Stellungnahmen KBV/BÄK

Digitalgesetz: Ärzteschaft fordert, Nutzen im Blick zu behalten

KBV und BÄK haben in Stellungnahmen auf den Referentenentwurf zum bereits dritten Digitalisierungsgesetz unter Jens Spahn reagiert.

Margarethe UrbanekVon Margarethe Urbanek Veröffentlicht:

Berlin. Die Ärzteschaft plädiert mit Blick auf den Referentenentwurf zum „Digitale Versorgung und Pflege-Modernisierungs-Gesetz“ (DVPMG) dafür, bei Neuerungen immer auch den medizinischen Nutzen im Blick zu haben. Das geht aus Stellungnahmen der Bundesärztekammer (BÄK) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zum dritten Digitalisierungsgesetz aus dem Hause Spahn hervor.

Zur Erinnerung: Am 15. November hatte das Bundesgesundheitsministerium den Referentenentwurf zum DVPMG vorgelegt. Das Gesetz soll voraussichtlich Mitte nächsten Jahres in Kraft treten. Es hat unter anderem zum Ziel:

  • die Versorgung mit digitalen Gesundheitsanwendungen auszubauen,
  • digitale Pflegeanwendungen in die Erstattungsfähigkeit zu bringen, weitere Anwendungen in die elektronische Patientenakte zu integrieren, oder
  • die Möglichkeiten digitaler Kommunikation auszuweiten.

BÄK-Kritik am Aus der eGK

Die Bundesärztekammer plädiert in erster Linie, bei digitalen Anwendungen den medizinischen Nutzen im Blick zu behalten, um deren Akzeptanz bei Patienten und Ärzten nicht zu gefährden. Dies sei hinsichtlich der im Referentenentwurf formulierten Pläne zum Aus der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) als Speicherort medizinischer Daten nicht der Fall. Dort ist vorgesehen, dass ab 2023 weder der elektronische Medikationsplan noch die Notfalldaten auf der eGK gespeichert werden sollen. Die Daten sollen dann in einer elektronischen Patientenkurzakte gespeichert werden.

Aus Sicht der BÄK würde der „mit einem Notfalldatensatz verfolgte Zweck“ dann nicht mehr erreicht. „Der Notfalldatensatz auf der eGK ist so konzipiert, dass er offline nutzbar ist, d.h. er kann auch im nicht vom Mobilfunk abgedeckten Bereich durch den Arzt bzw. Notfallsanitäter/ Rettungsassistent ausgelesen werden. Dies kann eine nur online verfügbare Patientenkurzakte nicht leisten.“ Der Datenabruf in Notfallsituationen sei jedoch „zweckdienlich“.

Die KBV betont, dass hinsichtlich der Berechtigungs- und Freigabeprozesse darauf zu achten sei, „dass diese für Ärzte so aufwandsarm wie möglich umsetzbar sind“. Darüber hinaus müsste die Vergütung zur Befüllung der elektronischen Patientenkurzakte geregelt werden, da hier ein zusätzlicher Aufwand zu erwartet sei.

KBV lobt Pläne zur Datenschutz-Folgeabschätzung

BÄK und KBV begrüßen, dass im Referentenentwurf eine Regelung zur Datenschutz-Folgeabschätzung (DSFA) in Sicht ist. Wiederholt hatte die KBV im Vorfeld bereits gefordert, dass die mit der Telematik-Infrastruktur verbundene DSFA nicht  auf die Ärzte verlagert werden dürfe. Stattdessen müsse sie  durch den Gesetzgeber geregelt werden.  

In der dem Referentenentwurf beiliegenden DSFA ist nachzulesen, dass „die korrekte Nutzung einer zugelassenen Komponente der dezentralen Infrastruktur der Telematikinfrastruktur keine Risiken für die Rechte und Freiheiten der Betroffenen (birgt), sofern die Komponenten vom Leistungserbringer gemäß Betriebshandbuch betrieben werden.“

Darüber hinaus muss, so die BÄK in ihrer Stellungnahme, auch geregelt werden, dass „Ärzte keine Verantwortung trifft, für Datenpannen und Störungen einzutreten, die sie tatsächlich nicht zu vertreten haben, soweit es sich bei Komponenten der TI um für sie nicht berechenbare dezentrale technische Systeme oder Bestandteilte handelt.“ Damit entfiele auch die Pflicht zur Vornahme einer DSFA in Bezug auf solche Komponenten.

BÄK fordert Evaluation

Die Bundesärztekammer fordert in ihrer Stellungnahme außerdem, die rechtlichen Grundlagen für eine Evaluation der digitalen Neuausrichtung des Gesundheitswesens zu schaffen – vor allem angesichts der geplanten massiven und nachhaltigen Veränderungen des Gesundheitswesens und den damit einhergehenden Investitionen in Milliardenhöhe. Ein Nachjustieren getroffener Entscheidungen sei nur dann möglich, wenn man die Auswirkungen kontinuierlich monitoren und evaluieren würde.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

App auf Rezept

Neue DiGA für Erwachsene mit ADHS

Epidemiologisches Bulletin

RKI-Evaluation: Gute Resonanz für STIKO-Impf-App

eHealth in der Praxis

Umfrage: In vielen Praxen gehört die ePA noch nicht zum Alltag

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Warum wird in Deutschland besonders viel operiert, Prof. Tauber und Herr von Hummel?

Lesetipps
Eine Frau hat Schwierigkeiten, ihre Jeans zu schließen, nachdem sie zugenommen hat.

© Alfonso Soler / stock.adobe.com

Adipositas-Medikamente

Rascher Gewichtsanstieg nach Absetzen von Semaglutid & Co.

Ein Wegweiser-Schild

© PX Media / stock.adobe.com

Antidiabetika

Diabetes-Medikation: Welches Inkretin-Mimetikum ist das richtige?