Klinikmarkt

Fresenius stellt Konzernstruktur auf den Prüfstand

Die Pandemie droht den ehrgeizigen Wachstumszielen des Healthcare-Konzerns Fresenius einen Strich durch die Rechnung zu machen. Jetzt wird der Rotstift angesetzt.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Fresenius-Chef Stephan Sturm

Fresenius-Chef Stephan Sturm denkt auch über Alternativen zur Spartenvielfalt seines Unternehmens nach.

© fresenius

Bad Homburg. Bereits zu Monatsbeginn hatte Fresenius seine Aktionäre pandemiebedingt auf schwierige Zeiten eingestimmt und insbesondere für die Dax-notierte Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) in 2021 bis zu 25 Prozent Gewinnrückgang prognostiziert. Zur virtuellen Präsentation der Bilanz 2020 kündigte Vorstandschef Stephan Sturm am Dienstag nun einschneidende Reaktionen an.

Wie Sturm durchblicken ließ, könnte dabei sogar die Konzernstruktur auf den Prüfstand gestellt werden – soll heißen, die Spartenvielfalt. Die diversifizierte Aufstellung im Healthcare-Markt habe zur Folge, dass sogar institutionelle Investoren die Chancen des ein oder anderen Geschäftsmodells nicht ausreichend zu würdigen wüssten. Zwar sei es noch „deutlich verfrüht“, so Sturm, über etwaige Abspaltungen zu reden. Doch müsse man „einen Alternativplan entwickeln“.

Effizienzprogramm in Planung

Nicht sehr viel konkreter fällt die Ankündigung eines jetzt beginnenden und pro anno 100-Millionen Euro teuren Effizienzprogramms aus, mit dem ab 2023 Gewinneffekte nach Steuern von langfristig gleichfalls mindestens 100 Millionen Euro realisiert werden sollen. „Das mag Konsequenzen auf der personellen Seite haben“, beantwortete Konzernchef Sturm die Frage nach Stellenabbau. „Ich schließe zum jetzigen Zeitpunkt nichts aus“. Doch seien zunächst Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern zu führen. Weitere Informationen werde man zur Q1-Berichterstattung am 6. Mai geben, heißt es.

Außer bei FMC sind Einschnitte offenbar auch bei der Krankenhaussparte Helios geplant. In Deutschland steht eine „Anpassung des Klinik-Portfolios“ auf Sturms Agenda. Dabei sollen hauptsächlich Häuser veräußert werden, die den Mindestmengenanforderungen an eine qualitativ hochstehende Versorgung nicht genügen. Allerdings, schränkt der Konzernchef umgehend ein, werde es sich um „keine große Anzahl“ handeln.

Helios mit 50 Prozent Fallzahlrückgang

Wie Sturm berichtete, hatte Helios 2020 in seinen deutschen und spanischen Kliniken 50 Prozent Fallzahlrückgang zu verkraften. Auch in diesem Jahr rechne man mit anhaltend niedrigeren Fallzahlen als noch im Vor-Corona-Jahr 2019. Staatliche Unterstützungsleistungen insbesondere in Deutschland und den USA (zugunsten von FMC) hätten sich bisher auf rund eine Milliarde Euro summiert.

Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr stehen unter der Annahme, dass sich die Pandemie frühestens im 2. Halbjahr merklich abschwächen wird und keine Nachholeffekte zu erwarten sind. Der Konzernumsatz (2020: 36,3 Mrd. Euro) soll prozentual einstellig in niedrig bis mittlerer Größenordnung zulegen, der Gewinn nach Steuern (2020: 1,8 Mrd.) soll währungsbereinigt „mindestens in etwa stabil“ bleiben.

Fresenius 2020

  • Umsatz: 36,3 Mrd. Euro
  • Gewinn: 1,8 Mrd. Euro
  • Geschäfte: Fresenius Medical Care (Dialyse) Fresenius Kabi (Generika und Spezialernährung) Helios (Kliniken) Vamed (Klinik-Bau und -Verwaltung)
  • Mitarbeiter: 311 .269
  • Börsenwert: 20,1 Mrd. Euro
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Frau lässt sich in einem Kosmetikstudio permanent Eyeliner auftragen.

© Maxim / stock.adobe.com

Riskante Kosmetik

Wenn das Permanent-Make-up ins Auge geht

Therapie einleiten, noch bevor erste Symptome auftreten? Das ist die Hoffnung vieler Diabetologen und Diabetologinnen, wenn es um Immuntherapien bei Typ-1-Diabetes geht. Ein vielversprechender Kandidat ist der CD3-Antikörper Teplizumab.

© My Ocean studio / stock.adobe.com

Erfolgreiche Ansätze

Typ-1-Diabetes durch Immuntherapie frühzeitig ausbremsen!