Wie funktioniert die Versorgung bei Depressionen?

Die Daten von rund zehn Millionen Versicherten bieten die Basis für eine bemerkenswerte Versorgungsanalyse. Das Forschungsprojekt wird von der Bundesärztekammer gefördert, mehrere Kassen ziehen an einem Strang.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

BERLIN. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) wertet derzeit Daten der bislang umfangreichsten Analyse zur Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen in Deutschland aus. Wie läuft die Versorgung von Menschen mit Depressionen in unserem Land?

Die Versorgungsstudie führt die Abrechnungsdaten von rund zehn Millionen Versicherten von Deutscher Rentenversicherung Bund, DAK, HKK und KKH-Allianz anonymisiert zusammen. Damit werden laut DGPPN etwa 12,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Deutschlands erfasst. Die Analysedatenbank hat das Berliner IGES-Institut erstellt.

Für knapp 3,3 der zehn Millionen Versicherten der beteiligten Kassen wurden laut DAK eine oder mehrere psychische Erkrankungen dokumentiert. Für fast alle Betroffenen lag den Angaben nach neben der psychischen Erkrankung gleichzeitig eine körperliche Krankheitsdiagnose vor.

Bei etwa sechs Prozent der 3,3 Millionen Erkrankten wurden stationäre Aufenthalte mit Hauptdiagnose einer psychischen Störung dokumentiert. 22 Prozent waren aufgrund der psychischen Erkrankung zeitweilig arbeitsunfähig. 1,5 Prozent waren deshalb berentet.

"Die hier vorgestellten ersten und vorläufigen Ergebnisse zeigen die hohe Betroffenenzahl und geben Einblicke in die Versorgungssituation von Menschen mit psychischen Störungen", bilanziert Projektleiter Professor Wolfgang Gaebel, Psychiater an der Uniklinik Düsseldorf.

Als Beispiel verweist er auf den relativen Anteil der unterschiedlichen Facharzt-Gruppen und der Psychologischen Psychotherapeuten bei der Versorgung von Menschen mit Depressionen.

Die Analyse zeige eindrücklich, "dass die meisten Patientinnen und Patienten im ambulanten Bereich von Hausärzten und Psychiatern oder Nervenärzten versorgt werden", so Gaebel. Das gelte insbesondere bei der Versorgung von Patienten mit schwerer Depression.

Insgesamt waren knapp 40 Prozent der ambulant wegen psychischer Erkrankungen behandelten Patienten aus der Untersuchungsgruppe bei Nervenärzten, Psychiatern, Ärzten für Psychotherapie oder Psychologischen Psychotherapeuten. Die übrigen 60 Prozent suchten ausschließlich Hausärzte oder Fachärzte anderer Disziplinen auf.

Die differenzierten Ergebnisse der Untersuchung sollen 2012 vorgestellt werden. Im weiteren Verlauf will die Studie vor allem Schnittstellenprobleme und Möglichkeiten zu ihrer Behebung identifizieren. Laut DAK-Chef Herbert Rebscher bieten die Ergebnisse wichtige Daten zur Darstellung der Versorgungssituation vor Einführung des neuen Entgeltsystems im psychiatrisch-psychosomatischen Bereich.

Das Forschungsprojekt wird von der Bundesärztekammer gefördert. DGPPN und die Uniklinik Düsseldorf leisten ebenfalls einen Beitrag. Die drei Krankenkassen und die Deutsche Rentenversicherung Bund stellen Abrechnungsdaten und Personal zur Verfügung.

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