Ärztekammer und Uni gemeinsam gegen Streichorgien

Die Sparpläne der Länder treffen auch die Medizin. In Hessen befürchtet die Landesärztekammer wegfallende Studienplätze. Das könnte den Ärztemangel verschärfen.

Von Monika Peichl Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Hessens Landesärztekammerpräsident Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach rief die hessische Landesregierung und die Hochschulpräsidenten angesichts der Sparpläne der Länder auf, "sich ihrer Verantwortung für die künftige ärztliche Versorgung zu stellen und die Medizin von den Sparmaßnahmen auszunehmen". Durch den Mitte Mai beschlossenen Hochschulpakt verlieren die Hochschulen 2011 und 2012 je 1,5 Prozent ihres bisherigen Budgets. Von Knoblauch erinnerte an die Aussage von Landesgesundheitsminister Jürgen Banzer (CDU), dass auch in Hessen massive Engpässe in der ärztlichen Versorgung drohen.

Erst im Frühjahr hatte Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler als Abhilfe gegen den sich abzeichnenden Ärztemangel die Erhöhung der Zahl der Medizinabsolventen in die Diskussion gebracht. Dazu könne auch der Numerus clausus abgeschafft werden, so Rösler. Dieser Vorschlag wurde allerdings an Medizinfakultäten mit großer Skepsis aufgenommen. Denn mit mäßigen oder gar schlechten Abiturnoten ist das Studium nicht zu bewältigen.

Der Abiturnotendurchschnitt ist, das haben viele Studien gezeigt, der zuverlässigste Prädiktor für den Erfolg im Medizinstudium. Würden die Anforderungen an die Bewerber gesenkt, würde das wahrscheinlich die Quote der Studienabbrecher erhöhen. "Ein gutes Abitur ist eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung dafür, dass jemand ein guter Arzt wird", erläuterte Professor Thomas Klingebiel, Prodekan am Fachbereich Medizin der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität und Direktor der Klinik III am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums.

An Bewerbern für das Fach fehle es nicht, auf einen Studienplatz kämen vier bis fünf. Wollte man mehr Absolventen, müssten in der vorklinischen Ausbildung "mehr Laborplätze, mehr Mikroskope, mehr Sezierplätze" bereitgestellt werden, die medizinischen Fakultäten bräuchten mehr Räume und mehr Personal. "Wir sind ja am Anschlag mit unserer Kapazität." Doch angesichts der Haushaltslage der Länder müssen sich auch die Medizinfakultäten auf Kürzungen einstellen. In Lübeck soll (siehe Seite 4), wie berichtet, der Studiengang Medizin sogar ganz gestrichen werden.

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