Die Stunde der Pfadfinder

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Diese Zahl lässt aufhorchen: Allein in Westfalen-Lippe wären schon 200 bis 250 Apotheken geschlossen worden, wenn es nicht die Möglichkeit der Filialisierung gäbe, verlautet von der Apothekerkammer dort. Nur auf diese Weise ist offenbar eine Ausdünnung der Versorgung auf dem Land bisher verhindert worden.

Es ist die Größenordnung, die überrascht - und sie ist Indikator für die Geschwindigkeit, mit der sich das Gesundheitswesen verändert. Die Änderungen sind durch die Reformen der vergangenen Jahre angestoßen worden. Die Lücken, die sich in der Versorgung aufzutun beginnen, lassen sich zumindest teilweise schließen, wenn die Akteure in Arztpraxen, Kliniken und auch in Apotheken teils gemeinsam, teils im Wettbewerb miteinander, neue Modelle der Versorgung ausprobieren.

Denn was für Offizinen gilt, das gilt für Praxen mindestens ebenso. Zweigpraxen auf dem Land entstehen, sei es von Medizinischen Versorgungszentren gesteuert oder von Freiberuflern.

In der aktuellen Ausgabe, der auch "ApothekerPlus" beiliegt, weisen wir erstmals dezidiert auf Beiträge hin, die Ärzte und Apotheker interdisziplinär betreffen - und vielleicht auch Chancen bieten, gemeinsam vorzugehen.

Denn dies ist die Stunde der Pfadfinder, die eben nicht mehr die ausgetretenen Wege gehen, die allzu oft in Sackgassen führen. Eine Landarztpraxis, die traditionell geführt ist, lässt sich als Einzelpraxis heute kaum noch verkaufen. Ärzte mit unternehmerischen Ideen können aber daraus größere Einheiten mit mehreren Ärzten formen, die dann in der Umgebung Lücken schließen.

Und wenn sich dann in den Regionen alle Leistungserbringer auch noch zusammenschließen, dann entsteht daraus ein Mehrwert für alle Beteiligten. Selbst den Ärzten und Apothekern, die Schwierigkeiten haben, sich an die neue Versorgungswirklichkeit anzupassen, bietet diese Entwicklung Chancen. Sie können als Angestellte arbeiten - ohne die Last, einen Betrieb wie eine Arztpraxis oder eine Apotheke wirtschaftlich führen zu müssen. Mit einem einfachen "Weiter so!" werden Ärzte und Apotheker in den kommenden Jahren jedenfalls vor großen Problemen stehen.

Lesen Sie dazu auch: Werden auf dem Land nach den Ärzten auch die Apotheken rar?

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