Unikliniken

Großbaustelle IT

Fünf bis zehn Millionen Euro - so hoch soll der Mehrbedarf für eine deutsche Uniklinik sein, um eine versorgungsstarke und zeitgemäße IT-Infrastruktur vorhalten zu können. Geld, das auch von den Kassen kommen muss, fordert der Verband der Unikliniken. Doch es gibt noch mehr Ideen.

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Bis Ende 2017 sollten die ersten Schwachstellen in den IT-Strukturen der Unikliniken nicht nur ausgebessert, sondern behoben sein, so der Plan des Verbands der Universitätskliniken.

Bis Ende 2017 sollten die ersten Schwachstellen in den IT-Strukturen der Unikliniken nicht nur ausgebessert, sondern behoben sein, so der Plan des Verbands der Universitätskliniken.

© jessica80 / fotolia.com

BERLIN. Die Datenmengen steigen, in der Versorgung wird immer mehr auf Vernetzung und telemedizinische Unterstützungslösungen gesetzt, doch es gibt einen erheblichen Bremsklotz: die Unikliniken.

Die IT-Infrastruktur der deutschen Hochschulmedizin halte nicht Schritt mit der Entwicklung in Forschung und Versorgung, moniert der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) - und zwar in seinem nun veröffentlichten "Positionspapier zur Weiterentwicklung der IT-Infrastruktur in der Universitätsmedizin".

Die Investitionslücke, die in der IT der Unikliniken aufklafft, beträgt nach Schätzungen des VUD fünf bis zehn Millionen Euro pro Jahr und Uniklinik. Die Grundausstattung für die IT-Infrastruktur - die neben der Soft- und Hardware auch fähiges Personal beinhaltet - muss nach Meinung des Verbands dauerhaft auf mindestens vier Prozent des Umsatzes erhöht werden.

Mittel, die die Kliniken jedoch nicht selbst aufbringen und auch nicht durch Umschichtungen in den vorhandenen Budgets aus anderen Bereichen abziehen können, so die klare Botschaft des VUD. Die Forderung lautet: Bund, Länder und Kassen müssen gemeinschaftlich für eine bessere finanzielle Ausstattung der Hochschulmedizin sorgen.

Der Verband hat hier auch ganz klare Vorstellungen: Kurz- und mittelfristig könnten zielgerichtete Förderprogramme des Bundes die Kliniken unterstützen - etwa indem Schlüsseltechnologien mit Big-Data-Ansatz oder Leuchtturmprojekte, in denen IT-Strukturen für neue Versorgungsformen geschaffen werden, finanziell unterstützt werden. Mittelfristig sei zudem eine Reform der Hochschul- und Krankenhausfinanzierung nötig.

Da die Länder das nicht alleine stemmen könnten, schwebt dem VUD vor, die Kassen für den Bereich der Krankenversorgung in die Finanzierung mit einzubeziehen.

Und schließlich sollten die Leistungsentgelte der Kassen stärker auf die steigende Bedeutung IT-gestützter Diagnostik und Therapie ausgerichtet werden - allerdings dort, wo sie für Patienten auch echten Mehrwert schaffen.

Noch zu viele Papierakten

Die Lücken in der Infrastruktur, in denen angesetzt werden muss, sind dabei größtenteils altbekannte. So stützt sich laut VUD die medizinische Dokumentation sowie der Befund- und Bildaustausch zwischen den Einrichtungen im deutschen Gesundheitswesen in der Regel nach wie vor auf "Krankenakten aus Papier". Zentrales Instrument zur Prozessoptimierung sei daher die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA), dies sollte bis Ende 2017 geschafft sein.

Bis Ende 2018 sollten zudem regionale IT-Netzwerke stärker ausgebaut werden. Denn, auch das hat sich wie die Vernetzung per ePA bereits in einigen regionalen Projekten gezeigt, durch die Verbindung des ambulanten Sektors mit Spezialisten aus den Kliniken, lässt sich die Versorgung nicht nur in strukturschwachen Gebieten aufrechterhalten.

Sie wird generell wohnortnaher zur Verfügung gestellt. Dazu brauche es aber leistungsfähige IT-Systeme, mahnt der VUD.

Zugleich müssten die Unikliniken die möglichen Mittel haben, um Smart Devices nicht nur in die Klinik-IT, sondern gerade auch in Systeme der Telemedizin oder regionalen Vernetzung zu integrieren.

Der Grund: Über die Smart Devices lassen sich nicht nur die Patienten direkt in Therapien einbeziehen, sondern häufig schneller Daten erfassen.

Ein weiterer großer Bereich, der in den Unikliniken dringend angepackt werden muss, ist nach dem Papier des VUD die Forschung. Ganze Datenschätze liegen in Händen der Unikliniken bzw. weitaus mehr Daten könnten für die Forschung erhoben und verarbeitet werden, wenn die entsprechende Hard- und Software vorhanden wäre.

Bis Ende 2017 sollten daher Big Data Kapazitäten aufgebaut - also ein intelligentes Management großer Datenmengen - und bis Ende 2018 Data Warehouse Strukturen vorhanden sein, die es erlauben, die Daten zusammenzuführen. Dabei gelte es natürlich, die hohen Anforderungen an Datenschutz und -sicherheit einzuhalten.

Insbesondere müssten es die Systeme schaffen, so aufgebaut zu sein, dass Patienten im Einzelfall nach wie vor entscheiden können, ob ihre Daten für die Forschung verwendet werden dürfen oder eben nicht. Es muss also ein Eingreifen in die an sich geforderte parallele Nutzung der Patientendaten für die Versorgung und Forschung möglich sein. Technisch machbar - aber eben auch dies kostet Geld.

Zwei große Kostentreiber

Dabei gibt es vor allem zwei Kostentreiber bei der Aufrüstung der IT: Die besonderen Anforderungen an die IT in Unikliniken führten dazu, dass es aus der Industrie keine Angebote von "ready-to-use-Technologien" gebe, bemängelt der VUD.

Neue Systeme müssten in Forschungsverbünden mit der Industrie entwickelt werden - und eben dies führe zu hohen Kosten, weil sich daraus keine marktgängigen Produkte für die Industrie ergeben.

Der zweite Kostentreiber ist das Personal. Die Unikliniken müssten mit außerklinischen Arbeitgebern konkurrieren. Das sagt der VUD zwar nicht, aber diese zahlen guten IT-Fachkräften hohe Gehälter.

Was der VUD allerdings sehr offen anspricht ist der Fachkräftemangel im Medizin-IT-Markt. Es fehle an der Ausbildung geeigneter Nachwuchskräfte, weil es zu wenig Ausbildungsstätten für Medzin-Informatik gebe. (reh)

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