Sicherer Datentransfer

"Ärzte sind zu zurückhaltend"

Die KV Hamburg will die Praxen für Datensicherheit sensibilisieren und das KV SafeNet als sichere Infrastruktur etablieren. Doch die Niedergelassenen sind skeptisch.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Überall vernetzt: Das KV SafeNet will Sicherheit in den Datenverkehr bringen.

Überall vernetzt: Das KV SafeNet will Sicherheit in den Datenverkehr bringen.

© Torbz / fotolia.com

HAMBURG. Nur zehn Prozent aller niedergelassenen Ärzte in Hamburg sind an das "KV SafeNet" angeschlossen. "Das müssen wir ändern", sagte Hamburgs KV-Vize Dr. Stephan Hofmeister auf dem Hamburger Forum für sichere Kommunikation im Gesundheitswesen zur "Ärzte Zeitung".

Die KV Hamburg (KVH) will ihre Mitglieder nun verstärkt für das KV SafeNet als Anschluss und das "Sichere Netz der KVen" (SNK) als Online-Datentransfernetz gewinnen. Und zwar nicht nur einige, sondern alle.

"Wir sind die Ersten, die sagen: Wenn wir es schon machen, dann gemeinsam", sagte Hofmeister. So sollen nicht nur Praxen teilnehmen, sondern auch die Hamburger Krankenhäuser und Pflegeheime.

Briefe werden zu oft gefaxt

Tatsächlich hätten derzeit 90 Prozent der Hamburger Praxen keine sichere Verbindung zum Internet. Immer noch würden Arztbriefe gefaxt, medizinische Informationen per E-Mail transportiert oder es werde schlicht die Post genutzt. "Und das ist gefährlich", sagte Hofmeister.

Dem Angebot der KV indessen "schlägt Skepsis entgegen", berichtete KVH-Chef Walter Plassmann auf der Veranstaltung. Die Niedergelassenen seien offenbar zurückhaltend mit ihrer Zustimmung zum Online-Transfernetz SNK, die die KVH ihnen anbietet.

Es gebe in Hamburg einen allgemeinen Konservatismus und erhebliche Befürchtungen, dass mit der digitalen Vernetzung die Patientendaten in Gefahr gerieten, so Hofmeister.

Im Besitz der Ärzte

Dabei hätten SNK und SafeNet nur Vorteile, argumentiert die KVH. So funktioniere das SNK jetzt schon einwandfrei und gehöre den Ärzten ganz allein, wie Plassmann und Hofmeister betonten. Zudem seien an SNK keine kommerziellen Anbieter beteiligt, "und es werden auch keine Patientendaten gespeichert", sagte Hofmeister.

Nun sei wegen des Handlungsdrucks durch die oft unsichere Kommunikation in den Praxen der Hamburger Ärzte Eile geboten.

Mit der neuen Infrastruktur könnten heute schon Abrechnungs- und Dokumentationsdaten fließen, außerdem Honorarbescheide und Arztbriefe. Auch sei über das integrierte Tool KV-Connect eine sichere E-Mail-Kommunikation möglich.

Zukünfig auch Terminemanagement integriert

"Zukünftig wird es zum Beispiel auch ein Terminmanagement geben", so Hofmeister. "Da könnten Fachärzte den Hausärzten Terminblöcke zur Belegung zur Verfügung stellen."

Im Hinblick auf die immer wieder verschobene Fertigstellung der Telematikinfrastruktur (TI) der gematik bzw. Bundesregierung erklärte Hofmeister: "Auch wenn das E-Health-Gesetz mit der Telematikinfrastruktur vor der Tür stehen sollte, eine Erprobung in der Praxis ist momentan noch Zukunftsmusik."

Wenn es aber kommt, "dann wird die TI das KV SafeNet ohne doppelte Kosten integrieren, das hat die Gesundheitsministerkonferenz der Länder beschlossen", betonte Jan Quast von der Hamburger Gesundheitsbehörde.

Auch Pflegeheime und Krankenhäuser sollen nach dem Willen der KVH mitmachen. Das geht aber nicht ohne Probleme. "Bei uns spielt Papier immer noch eine große Rolle", sagte etwa Martin Sielaff, Geschäftsführer der Hamburgischen Pflegegesellschaft.

Nur wenige Betriebe seien vernetzt, die Verbindung zum Internet die Ausnahme. Die Überleitung vom Pflegeheim ins Krankenhaus sei oft noch analog organisiert, "da bekommt der Fahrer des Krankenwagens einen Zettel mit", so Sielaff.

Hohes Interesse bei Kliniken

Dr. Claudia Brase, Geschäftsführerin der Hamburger Krankenhausgesellschaft, betonte, das Interesse bei den Krankenhäusern sei hoch. "Aber die sichere Übertragung löst nicht alle Probleme. Wir brauchen sichere Schnittstellen zu den verschiedenen Datenverarbeitungsarchitekturen der Krankenhäuser." Daran fehle es noch.

Hamburger Häuser setzen daher zunächst auf Pilotprojekte, etwa auf die Kooperation eines Hauses mit einem Ärztenetz oder einer Facharztgruppe.

An den Kosten wird die Offerte der KVH für die Niedergelassenen nicht scheitern. Hofmeister: "Das Ganze kostet etwa 500 Euro für die KV-SafeNet Hardware-Box und etwa 20 Euro laufende Kosten im Monat."

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