Telemedizin

Elektronische Patientenakte genießt höchste Priorität

Im Zeitalter von E-Health stehen die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in Deutschland unter zunehmendem Druck zur Digitalisierung. Viele sind gut gewappnet, Schwachstellen gibt es aber auch noch genug, zeigt eine Umfrage.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Laut Umfrage für Führungskräfte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen essentiell: die elektronische Patientenakte.

Laut Umfrage für Führungskräfte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen essentiell: die elektronische Patientenakte.

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HANNOVER. Die elektronische Patientenakte (ePA) ist für Führungskräfte in deutschen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen das wichtigste Thema in puncto Digitalisierung des Gesundheitswesens. Das ergibt zumindest die nicht-repräsentative Befragung von 362 Führungskräften durch die Personalberatungsagentur Rochus Mummert.

Für 63 Prozent der Befragtenist die ePA – die Bundesregierung legte ihre Einführung im Koalitionsvertrag auf das Jahr 2021 fest – das wichtigste Digitalisierungsthema im Gesundheitswesen. Weit abgeschlagen folgt auf Platz zwei mit nur elf Prozent die einrichtungsübergreifende Vernetzung mit Dritten.

Neun Prozent geben dem Thema Daten zur verbesserten Unternehmenssteuerung oberste Priorität, sieben Prozent tun dies für telemedizinische Lösungen. Für sechs Prozent der Befragten ist das Top-Digitalisierungsthema im Gesundheitswesen die Nutzung mobiler Geräte, für vier Prozent der Themenkomplex Materialwirtschaft/Artikel-Tracking.

Telemedizin peppt kleine Kliniken auf

Obwohl die Telemedizin keine hohe Priorität bei den Befragten genießt, sind 71 Prozent der Ansicht, dass kleine Krankenhäuser dank dieser Technologie ihr Angebot erweitern können – 2016 waren dies erst 61 Prozent. Beispiele für derartige Anwendungen sind die Lösungen für die Versorgung von Schlaganfall-Patienten.

Einen leichten Zuwachs um drei Prozentpunkte auf 64 Prozent erfuhr die Zustimmung zu der Aussage, die durch die Digitalisierung erreichbare Transparenz der Behandlungsergebnisse führe zu mehr Vergleichbarkeit zwischen den Krankenhäusern. Die Medizintechnikbranche setzt große Hoffnungen in die auf Big Data und Künstlicher Intelligenz fußende personalisierte oder auch Präzisionsmedizin.

Dagegen schwindet unter den Gesundheitsmanagern die Zustimmung zu der Aussage, dass das Angebot personalisierter Medizin zum Qualitätskriterium für Krankenhäuser werde, gewaltig – von 78 Prozent im Jahr 2016 auf gegenwärtig 59 Prozent. Ihr wird also nicht mehr so viel Potenzial bei der Positionierung einer Klinik im Markt zugetraut.

68 Prozent der Befragten schätzen, dass via Digitalisierung unnötige Untersuchungen und Eingriffe verhindert werden können. Nur ein Prozent glaubt, dass die Digitalisierung keinerlei Einfluss haben wird auf die Patientenbehandlung.

Wunsch nach Fördermitteln

Beim Vergleich der größten Stolpersteine für Digitalisierungsvorhaben sind gegenläufige Tendenzen zu verzeichnen. So nennen 2018 nur noch 72 Prozent zu geringe finanzielle Mittel – 2016 waren es noch 81 Prozent. Fehlende Unterstützung durch Kostenträger und Politik bemängeln bereits 64 Prozent – ein Anstieg binnen drei Jahren um acht Prozentpunkte.

Das könnte mit den Diskussionen um die Telematikinfrastruktur zusammenhängen. Aber auch die eigenen Reihen bleiben nicht verschont: So attestieren 51 Prozent der Befragten Führungskräften fehlendes Digital-Know-how – 2016 waren es nur 42 Prozent.

In puncto Finanzierungsinstrumente für die Digitalisierungsprojekte äußern 81 Prozent den Wunsch nach Landes- oder Bundesfördermitteln. Knapp die Hälfte sieht EU-Fördertöpfe als potenzielle Finanzierungsquellen an. Nach Einschätzung der Befragten sind in Kliniken vor allem die Bereiche Labor und Radiologie sowie IT/Technik (je 56 Prozent) und die Apotheken (42 Prozent) fit für die Digitalisierung ihrer Häuser.

Nachholbedarf sehen sie hingegen bei der Pflege, die nur 34 Prozent als fit für die Digitalisierung bezeichnen – die Verwaltung bekommt mit 20 Prozent ebenso wie die Materialwirtschaft und Logistik mit 14 Prozent kein gutes Digital-Zeugnis ausgestellt.

Auf die Frage, welche Bereiche das größte Potenzial zur Digitalisierung im Krankenhaus haben, identifizierten – Mehrfachnennungen waren möglich – 97 Prozent die Verwaltung, 2016 nannten nur 84 Prozent diesen Bereich. Auch der medizinischen Diagnostik trauen inzwischen 87 Prozent (2016: 75 Prozent) ein großes Digitalisierungspotenzial zu. Drei von vier Befragten nannten die stationäre Versorgung – 18 Prozentpunkte mehr als 2016.

Cyberattacken in jedem zweiten Haus

Die Kehrseite der zunehmenden Digitalisierung haben die Gesundheitsmanager ebenfalls im Blick. Zwar sind in jüngster Zeit zumindest in Deutschland keine spektakulären Cyberattacken auf Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen gemeldet worden.

43 Prozent der Befragten geben aber an, dass ihre Einrichtung bereits Ziel mindestens eines Hackerangriffes gewesen sei. 52 Prozent sehen ihre Einrichtung gut gewappnet für Angriffe Cyberkrimineller.

So berichten 67 Prozent der Studienteilnehmer, sie hätten eine umfassende Prüfung ihrer IT-Sicherheit durchgeführt und konkrete Maßnahmen eingeleitet oder solche zur kurzfristigen Umsetzung geplant. 57 Prozent bekunden, die bekannt gewordenen Hackerangriffe hätten bei den Mitarbeitern für eine zunehmende Sensibilisierung für die Bedrohungslage gesorgt, 38 Prozent schulten die Mitarbeiter gezielt.

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