Bürokratieindex der KBV

Bürokratielast in Praxen steigt und steigt

Niedergelassene Ärzte ächzen offenbar in wachsendem Maße unter bürokratischen Aufgaben. Zum dritten Mal in Folge ist diese Belastung gestiegen, wie aus dem Bürokratieindex 2018 der KBV hervorgeht. Das zum Start des BIX gemessene Ausgangsniveau an Bürokratieaufwand ist allerdings längst noch nicht wieder erreicht.

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Der aktuelle Bericht zum Bürokratieindex zeigt, dass die Bürokratielasten um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind

Der aktuelle Bericht zum Bürokratieindex zeigt, dass die Bürokratielasten um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind

© iodrakon / stock.adobe.com

BERLIN. Pro Jahr entsteht pro Praxis eines niedergelassenen Arztes oder Psychotherapeuten eine Gesamtbelastung von 60 Tagen durch bürokratische Aufgaben.

Das entspricht insgesamt rund 54,5 Millionen Nettoarbeitsstunden, wie aus dem Bürokratieindex für die vertragsärztliche Versorgung (BIX) hervorgeht, den die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) am Freitag in Berlin für 2018 vorgestellt hat (siehe nachfolgende Grafik).

Der seit 2016 gemeinsam mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) erhobene Index stellt dar, wie viel Zeit die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten im Jahr aufwenden, um bürokratische Pflichten zu erfüllen.

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Der aktuelle Bericht zeigt nun, dass die Bürokratielasten um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind – Ärzte verbringen demnach knapp 323.000 Stunden mehr mit bürokratischen Aufgaben als noch 2017, wie die KBV mitteilt.

„Wir betrachten die Entwicklung mit Sorge“, äußerte sich Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der KBV, zu den aktuellen Zahlen.

Auch von 2016 auf 2017 war der Bürokratieindex bereits – allerdings eher leicht – gestiegen. Im ersten Index hieß es noch, der Bürokratieaufwand in den Arztpraxen nehme leicht ab.

Überweisen am zeitintensivsten

Als Hauptfaktor macht die Studie der FHM die Folgen des demografischen Wandels aus. Denn dieser schlage sich nicht nur in einer steigenden Nachfrage nach medizinischen Leistungen nieder, sondern damit verbunden auch in einem Mehr an Dokumentationen und Bescheinigungen, heißt es in der KBV-Mitteilung.

An der Spitze der Zeitfresser steht das Ausstellen von Überweisungen mit über sechs Millionen Nettoarbeitsstunden (siehe nachfolgende Grafik).

Es folgen die Auskünfte an Krankenkassen und MDK auf vereinbarten Vordrucken (5,6 Millionen Stunden) und die Bescheinigung von Arbeitsunfähigkeit. Die Krankschreibungen verursachten im Beobachtungszeitraum (endet jeweils am 30. September) 4,9 Millionen Nettoarbeitsstunden.

Verantwortlich ist dabei auch die brummende Konjunktur in Deutschland und die wachsende Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter.

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Es gibt auch Entlastung

Entlastungen verzeichnet die Erhebung hingegen bei der Informationspflicht „Erhebung von Daten im Ersatzverfahren“ und durch den Wegfall der der „Überweisung zum Durchgangsarzt“ und des „Behandlungsausweises“ für Opiatabhängige.

Die KBV fordert aufgrund der Daten nun ein verbindliches Abbauziel von 25 Prozent nach Vorbild der Bundesregierung.

Ein solcher Abbau entspreche einer Summe von insgesamt rund 13 Millionen Stunden pro Jahr oder 15 Arbeitstagen je Praxis. Dies wäre gleichzusetzen mit einem Plus von über 4000 Ärzten, rechnet Kriedel vor.

Eine weitere Chance, Bürokratie abzubauen, biete die Digitalisierung. Die KBV warnt aber vor überzogenen Erwartungen. „Der blinde Glaube, Digitalisierung sei die Lösung des Problems, führe in die Irre, sagte Kriedel. (run/af)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Bürokratie: Von der Wiege bis zur Bahre?

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