Tarifverhandlungen

Marburger Bund fordert 5,5 Prozent mehr Gehalt für Klinikärzte

Mitte Oktober startet die Tarifrunde für die rund 55 .000 Ärzte an kommunalen Kliniken. Der Marburger Bund geht mit klaren Ansagen in die Verhandlungen.

Von Thomas Hommel Veröffentlicht:
Die Gehalts- und Arbeitsbedingungen von 55.000 Klinikärzten werden ab Mitte Oktober verhandelt. Der MB legte seine Forderungen vor.

Die Gehalts- und Arbeitsbedingungen von 55.000 Klinikärzten werden ab Mitte Oktober verhandelt. Der MB legte seine Forderungen vor.

© B. Wylezich / stock.adobe.com

Berlin. Mit der Forderung nach einer Gehaltserhöhung von 5,5 Prozent ab dem 1. Oktober 2021 geht der Marburger Bund (MB) in die Tarifverhandlungen für die Ärzte an kommunalen Krankenhäusern. Auch die Regelungen zu Rufbereitschaften sowie zu Bereitschaftsdiensten sollen nach Vorstellung der Gewerkschaft reformiert werden.

Rufbereitschaften zählten arbeitszeitrechtlich zur Ruhezeit, sagte MB-Vize Dr. Andreas Botzlar. Arbeit während der Rufbereitschaft dürfe daher nur die Ausnahme sein. „Tatsächlich erleben wir, dass es immer mehr Inanspruchnahme der Rufbereitschaften gibt.“ Damit steige die Arbeitsbelastung enorm. Auch die Möglichkeit zur Erholung sei kaum noch gegeben.

Vier von fünf Ärzten arbeiten in fast jeder Rufbereitschaft

Etwa 80 Prozent der Klinikärzte hätten in Umfragen angegeben, in fast jeder Rufbereitschaft zu arbeiten. „Das ist ja etwas mehr als ausnahmsweise“, kommentierte Botzlar. Die Anordnung der Rufbereitschaft müsse auf maximal zwölf Rufbereitschaften im Monat gedeckelt werden. Bisher gebe es eine solche Grenze nicht.

Zudem sei es an der Zeit, die „jahrzehntealte Bezahlung“ der Rufbereitschaften zu verändern, forderte Botzlar. Entsprechende Pauschalen seien zu erhöhen. Botzlar sprach von „maßvollen“ und angesichts der allgemeinen Preissteigerungen „gerechtfertigten“ Forderungen.

Natürlich erwarten unsere Mitglieder auch eine spürbare Verbesserung bei den Grundgehältern.

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender der Klinikärzte- Gewerkschaft Marburger Bund

Die Tarifverhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände starten am 14. Oktober. Dabei geht es um Gehalts- und Arbeitsbedingungen von rund 55.000 Ärzten an etwa 500 Krankenhäusern. Die Gewerkschaft wolle von Beginn an „substanziell verhandeln“, betonte Botzlar. Sicherheitshalber habe man weitere Verhandlungstermine bis in den Dezember hinein geblockt.

MB-Vorsitzende Dr. Susanne Johna sagte, geschärft werden solle auch die Ausnahmeregelung bei Bereitschaftsdiensten. Derzeit hätten Ärzte im Schnitt bis zu vier solcher Dienste im Monat zu schieben. De facto leiste aber fast die Hälfte (40 Prozent) mehr als vier Bereitschaftsdienste. Das zeigten Umfragen unter Mitgliedern.

Anordnung künftig nur noch im Notfall zulässig

Künftig solle die Anordnung weiterer Bereitschaftsdienste deshalb nur noch im Notfall nach Paragraf 14 des Arbeitszeitgesetzes zulässig sein, so Johna. Auch der Anspruch auf mindestens zwei freie Wochenenden im Monat sei klarer zu formulieren: Ärzte sollten ihren Anspruch auf freie Wochenenden nicht länger per Antrag erwirken müssen.

Stattdessen sollten die Arbeitgeber verpflichtet werden, gegenüber Ärzten „nur an höchstens zwei Wochenenden im Kalendermonat regelmäßige Arbeit, Bereitschaftsdienst oder Rufbereitschaft anzuordnen“. Ausnahmen sollten auch hier nur in Notfällen möglich sein.

Zur Erinnerung: Vertragsärzte und Kassen hatten sich unlängst auf eine Erhöhung des Orientierungswerts für die Preise ärztlicher und psychotherapeutischer Leistungen um knapp 1,3 Prozent für 2022 verständigt.

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Urologen-Kongress

Prostatakrebs: Welche Neuerungen es in der Leitlinie gibt

Lesetipps