PDSG und KRITIS

Großbaustelle Klinik-IT-Sicherheit

Personalengpässe sind nicht die einzige Sorge, die deutsche Kliniken in puncto IT-Sicherheit derzeit massiv umtreiben, so DKG-IT-Chef Markus Holzbrecher-Morys. Zwei Gesetze setzen sie unter Handlungsdruck.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Vorsicht, Trojaner ante portas! Die Anforderungen an die IT-Infrastruktur deutscher Kliniken verschärfen sich zum Jahreswechsel.

Vorsicht, Trojaner ante portas! Die Anforderungen an die IT-Infrastruktur deutscher Kliniken verschärfen sich zum Jahreswechsel.

© www.style-photography.de / Zoona

Berlin. „Es stand zu befürchten, dass Kliniken in Deutschland gerade in der Corona-Krise in den Fokus Cyberkrimineller geraten. Dies war zum Glück nicht der Fall, doch auch so ist der Handlungsdruck für die Häuser sehr hoch“, versucht Markus Holzbrecher-Morys, bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Geschäftsführer IT, Datenaustausch und E-Health, auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“ eine spontane Bilanz zu ziehen, wo die Kliniken beim Aufrüsten ihrer IT-Infrastruktur stehen.

In der Tat stehen sie unter Zeitdruck, es naht der Jahreswechsel. Der im Zuge des Patientendatenschutzgesetzes (PDSG) im SGB V neu eingeführte Paragraf 75c verpflichtet ab diesem Zeitpunkt ausnahmslos alle Kliniken in Deutschland, „nach dem Stand der Technik angemessene organisatorische und technische Vorkehrungen zur Vermeidung von Störungen der Verfügbarkeit, Integrität und Vertraulichkeit sowie der weiteren Sicherheitsziele ihrer informationstechnischen Systeme, Komponenten oder Prozesse zu treffen, die für die Funktionsfähigkeit des jeweiligen Krankenhauses und die Sicherheit der verarbeiteten Patienteninformationen maßgeblich sind.“

Recht unspezifische Vorgaben zum „Stand der Technik“

Das Problem aus Sicht des IT-Experten Holzbrecher-Morys: „Die Vorgabe im 75c nach dem ‚Stand der Technik‘ ist recht unspezifisch, hier sind zusätzliche Hinweise und Umsetzungshilfen notwendig. Darüber hinaus bedarf es großer Anstrengungen, die Anforderungen dann auch umzusetzen. Dies wird nicht von heute auf morgen möglich sein, aber das Ziel ist klar: IT-Sicherheit ist letztlich auch Patientensicherheit.“ Wo stehen die Kliniken in Deutschland also beim Aufrüsten ihrer IT-Infrastruktur? Die DKG will es genau wissen und bereitet dafür eine Umfrage unter ihren Mitgliedern vor.

„Die Umstände sind alles andere als rosig. Zwar können im Zuge des Krankenhauszukunftsgesetzes Fördermittel auch für IT-Sicherheit abgerufen werden. Wir sehen jedoch einen sich verschärfenden Personalmangel gerade in der IT, da einerseits mit steigendem Digitalisierungsgrad immer mehr qualifiziertes Personal notwendig wird, auf der anderen Seite gerade im Moment ehemalige Klinikmitarbeiter in die Industrie oder die Beratung abwandern“, gibt Holzbrecher-Morys Einblick in den Maschinenraum der deutschen Klinik-IT, in dem offensichtlich der Motor an der einen oder anderen Stelle gewaltig stottert.

Unterstützungspaket für Kliniken geplant

Unabhängig vom jeweiligen Umsetzungsstand in den einzelnen Häusern finalisiere die DKG gerade noch ein umfangreiches Unterstützungspaket für die einzelnen Kliniken mit allerhand Ratschlägen und Vorlagen, Musterformularen und Hinweisen für die Umsetzung von IT-Sicherheit für Dienstleisterverträge, die bald auch auf der DKG-Website abrufbar sein sollen.

Überarbeitet wird derzeit der von der DKG in Zusammenarbeit mit Branchenexperten aus dem KRITIS-Umfeld und in Abstimmung mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickelte branchenspezifische Sicherheitsstandard für die Gesundheitsversorgung im Krankenhaus (B3S). Dieser regelt die IT-Sicherheitsanforderungen an die Unikliniken und anderen Häuser mit jährlich mindestens 30 .000 stationären Fällen, die als Kritische Infrastruktur gelten und den Anforderungen der KRITIS-Verordnung genügen müssen.

„Konkret geht es dabei um Hinweise und Klarstellungen zur bisherigen Version 1.1, die grundsätzlich beibehalten wird. Die Überarbeitung in der neuen Version 1.2 wird aber auch Ergänzungen enthalten, die die Anforderungen betreffen, die Kliniken ab Mai 2023 im Zuge des IT-Sicherheitsgesetzes 2.0 erfüllen müssen“, verdeutlicht Holzbrecher-Morys. So müssen die betreffenden Klinik-IT-Infrastrukturen über Intrusion Detection Systeme (IDS) verfügen, die Cyber-Angriffe von außen rechtzeitig erkennen und abwehren können.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung