DGH

Handchirurgen fordern Fehlbildungsregister

Die Handchirurgen nehmen die plötzliche Häufung missgebildeter Babys in NRW zum Anlass, eine bessere Diagnose-Dokumentation anzumahnen.

Veröffentlicht:
Untersuchung einer Hand: Chirurgen möchten ein Fehlbildungsregister und eine spezifische Codierung.

Untersuchung einer Hand: Chirurgen möchten ein Fehlbildungsregister und eine spezifische Codierung.

© Fabian Schmidt / Fotolia

Berlin. Nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) ist eine Ursachenforschung im Fall der binnen weniger Monate in einer Gelsenkirchener Klinik mit Handfehlbildungen zur Welt gekommenen Babys nicht möglich. Dazu fehle es in Deutschland insbesondere an einer genauen medizinischen Diagnose-Klassifizierung als auch an einer systematischen Erfassung angeborener Fehlbildungen.

Zur Erinnerung: Zwischen Juni und Anfang September waren im Sankt Marien-Hospital Buer in Gelsenkirchen aus bisher ungeklärten Gründen drei Babys mit isoliert einseitig deformierten Händen geboren worden. Der Fall hatte bundesweit für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Zuvor hatte es dort nach Angaben der Klinik jahrelang keinen einzigen Fall dieser Art gegeben.

„Kein offensichtlicher Trend“

Das Landesgesundheitsministerium, das sich Mitte September der Sache annahm, meldete unlängst „keine offensichtlichen Trends und regionalen Häufungen“ in den vergangenen Jahren hinsichtlich Arm- und Handfehlbildungen Neugeborener in NRW.

Angeborene Handfehlbildungen

  • treten laut DGH spontan auf oder werden vererbt. Bei blutsverwandten Eltern träten sie häufiger auf als bei Eltern, die nicht miteinander verwandt sind.
  • Bei schätzungsweise einem von 1000 bis 2000 Lebendgeborenen treten Deformationen auf. Das seien bei rund 780 000 Geburten pro Jahr in Deutschland 400 bis 800 Säuglinge, die mit „unterschiedlichsten Handfehlbildungen zur Welt kommen“.

Die DGH erklärte nun, ohne eine bundesweite Meldepflicht und ein Register zur Erfassung von Fehlbildungen – beides existiert bis dato nicht – lasse sich der Sache nicht auf den Grund gehen. „Nur wenn Vergleichszahlen aus der Vergangenheit vorlägen und diese mit den aktuellen Fällen in den verschiedenen Regionen verglichen würden, könnten Auffälligkeiten erkannt und gezielt nach der Ursache geforscht werden.“

Zugleich verweist die Fachgesellschaft darauf, dass Handfehlbildungen von der ICD aktuell nur mittels eines unspezifischen Codes abgebildet würden. „So wird das Fehlen eines Fingers, das Fehlen mehrerer Finger wie auch das Fehlen einer ganzen Hand unter einer Ziffer codiert.“ Der ICD sei deshalb ungeeignet, um Handfehlbildungen zu analysieren.

Um mehr Transparenz zu gewährleisten, müssten Handfehlbildungen nicht nur nach ICD, sondern zusätzlich nach der internationalen Oberg-Manske-Tonkin-Klassifikation codiert werden. Frühkindliche Deformationen wären „von einem erfahrenen Handchirurgen und Humangenetiker“ zu diagnostizieren, „gefolgt von einer epidemiologischen Analyse der Häufigkeiten und einer Untersuchung auf mögliche Auslöser“. (cw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Personalie

Chefarztwechsel am Elblandklinikum Radebeul

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Unsere Umfrage zur Bundestagswahl

Die kuriosen und skurrilen Wünsche aus der Ärzteschaft

Drei Jahre nach Kriegsbeginn

Ukraine: Sicherheit im Donnerklang

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Lesetipps