Transplantationsskandal

Zähe Ermittlungen

Weil ein Chirurg seinen Patienten durch illegale Machenschaften bevorzugt Spender-Lebern verschafft haben soll, geriet die gesamte Transplantationsmedizin in die Schlagzeilen. Noch ist kein Land in Sicht: Die Ermittlungen gestalten sich zäh.

Veröffentlicht:

GÖTTINGEN/BRAUNSCHWEIG. Die Affäre um mutmaßlich manipulierte Wartelisten für Lebertransplantationen an der Göttinger Unimedizin ist noch nicht beigelegt.

Die auf Korruptionsfälle spezialisierte Staatsanwaltschaft Braunschweig warte noch auf die Ergebnisse zweier Untersuchungskommissionen, sagte Sprecherin Birgit Seel der Nachrichtenagentur dpa.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Juni wegen des Verdachts der Bestechlichkeit. Auch an seiner früheren Arbeitsstelle in Regensburg soll der Transplantationsmediziner in ähnliche Machenschaften verwickelt gewesen sein.

Die Experten hätten beim Abgleich der Daten zwar Auffälligkeiten entdeckt, sagte Seel. Noch sei aber nicht klar, ob es sich tatsächlich um Manipulationen handele.

Eine mit externen Fachleuten besetzte Kommission wurde von der Universitätsmedizin einberufen, die andere von der Bundesärztekammer.

Angesichts der großen Fülle medizinischer Daten sei die Auswertung langwierig und die Bewertung der Ergebnisse kompliziert, sagte Seel. Die Staatsanwaltschaft gehe derzeit davon aus, dass die Kommissionen Zwischenberichte bis zum Ende der ersten Quartals 2013 abgeben werden.

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse werde ihre Behörde dann voraussichtlich ein eigenes Sachverständigengutachten in Auftrag geben.

Sollte es sich herausstellen, dass die inzwischen nicht mehr an der Göttinger Uniklinik tätigen Ärzte tatsächlich medizinische Befunde manipuliert haben, müsse geklärt werden, ob dadurch tatsächlich Patienten bevorzugt Spender-Lebern erhalten haben.

Zudem sei dann zu prüfen, ob andere Patienten, die dann später oder gar keine Spenderorgane mehr erhalten haben, deshalb gestorben sind.

Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hatte im September auch die ursprünglich von der Staatsanwaltschaft Göttingen eingeleiteten Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen den Transplantationsmediziner übernommen. (dpa)

Mehr zum Thema

Kommentar zur Cross-over-Organspende

Herumdoktern mit Organen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Altersbedingter Hörverlust: Ursache ist eine Degeneration der Cochlea. Verstärkt wird der Prozess vermutlich durch Entzündungen und mikrovaskuläre Veränderungen.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

Niedrigdosierte Gabe

ASS hilft nicht gegen Hörverlust im Alter