Modellvergleich

Verah hängt alle ab

Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis (Verah) sind für alle Beteiligten ein Gewinn, wie eine Untersuchung der Goethe-Uni in Frankfurt zeigt. Bloß etliche Praxischefs sind noch immer skeptisch.

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Verah zu Besuch: Bundesweit etabliert.

Verah zu Besuch: Bundesweit etabliert.

© Christian Thiel / imago

BREMEN (cben). Verah hat die Nase vorn. Bundesweit sind mehr als 3500 (Stand Juni 2012) Medizinische Fachangestellte (MFA) zu "Versorgungsassistentinnen in der Hausarztpraxis" (Verah) ausgebildet geworden.

Im Vergleich zu anderen Modellen wie MoNi, AgnES und Co. hat das Modell des Hausärzteverbandes damit die anderen Konzepte in Sachen Teilnehmerzahl abgehängt.

"Abstimmung mit den Füßen", nennt das Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, Chef des Bremer Hausärzteverbandes und Mitentwickler des Verah-Konzeptes.

"Das Konzept, von den Bedürfnissen der Hausarztpraxis auszugehen und auf Leistungen zu setzen, die an besonders geeignete Mitarbeiterinnen übertragen werden können, hat sich bewährt."

Allerdings ist Verah auch das einzige bundesweit ausgerollte Konzept und erreicht damit auch weit mehr Kollegen als AGnES (Mecklenburg Vorpommern, 77 Teilnehmerinnen) MoNI (Niedersachsen, 5), Mopra (Sachsen-Anhalt, 60), EVA (NRW, 150), HELVER (Schleswig-Holstein, 47) oder wie immer die Kürzel für speziell ausgebildete Arzt unterstützende Medizinische Fachangestellte heißen.

Die Zahlen stammen vom Institut für hausärztliche Fortbildung (IhF). Zudem ist das Konzept in Bayern und Baden-Württemberg Teil der Hausarzt zentrierten Versorgung (HvZ).

Gute Noten von den Verah selbst

Wer hier eine Verah beschäftigt und beim HzV eingeschrieben ist, erhält fünf Euro mehr Zuschlag pro chronisch krankem Patienten. In den beiden Ländern arbeiten denn auch die meisten Verah: 1037 in Bayern und 1115 in Baden-Württemberg.

Die Praxischefs und ihre Mitarbeiterinnen dürften aber auch abgesehen von der schieren Präsenz des Konzeptes und der HzV ihre Gründe haben, Verah den Vorzug zu geben.

Das jedenfalls meint Hausarzt Mühlenfeld und verweist auf die Evaluation. Die Verah selber beurteilen das Konzept insgesamt noch besser als ihre Chefs, so eine Auswertung der Verah in der HzV durch die Goethe-Universität, Frankfurt am Main, vom Juni 2012.

Impf- und Medikationsmanagement, Hausbesuche und Dokumentation - Verah übernehmen vor allem bei Hausbesuchen und den Protokollen ein Vielfaches mehr als normale MFA.

79 Prozent der Ärzte und 70 Prozent der Verah haben angegeben, dass sich die Versorgung der Patienten durch die Versorgungsassistentinnen verbessert habe. 73 Prozent der Verah, aber nur 58 Prozent der Ärzte sind der Ansicht, das Konzept entlaste Ärzte.

Für 56 Prozent der Verah habe sich die Zusammenarbeit verbessert, nur 38 Prozent der Ärzte erkennen nach Beschäftigung einer Verah diesen Effekt.

Mehr Gehalt für Verah

Nicht nur in ländlichen Gebieten ist das Verah-Modell verbreitet - auch Hausarzt Dr. Matthias Berndt aus Hannover wird demnächst drei Verah in seiner Großpraxis in der Stadt beschäftigen. Insgesamt arbeiteten in niedersächsischen Hausarztpraxen im Juni 2012 rund 80 Verah.

"Gerade bei den Besuchen bei unseren rund 120 Heimpatienten und bei der Versorgung unserer DMP-Patienten sind die besser ausgebildeten MFA sehr entlastend", sagte Berndt der "Ärzte Zeitung".

"Außerdem müssen wir den guten Leuten in der Praxis etwas bieten, um sie zu halten." In Berndts Praxis - wie in vielen anderen auch - rutschen die Verah in der Gehaltsskala eine Stufe nach oben. "Das rechnet sich nicht nur für die Verah, sondern auch für die Praxis", erklärt Berndt.

Angesichts der vielen verschiedenen Modelle sagt der Hannoveraner Hausarzt: "Ich bin bei den verschiedenen Alternativen nicht ideologisch, die Modelle überschneiden sich ohnehin in vielen Punkten."

Wichtig sei ihm indessen, dass die hausärztlichen Aufgaben auch in der Praxis bleiben und nicht per Substitution abwandern.

Berndt: "Mit einer Parallelstruktur aus Stomatherapeuten oder Wundmanagerinnen, die sich zum Teil über Provisionen finanzieren, ist uns nicht geholfen. Um Aufgaben dieser Art an die Hausarztpraxis anzubinden, ist Verah ein sehr gutes Mittel."

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Kommentare
Dr. Uwe Wolfgang Popert 31.07.201218:13 Uhr

Selbst ist der Mann

Lieber Herr Döring
Siehe www.verah.de oder verah googeln.
Ganz einfach
UP

Dieter Döring 31.07.201211:57 Uhr

Verah hängt alle ab

Ganz schlechter Artikel, weil keine genauen Angaben was das Programm macht und wie teuer es ist.

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