Es wird Zeit für Taten

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:

Rebekka Höhl, Redakteurin bei der "Ärzte Zeitung"

Die Medizin hat ein handfestes Nachwuchsproblem. Das immerhin ist bei Ärztevertretern, aber auch in Politikerkreisen angekommen. Woran es aber wieder einmal mangelt, das sind die Taten. Denn eine Lösung liegt auf der Hand: Beruf, Kinder und Familie müssen besser vereinbar sein, dann könnte es auch wieder mehr Ärzte draußen in der Fläche geben.

Warum das so ist? Weil mittlerweile 60 Prozent der Medizinstudenten weiblich sind. Aber irgendwo nach dem Studium gehen uns viele dieser Nachwuchsärztinnen verloren. Nur jede dritte Ärztin beendet ihre Weiterbildung. Das heißt, 40 Prozent der Absolventen eines Medizinstudiums erreichen nicht die Qualifikation für die vertragsärztliche Versorgung. Wahrscheinlich fehlt sogar eher jeder zweite Nachwuchsarzt, wenn unterstellt wird, dass auch ein Teil der jungen Ärzte die Weiterbildung nicht zu Ende bringt.

Da kann doch etwas nicht stimmen! Ein gerne vorgeschobenes Argument ist, dass junge Paare Kinder haben wollen, und sich dann vor allem die Frauen mehr auf die Familie konzentrieren.

Doch das ist nur ein Bruchteil der Wahrheit. Denn es gibt viele Nachwuchsärztinnen, die Familie und Karriere gern verbinden würden. Nur, nach dem Studium so zwischen 30 und 40 beginnt für Frauen die Rush-hour. Sie haben für die Familienplanung nicht mehr unbegrenzt Zeit, aber brauchen genau diese Jahre eben auch, um ihre Weiterbildung zu machen.

Und genau hier liegt das Problem. Mütter, die wirklich Karriere machen wollen, würden schon einen Weg finden. Vielleicht auch einen, bei dem mit dem Lebenspartner ein gemeinsames Teilzeitkonzept ausgearbeitet wird. Doch in der Medizin prallen diese Mütter und Väter auf veraltete und vor allem männlich geprägte Rahmenbedingungen. Wer Karriere machen will, der muss sein Leben der Arbeit opfern. Da ist es für Teilzeitkräfte nahezu unmöglich, ihre Weiterbildung zu beenden. Was wir also brauchen, sind nicht Gespräche über Frauenförderung. Wir brauchen ein Umdenken bei Vorgesetzten in Kliniken und an Universitäten. Denn die Lücke in der Versorgung ist längst da. Jetzt geht es darum, sie nicht noch größer werden zu lassen.

Schreiben Sie der Autorin: rebekka.hoehl@aerztezeitung.de

Lesen Sie dazu auch den Bericht: Mit der Teilzeitstelle kommt der Karriereknick

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