Ernährung

Politischer Streit um Fett, Salz und Zucker

Weniger Salz, Zucker und Fett für die Bundesbürger: Die Regierung stellt die Weichen Richtung gesündere Ernährung. Die Grünen zweifeln die Ernsthaftigkeit der Pläne an.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Für eine gesündere Ernährung: Die Regierung will Zucker, Salz und Fette in Fertigprodukten reduzieren.

Für eine gesündere Ernährung: Die Regierung will Zucker, Salz und Fette in Fertigprodukten reduzieren.

© Kitty / fotolia.com

BERLIN. Die Koalition zeigt Ansätze einer Politik, die das Thema Gesundheit auch in Politikfeldern außerhalb der klassischen Gesundheitspolitik mitdenkt, zum Beispiel bei der Ernährung.

Die Opposition vermisst allerdings die letzte Konsequenz in der Umsetzung. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) habe keinen Plan, kritisiert die Grünen-Abgeordnete Nicole Maisch.

Im Juni hat der Bundestag beschlossen, gegen zuviel Fett, Zucker und Salz in verarbeiteten Lebensmitteln vorzugehen. Zwei Millionen Euro stehen dafür bereit. Beteiligt sind das Landwirtschaftsministerium, das Gesundheits- und das Wirtschaftsministerium.

Ende des Jahres soll die Reduktionsstrategie anlaufen. Konkrete Gespräche mit der Lebensmittelwirtschaft und dem Handel hat es laut Regierungsinformationen bislang jedoch nicht gegeben.

Zudem soll die Nahrungsmittelindustrie vorerst lediglich freiwillig auf die Risikofaktoren in ihren Produkten teilweise verzichten.

Denn, das räumt die Regierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen ein, Fett, Zucker und Salz seien nachweislich an der Entstehung von Herz-Kreislaufkrankheiten und Diabetes beteiligt.

Eine Reduktionsstrategie werde sich jedoch nicht unmittelbar auf den Krankenstand in der Bevölkerung auswirken. Schließlich müssten sich auch das Konsumverhalten und das Ernährungsbewusstsein ändern.

Deutsche essen zu viel Zucker

So leicht wollen die Grünen die Regierung und den bei der Reduktionsstrategie federführenden Landwirtschaftsminister Christian Schmidt Schmidt (CSU) nicht aus der Verantwortung entlassen.

"Wir erwarten, dass noch in dieser Legislatur erste Reduktionsschritte umgesetzt werden. Schmidts übliche Taktik, sich mit Aussitzen und endlosem Einholen von immer neuen Studien um politisches Handeln herumzudrücken werden wir ihm bei diesem Thema nicht durchgehen lassen", sagte Maisch der "Ärzte Zeitung".

Die Menschen in Deutschland essen gemessen an wissenschaftlichen Ernährungsempfehlungen zu salzig, zu süß und zu fett. Die tägliche Natriumaufnahme über Salz liege bei Männern um das Sieben- bei Frauen um das Fünffache über dem täglichen Bedarf, rechnet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung vor.

Überlegungen in der Weltgesundheitsorganisation zielen darauf ab, dass Menschen nur fünf Prozent ihres Energiebedarfs aus Zucker decken sollten. In Deutschland liegt dieser Wert zwischen 20 und 25 Prozent.

In der EU haben erste Reduktionsprogramme bereits 2007 begonnen. Große Handelsgruppen auch außerhalb Deutschlands haben aktuell Prüfungen der Rezepturen ihrer Eigenmarken angekündigt.

Laut der Regierungsauskunft hat ein Drittel der Unternehmen bereits vor zehn Jahren etwa die Hälfte ihrer Produkte mit neuen Rezepturen versehen.

Die Zuckerlobby zeigt sich weiterhin alarmiert von den politische Aktivitäten in Europa und Deutschland. Sie versucht Abgeordnete davon zu überzeugen, dass Zucker nicht per se als Dickmacher diffamiert werden dürfe.

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