Telematikinfrastruktur

Freie Ärzteschaft: Ohne Datenschutzfolgenabschätzung kein TI-Betrieb!

Nach Kenntnis der Bundesregierung wurde bisher keine Datenschutzfolgenabschätzung für die TI durchgeführt. Für die freie Ärzteschaft ist das ein Skandal.

Von Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

Hamburg/Berlin. Bei der Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) werden grundsätzlich alle Zugriffe auf die Daten des Versicherten protokolliert. Dabei werden, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervorgeht, die letzten 50 Zugriffe auf die Daten, welche direkt auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) gespeichert werden können, wie geschützte Stammdaten des Versicherten, Notfalldatensatz und elektronischer Medikationsplan, im Zugriffsprotokoll der eGK hinterlegt. Sämtliche Zugriffe auf die elektronische Patientenakte (ePA) werden demnach zudem in einem Zugriffsprotokoll hinterlegt, welches Teil der ePA ist. Die Gesellschaft für Telematik (gematik) selbst speichere keine Zugriffsdaten, heißt es weiter.

Gesetz soll Freigabe-Leitplanken regeln

Auf die Frage der Liberalen, ob die Bundesregierung „eine Bewertung hinsichtlich der (ggf. zeitlich be-schränkten) ‚Alles oder nichts‘-Freigabe von Gesundheitsdaten“ im Hin-blick auf geltende Datenschutzbestimmungen, insbesondere Artikel 9 der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und Paragraf 48 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) vorgenommen hat, heißt es, eine detaillierte Klärung der datenschutzrechtlichen Anforderungen an die Einwilligung der Versicherten in den Zugriff auf Daten der elektronischen Patien-tenakte sei „Gegenstand des sich derzeit in Vorbereitung befindlichen Gesetzentwurfs, der im ersten Quartal 2020 vorgelegt werden soll.“

Passagen aus der Antwort der Bundesregierung an die Liberalen nimmt die Freie Ärzteschaft (FÄ) wiederum zum Anlass, die Einführung der TI zu stoppen und die Pflicht der Ärzte sowie Psychotherapeuten zum Anschluss an die TI zurückzunehmen. Grund: Für die TI gebe es bisher keine Datenschutzfolgenabschätzung. „Nach Kenntnis der Bundesregierung wurde bisher keine Datenschutzfolgenabschätzung für die Telematikinfrastruktur durchgeführt. Sofern Datenschutzfolgeabschätzungen erforderlich sind, werden diese von den jeweils Verantwortlichen für die einzelnen Bausteine der Telematikinfrastruktur durchgeführt werden. Zur Frage möglicher Veröffentlichungen liegen der Bundesregierung keine Erkenntnisse vor“, heißt es in der Antwort.

Für FÄ-Vize Dr. Silke Lüder sind diese Ausführungen unhaltbar. „Jede Verarbeitung von sensiblen persönlichen Daten erfordert vorab eine Datenschutzfolgenabschätzung, und das verpflichtend“, sagte Lüder am Montag in Hamburg mit Verweis auf die DSGVO.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

App auf Rezept

Neue DiGA für Erwachsene mit ADHS

Epidemiologisches Bulletin

RKI-Evaluation: Gute Resonanz für STIKO-Impf-App

eHealth in der Praxis

Umfrage: In vielen Praxen gehört die ePA noch nicht zum Alltag

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann und Dr. Michael Seewald

© Anatoli Oskin / Universität Augsburg; © AstraZeneca

Umfrage unter Ärzt:innen

Nachhaltigkeit wird Kernbestandteil verantwortungsvoller Medizin

Anzeige | AstraZeneca GmbH
Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

© Jennifer / stock.adobe.com

Zuwendung statt Rezept

Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Warum wird in Deutschland besonders viel operiert, Prof. Tauber und Herr von Hummel?

Lesetipps
Eine Frau hat Schwierigkeiten, ihre Jeans zu schließen, nachdem sie zugenommen hat.

© Alfonso Soler / stock.adobe.com

Adipositas-Medikamente

Rascher Gewichtsanstieg nach Absetzen von Semaglutid & Co.

Ein Wegweiser-Schild

© PX Media / stock.adobe.com

Antidiabetika

Diabetes-Medikation: Welches Inkretin-Mimetikum ist das richtige?