DKG-Umfrage

Immer mehr Übergriffe auf Klinikmitarbeiter

In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der gewalttätigen Übergriffe auf Beschäftigte in Kliniken laut einer Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft deutlich gestiegen. Das hat erhebliche Konsequenzen.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Beschäftigte in Kliniken sind immer häufiger aggressivem Verhalten von Patienten ausgesetzt. (Symbolbild mit Fotomodellen)

Beschäftigte in Kliniken sind immer häufiger aggressivem Verhalten von Patienten ausgesetzt. (Symbolbild mit Fotomodellen)

© Halfpoint / stock.adobe.com

Berlin. Gewalt gegen Mitarbeiter in Krankenhäusern wird zu einem immer größeren Problem. So gaben 73 Prozent der Kliniken bei einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft an, dass die Zahl der Übergriffe in den vergangenen fünf Jahren gestiegen ist. 20 Prozent dieser Krankenhäuser verzeichneten sogar einen deutlichen Anstieg. Lediglich vier Prozent gaben an, die Zahl der Übergriffe sei gesunken.

Besonders betroffen von Gewalt sind Pflegekräfte und hier besonders Beschäftigte in den Notaufnahmen. Als eine der Hauptursachen nannten 73 Prozent der Kliniken einen allgemeinen Respektverlust gegenüber dem Krankenhauspersonal, 77 Prozent führten Übergriffe auch auf den Zustand des Patienten zum Beispiel nach Alkoholkonsum oder wegen starker Schmerzen zurück. 69 Prozent beobachten Gewalttätigkeiten bei Patienten mit psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder Demenz. Lange Wartezeiten nannten 40 Prozent als eine der Hauptursachen für gewalttätige Übergriffe.

21 Prozent der Betroffenen haben gekündigt

Die Gewaltausbrüche haben für die Mitarbeiter und die Kliniken erhebliche Konsequenzen. So haben in 21 Prozent der befragten Krankenhäuser betroffene Mitarbeiter gekündigt. In jeder dritten Klinik haben Beschäftigte um eine interne Versetzung gebeten.

Fast drei Viertel der Krankenhäuser berichten von gelegentlichen und 14 Prozent von häufigen merklichen psychischen Belastungen der Mitarbeiter, zum Beispiel durch Schock, Angstgefühle oder Niedergeschlagenheit. Nur 13 Prozent der Krankenhäuser gaben an, dass die Übergriffe bei ihren Mitarbeitern nicht zu psychischen Belastungen geführt hätten.

Die Krankenhäuser setzen unterschiedliche Mittel ein, um ihre Beschäftigten gegen Gewalt zu schützen. So werden auf 65 Prozent der besonders betroffenen Stationen Deeskalationstrainings angeboten, 64 Prozent setzen auf bauliche und technische Maßnahmen wie Zutrittskontrollen oder Videoüberwachung, 60 Prozent haben klinikinterne Handlungsempfehlungen zum Umgang mit aggressiven Patienten erarbeitet.

Mehr als jedes vierte Haus setzt Sicherheitspersonal ein. Die Kosten für das Sicherheitspersonal sind bei fast 40 Prozent der Kliniken in den vergangenen fünf Jahren laut Umfrage deutlich gestiegen. Sind Mitarbeiter Opfer von gewalttätigem Verhalten geworden, bieten 58 Prozent der Krankenhäuser zum Beispiel psychologische Unterstützung an, jede zweite Klinik Nachsorge- und Hilfsangebote.

Hohe Dunkelziffer

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft geht bei den Zahlen von einer erheblichen Dunkelziffer aus. Vor allem kleinere Übergriffe würden häufig nicht angezeigt und als eine Art Berufsrisiko betrachtet.

Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Klinikmitarbeiter fordert die stellvertretende DKG-Vorstandsvorsitzende Professorin Henriette Neumeyer „eine konsequente Verfolgung der Straftaten und vor allem eine gesellschaftliche Debatte und politisches Handeln über zunehmende Gewalt, soziale Schieflagen und sinkende Hemmschwellen“. Auch Strafverschärfungen für Übergriffe gegenüber Krankenhausbeschäftigten analog zu den Verschärfungen bei Angriffen gegen Rettungskräfte seien eine Option.

An der Repräsentativbefragung des Deutschen Krankenhausinstituts im Auftrag der DKG haben sich bundesweit 250 Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten beteiligt.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wie sich Fehlinfos geraderücken lassen

Das Faktensandwich hilft im Umgang mit falsch vorinformierten Patienten

Lesetipps
Eine Kinderärztin hält im Rahmen einer Kinderimpfung gegen Meningokokken eine Spritze

© Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Neuerungen der STIKO-Impfempfehlungen

Meningokokken: Warum gerade Jugendliche geimpft werden sollten