Reaktion auf Positionspapier

Reinhardt: Klinikärzten fehlen Kapazitäten für ambulante Versorgung

Die Forderungen der AOK und von Kliniken nach einer verstärkten Beteiligung der Krankenhäuser an der ambulanten Versorgung stoßen auf Widerstand in der Ärzteschaft. Auch der Hartmannbund äußert Kritik.

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Dr. Klaus Reinhardt, Chef des Hartmannbundes und Präsident der Bundesärztekammer

Dr. Klaus Reinhardt, Chef des Hartmannbundes und Präsident der Bundesärztekammer wirft dem AOK Bundesverband und Klinikverbünden vor, Partikularinteressen zu verfolgen.

© Wolfgang Kumm/picture alliance

Berlin. In der Debatte um eine Reform stationärer Strukturen und sektorenübergreifende Versorgung hat der Vorsitzende des Hartmannbundes Dr. Klaus Reinhardt dem AOK-Bundesverband und Klinikverbünden vorgeworfen, „durchsichtige Partikularinteressen“ zu verfolgen. Er merkte an, dass die Krankenhausärzte keine Reserven hätten, in wesentlichem Umfang in die ambulante Versorgung einzusteigen.

„Die in immer neuem Gewand vorgetragenen Rationierungsvorhaben der Krankenkassen im ambulanten Bereich einerseits – die letztlich mit einer Verschlechterung der Versorgung einhergehen – sowie eine Ausweitung der ambulanten Leistungsanteile am Krankenhaus andererseits, wirke sich in beiden Fällen zu Lasten der ambulanten Versorgung durch selbstständige Ärzte aus“, wird Reinhardt am Freitag in einer Pressemitteilung des Hartmannbundes zitiert.

Klinik statt Praxis?

Er bezog sich dabei auf ein gemeinsames Positionspapier des AOK-Bundesverbandes, der Helios Kliniken sowie der Klinikverbünde Diakoneo (Neudettelsau) und Mittelfranken. In dem Papier mit dem Titel: „Veränderung ermöglichen – Gesundheitsversorgung regional und patientenorientiert weiterentwickeln“ entwerfen die Autoren ein Konzept, Krankenhäuser regelhaft und verstärkt in die ambulante Versorgung einzubeziehen. Sie fordern darin die Auflösung der Sektorengrenzen. „Vertragsärztinnen- und Vertragsärzte, Krankenhäuser, Pflege und weitere Leistungserbringer erbringen ambulante Leistungen auf Basis konkreter Versorgungsaufträge, die regional ausgeschrieben werden“ heißt es wörtlich.

Ohne „erhebliche personelle Aufstockung, die nicht in Sicht ist“, wären die Ärzte in der stationären Versorgung nicht imstande, zusätzliche Aufgaben in größerem Umfang zu übernehmen, hat Reinhardt dazu festgestellt. Er ist in Personalunion auch Präsident der Bundesärztekammer (BÄK).

Sorge vor Nachteilen für Vertragsärzte

Er warne daher eindringlich vor einer „Zerschlagung bewährter ambulanter Strukturen“, die in dem Positionspapier angelegt seien, sagte Reinhardt. Es stehe zu befürchten, dass eine Berücksichtigung der Pläne von AOK und der Kliniken die niedergelassenen Ärzte benachteilige. Ihr Zugang an einer sektorenübergreifenden Versorgung wie in dem Papier skizziert könnte von hohen bürokratischen Anforderungen wie zum Beispiel bei der Ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) „massiv erschwert oder quasi verwehrt“ werden.

Virchowbund-Chef Dr. Dirk Heinrich hatte zuvor von „zerstörerischen Vorschlägen für die Versorgung von Kassenpatienten“ gesprochen. Vorsitzender Dr. Andreas Gassen hatte das Papier als altbekannte Parole aus dem Häuserkampf von Leistungserbringern und Kassen abgetan. (af)

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