Frankfurter Forum

Digitalisierung – Gestalten, bitte!

Die Chancen der Digitalisierung im Gesundheitswesen sind groß, ihre Umsetzung ist anspruchsvoll. Wie das praktisch gelingen kann, skizziert die neue Publikation des "Frankfurter Forums".

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Digitalisierung – Gestalten, bitte!

© SpringerMedizin

NEU-ISENBURG. Die Digitalisierung ist längst im Gesundheitswesen angekommen. Allerdings gibt es spezifische Hürden im Vergleich zu anderen Branchen: starke Fragmentierung des Systems und seiner Akteure, hohe regulative Normendichte und die ungleiche Verteilung von Kosten und Nutzen der Digitalisierung.

Digitalisierung braucht einen Ideenwettbewerb, der politisch gestaltet wird. Das ist eine zentrale Botschaft im jüngst erschienenen Diskurs-Heft des Frankfurter Forums: "Digitales Gesundheitswesen: Konzepte und Praxisbeispiele". In fünf Beiträgen skizzieren Experten, wo aus ihrer Sicht die Chancen und Risiken der Digitalisierung für Patienten, Ärzte und Krankenkassen liegen.

Herzinsuffizienz-Patienten im Fokus

Zu den Autoren gehören Barmer-Chef Professor Christoph Straub, DAK-Vorstand Andreas Storm und Thomas Ballast, Vorstandsvize der Techniker Kasse. Dr. Amin-Farid Aly erläutert aus Sicht der Bundesärztekammer die berufsrechtliche Situation. Professor Friedrich Köhler vom Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin an der Charité gibt einen Überblick über die Perspektiven der telemedizinischen Mitbetreuung bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz.

Der Gesetzgeber sollte sich bei der Gestaltung der Digitalisierung im Gesundheitswesen auf drei Rollen konzentrieren, sagt Professor Herbert Rebscher, ehemaliger Chef der DAK und neuer Vorsitzender des Frankfurter Forums e.V.: "Auf die Rolle des ‚Ermöglichers‘ einer möglichst liberalen Rahmensetzung für kreative Lösungen im Wettbewerb, auf die Rolle des ‚Garanten‘ für Sicherheit und Persönlichkeitsschutz und auf die Rolle des ‚Beschleunigers‘ einer modernen Netz- und Technologie-Infrastruktur", sagt Rebscher.

Die Aufgabe der Politik dürfe sich bei diesem Thema nicht auf die Verabschiedung von Gesetzen erschöpfen, fordert Gudrun Schaich-Walch, ehemalige Parlamentarische Staatssekretärin im BMG und scheidende stellvertretende Vorsitzende des Frankfurter Forums. Politik sei gleichermaßen aufgefordert, sich auch um die Umsetzung von Gesetzen zu kümmern.

Rebscher zeigt sich überzeugt, dass die Erwartungshaltungen von Versicherten, vor allem von chronisch Kranken, ein Treiber sein werden, indem Patienten auf die dauerhafte Nutzung guter Unterstützungstechnologien für das Management ihrer Krankheit drängen. Aus Sicht von Rebscher haben digitale Versorgungsprodukte das Potenzial, die "analoge" Versorgung "in puncto Sicherheit, Aktualität und Verlaufsform wesentlich zu ergänzen". Allerdings müssen Patienten in diesem Prozess valide Informationen erhalten, um tatsächlich zum Partner im Umgang mit Ärzten und Kassen zu werden. Unzureichende Gesundheitskompetenz der Patienten sei häufig ein Motiv für fehlende Inanspruchnahme von Vorsorgeleistungen oder mangelnde Therapietreue, erinnert Schaich-Walch.

Rebscher steht Kuratorium vor

Unterdessen hat das Frankfurter Forum die Spitze seines Organisations- und Programmkuratoriums neu gewählt. Professor Rebscher hat den Vorsitz von Dr. Jürgen Bausch übernommen, Kinderarzt, ehemaliger Chef der KV Hessen und einer der Gründungsmitglieder des Forums. Zu stellvertretenden Vorsitzenden sind Dr. Regina Klakow-Franck, die als unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss ausscheidet, sowie Professor Volker Ulrich gewählt worden. Ulrich, der bereits seit Jahren dem Kuratorium angehört, lehrt Volkswirtschaft an der Universität Bayreuth.

Das Frankfurter Forum ist ein interdisziplinäres Gremium von Experten, das sich – ohne den Blick auf Themenkonjunkturen – in zwei Tagungen pro Jahr Grundsatzproblemen in Gesundheit und Pflege widmet. Finanziert wird das Forum seit seinem Beginn im Jahr 2009 von der Lilly Deutschland Stiftung sowie seit 2013 vom Unternehmen IQVIA – ehemals IMS Health. Die Ergebnisse der Tagungen werden in einer Publikation veröffentlicht, die im Springer Medizin Verlag erscheint und die online verfügbar ist.

Alle Diskurs-Hefte des Frankfurter Forums sind online zugänglich unter:

http://frankfurterforum-diskurse.de

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