Die Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen Menschen in privilegierten und benachteiligten Regionen in Deutschland hat seit 2003 deutlich zugenommen, berichten Wissenschaftler.

© Torsten Sukrow/SULUPRESS.DE/picture alliance

Berlin. Menschen aus sozial benachteiligten Wohngebieten sterben in der Regel früher als Menschen aus wohlhabenden Gegenden – und diese Ungleichheit bei der Lebenserwartung hat sich laut einer Studie in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten verschärft. Allgemein sei die Lebenserwartung zwischen 2003 und 2019 im Durchschnitt leicht gestiegen, berichtet ein Team unter Federführung des Robert Koch-Instituts (RKI) (Lancet Public Health 2024; 9: e295-305). Bei Menschen aus ärmeren Wohngegenden allerdings stagnierte die Entwicklung oder die Lebenserwartung stieg langsamer.

Während sich die Lebensdauer von Frauen aus den am meisten und den am wenigstens benachteiligten Gegenden im Jahr 2003 noch um 1,1 Jahre unterschied, waren es 2019 bereits 1,8 Jahre. Auch bei Männern wurde der Abstand größer – von 3 Jahren Unterschied im Jahr 2003 stieg er auf 3,1 Jahre im Jahr 2019. „Danach, während der COVID-19-Pandemie, vergrößerte sich der Abstand noch schneller auf 2,2 Jahre bei Frauen und 3,5 Jahre bei Männern im Jahr 2021“, heißt es in der Studie.

Einfluss der Corona-Pandemie auf die Sterblichkeit

Warum hat sich der Abstand in den vergangenen 20 Jahren vergrößert? Die Wissenschaftler führen das maßgeblich auf Entwicklungen der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zurück, insbesondere Lungenkrebs. Demnach starben im Laufe der Zeit zwar insgesamt weniger Menschen an diesen Krankheiten, allerdings sank die Sterblichkeit bei Menschen aus benachteiligten Gebieten weniger stark als bei Menschen aus wohlhabenderen Gegenden. Nach 2019 spielte COVID-19 eine entscheidende Rolle, da die Sterblichkeit in sozial benachteiligten Regionen besonders hoch lag.

Für die Studie untersuchten die Forscher Daten von allen Menschen, die zwischen Anfang 2003 und Ende 2021 gestorben sind und ihren Wohnsitz in Deutschland hatten. Die Daten beruhen auf Angaben des Statistischen Bundesamtes. Zusätzlich verwendeten sie einen am RKI entwickelten Datensatz zur Erfassung regionaler sozioökonomischer Benachteiligung. Er gibt Auskunft über Bildungsabschlüsse, Beschäftigung und Einkommen. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Meilenstein für die Wissenschaft

Diagnosedaten: Forschungsdatenzentrum geht an den Start

Prostatakarzinom-Früherkennung

Beim PSA-Test sind Hausärzte die wichtigste Informationsquelle

Das könnte Sie auch interessieren
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann und Dr. Michael Seewald

© Anatoli Oskin / Universität Augsburg; © AstraZeneca

Umfrage unter Ärzt:innen

Nachhaltigkeit wird Kernbestandteil verantwortungsvoller Medizin

Anzeige | AstraZeneca GmbH
Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

© Jennifer / stock.adobe.com

Zuwendung statt Rezept

Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Rike Funke 03.05.202410:07 Uhr

Aktuellere Daten zur Lebenserwartung hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) im letzten Jahr veröffentlicht: In Deutschland ist demnach im Jahr 2022 die Lebenserwartung zum dritten Mal (2022, 2021, 2020) in Folge (!) gesunken.

Sonderberichte zum Thema
Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

© Springer Medizin Verlag

Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
HFpEF in der kardiologischen Versorgung

© Crystal light / stock.adobe.com

Praxisleitfaden

HFpEF in der kardiologischen Versorgung

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Berufsrecht

Kollegen als Patienten? Was das fürs Honorar bedeutet

Lesetipps
Gesund durch die Infekt-Saison: Aus einem Cochrane Review geht hervor, dass lediglich eine von 1.000 gegen RSV-geimpften Personen auch an einem Infekt erkrankt.

© anon / stock.adobe.com

Cochrane Review

RSV-Impfung: Risiko schwer zu erkranken sinkt für Senioren

Tetanus, Diphtherie & Pertussis: Regress-Gefahr durch Auffrischung

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Tetanus, Diphtherie & Pertussis: Regress-Gefahr durch Auffrischung