Wenn EHEC sich wie Abrechnungsbetrug anfühlt

Das Kassen hatten es den Kliniken versprochen: Für die EHEC-Fälle soll es einen Ausgleich geben. Doch noch immer rennen manche Kliniken Millionen Euro hinterher. Einige Fälle werden sogar vom MDK geprüft.

Veröffentlicht:
HUS-Patientin an der MHH: Die Klinik kämpft immer um einen Ausgleich für die Erlösausfälle.

HUS-Patientin an der MHH: Die Klinik kämpft immer um einen Ausgleich für die Erlösausfälle.

© wolterfoto / imago

HANNOVER (nös). Ein Jahr nach der EHEC-Epidemie beklagen immer noch etliche Kliniken Erlösausfälle. Sie kritisieren vor allem die Krankenkassen, die seinerzeit Ausgleichslösungen versprochen hatten.

Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) fühlt sich gar als Abrechnungsbetrüger gebrandmarkt. Hintergrund sind immer noch laufende Prüfverfahren beim Medizinischen Dienst (MDK).

Für knapp 30 Prozent ihrer 67 EHEC-Fälle hätten die Kassen die Prüfung beantragt, heißt es. Noch immer würden elf geprüft, obwohl die Kassen ein Ende der Prüfungen zugesagt hätten. Der MDK bestätigte die Verfahren, konnte die Zahl der Fälle aber nicht nennen.

Die meisten Kliniken haben derweil Ausgleichslösungen mit den Kassen gefunden - etwa die MHH und die Unikliniken in Münster und Hamburg.

Sonderbudgets für künftige Krisen gefordert

Das Uniklinikum Schleswig-Holstein verzeichnet nach Angaben des Verbands der Uniklinika weiterhin einen Erlösausfall von über fünf Millionen Euro. Auch in Bremen streiten die Kliniken weiter mit den Kassen um einen offenen Betrag von knapp einer Million Euro.

Entstanden sind die Ausfälle oft, weil die Kliniken elektive Eingriffe absagen mussten. Auch die MHH beklagt dadurch Einnahmeausfälle von rund drei Millionen Euro.

Insgesamt kritisieren die Kliniken eine Unterdeckung durch die DRG. Im Schnitt hat die MHH ein EHEC-Fall 40.000 Euro gekostet. Die meisten Fälle sind nach DRG jedoch nur mit 7800 Euro bewertet.

Auch seitens der Ärzteschaft gibt es Kritik an der Abrechnung. "Die DRG gehen überhaupt nicht auf Krisen ein", monierte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, Professor Reinhard Brunkhorst, unlängst beim Amtsärztekongress in Erfurt.

Nötig seien etwa für Epidemien Sonderbudgets. Die Union hatte jüngst vorgeschlagen, Sonderleistungen wie bei Epidemien von Mehrleistungsabschlägen auszunehmen.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ab 2026 werden auch stationäre Zwei-Tages-Fälle erfasst

Hybrid-DRG-Katalog erhält 100 neue OPS-Kodes

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Alternatives Versorgungsmodell

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Lesetipps
Frühgeborenes Baby schlafend im Inkubator auf der Intensivstation mit angeschlossenen Überwachungskabeln.

© Toshi Photography / stock.adobe.com

Frühgeburt

Frühgeborene: Was bringen Probiotika?

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus