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Biogen rechnet nach starkem Jahr mit Stagnation

Biogen stand bisher vor allem für MS. Einen Beitrag zur Diversifizierung leistet jetzt das SMA-Therapeutikum Spinraza®, mit dem 2019 schon zwei Milliarden Dollar umgesetzt wurden.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:

Cambridge. Gute Jahreszahlen, aber ein mehr als verhaltener Ausblick auf die Geschäftsentwicklung 2020: Der MS-Spezialist Biogen hat nicht nur mit generischer Konkurrenz für seinen langjährigen Verkaufsschlager Avonex® (Interferon beta-1a) zu kämpfen, sondern auch mit der Ungewissheit, wann der MS-Mega-Blockbuster Tecfidera® (Dimethylfumarat) von Nachahmern angegriffen werden wird. Zugleich ist die Pipeline mit unter anderen mehreren Alzheimer-Projekten keine sichere Bank. Das spiegelt auch die Aktie wider, die mit einem 2020er Kurs-Gewinn-Verhältnis von 8,2 ungewöhnlich günstig für ein Unternehmen bewertet ist, das zuletzt 48,6 Prozent operative Gewinnmarge und nach Steuern 41 Prozent Rendite melden konnte.

2,3 Milliarden von Roche

Die Zahlen aus 2019: Der Konzernumsatz verbesserte sich um sieben Prozent auf 14,4 Milliarden Dollar (13 Milliarden Euro). Davon stammten rund drei Milliarden Dollar aus Lizenzgebühren, etwa 688 Millionen (+44 Prozent) von Roche für dessen CD20-Antikörper Ocrelizumab gegen primär progrediente MS sowie ebenfalls von Roche 1,6 Milliarden (+7,0 Prozent) für die Antikörper Rituximab und Obinutuzumab. Etwas mehr als 8,5 Milliarden der insgesamt 11,4 Milliarden Dollar, die Biogen im vorigen Jahr mittels eigener Verkäufe erwirtschaftet hat, entfallen auf MS-Präparate. Größtes Einzelprodukt war mit 4,4 Milliarden Dollar (+4,0 Prozent) Tecfidera®. Bemerkenswert: Nach erst zwei Vermarktungsjahren rangiert an zweiter Stelle der größten Biogen-Produkte mit 2,1 Milliarden Dollar (+22 Prozent) das Orphan Drug Spinraza® (Nusinersen) gegen Spinale Muskelatrophie (SMA).

Der Betriebsgewinn nahm 2019 um fast 19 Prozent auf rund sieben Milliarden Dollar zu. Eine geringere Steuerquote als im Vorjahr sorgte unterm Strich mit 5,9 Milliarden Dollar für 33 Prozent Zuwachs. Im Vergleich dazu nehmen sich die Erwartungen an 2020 bescheiden aus: Mit 14 bis 14,3 Milliarden Dollar sollen die Gesamteinnahmen bestenfalls stagnieren. Gleiches beim Gewinn je Aktie, der bestenfalls 0,3 Prozent über dem 2019er-Wert (31,42 Dollar) angesetzt wird, schlechtestenfalls sechs Prozent niedriger.

Produkt-Akquise eingepreist

Bei dieser Prognose, heißt es, gehe man von konstanten Wechselkursen sowie von der Annahme aus, dass dieses Jahr noch kein generisches Dimethylfumarat Marktanteile streitig macht. Eingepreist seien in dieser Guidance zusätzliche Entwicklungskosten für den erst kürzlich reaktivierten Alzheimer-Kandidaten Aducanumab (zusammen mit Eisai) sowie für den Abschluss einer erst vor wenigen Tagen angekündigten Produkt-Übernahme von Pfizer. Demnach erwirbt Biogen für 75 Millionen Dollar vorab und bis zu 635 Millionen Dollar Meilensteingebühren einen Caseinkinase1-Inhibitor („PF-05251749“), der gegen verschiedene psychische und neurologische Erkrankungen entwickelt werden soll; zunächst seien Phase-1-Tests gegen einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus bei Alzheimer- und Parkinsonpatienten geplant, heißt es. 

Noch nicht in der 2020er-Prognose berücksichtigt ist die Veränderung der Anzahl gehandelter Biogen-Aktien. Bereits im vorigen Jahr wurden eigene Papiere für knapp 1,3 Milliarden Dollar zurückgekauft. Im Dezember genehmigte der Verwaltungsrat den Angaben zufolge ein weiteres Rückkaufprogramm über bis zu 5,0 Milliarden Dollar.

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