Ärztekammer Nordrhein

Strategien gegen Lieferengpässe bei Arzneien

Engpässe bei aktuell 280 Arzneimitteln – so kann es nicht weitergehen, meint die Ärztekammer Nordrhein.

Veröffentlicht:

Düsseldorf. Die Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo) fordert konkrete Maßnahmen zur Sicherstellung einer ausreichenden Arzneimittelversorgung der Bevölkerung. Alle am Prozess Beteiligten müssten langfristige Strategien zur Vermeidung von Engpässen entwickeln und umsetzen, heißt es in einer von der Kammerversammlung in Düsseldorf verabschiedeten Entschließung.

„Der Gesetzgeber auf europäischer und nationaler Ebene muss hierzu die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.“ Lieferengpässe bei Arzneimitteln seien keine neue Situation, aber sie haben sich sowohl auf Bundes- als auch auf europäischer Ebene verschärft, sagte Kammer-Präsident Rudolf Henke.

Mehr als 280 Arzneimittel stünden aktuell auf der Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte über aktuelle Lieferengpässe. Dort fänden sich nur freiwillig gemeldete Arzneimittel, und Impfstoffe seien noch nicht einmal eingerechnet, betonte er.

Verschärfte Meldepflicht bei Lieferengpass gefordert

Dank der Liste könne man zwar kurzfristig auf nationaler Ebene Umgehungsstrategien planen. „Aber damit sind die Grundprobleme nicht gelöst, die unter anderem in den derzeit vorgeschriebenen Rabattverträgen und dem damit verknüpften Vergabekriterium Niedrigpreis bestehen“, so Henke.

Die Vergabe von Verträgen erfolge nach ökonomischen Gesichtspunkten an die Firmen mit den niedrigsten Preisen, rügte Henke. „Damit diese Preise zustande kommen, weichen Hersteller in Niedriglohnländer im asiatischen Raum aus, ohne dass dort eine Überprüfung und Qualitätskontrolle der Herstellungsprozesse, der verarbeiteten Stoffe, der Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter oder eine Garantie der Lieferqualität bestehen.“

So könne das nicht weitergehen. Langfristig bedarf es nach Ansicht Henkes eines besseren Monitorings der Lieferengpässe und damit verbunden verschärfter Meldepflichten; kurzfristiger Exportverbote für Arzneimittel, für die Lieferengpässe ausgewiesen sind, einer Reform der derzeitigen Rabattverträge und strategischer Überlegungen, Produktionsstandorte aus dem Ausland wieder zurück nach Europa zu holen.

Wenn es Rabattverträge gibt, dann müssten sie mindestens zwei Wirkstoffe und drei Hersteller umfassen, forderte der Kammer-Präsident. „Sonst sind wir am Ende selbst schuld, wenn wir Monopole haben, die keiner mehr kontrollieren kann.“

Henke hält es zudem für notwendig, nationale Arzneimittel-Reserven für versorgungsrelevante Medikamente aufzubauen und für eine längere Vorratshaltung beim Großhandel zu sorgen – der dann auch dafür bezahlt werden müsse. (iss)

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