Medizinstudium

Interaktiv lernen, bei Prüfung punkten

Lehrbuch, Laptop, Tablet: Heute wird nicht mehr nur aus dicken Wälzern gelernt. An der Uni Freiburg lernen Medizinstudenten mit einer interaktiven Webseite. Das macht sich auch bei den Prüfungsergebnissen positiv bemerkbar.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Lehrbuch, Laptop, Tablet – heute wird nicht mehr nur aus dicken Wälzern gelernt.

Lehrbuch, Laptop, Tablet – heute wird nicht mehr nur aus dicken Wälzern gelernt.

© elenabsl / Fotolia.com

FREIBURG. Auf den ersten Blick sieht das Schwarz-Weiß-Bild des männlichen Oberkörpers aus wie aus einem klassischen Lehrbuch. Doch die Abbildung auf der Webseite der Uniklinik Freiburg ist interaktiv.

Fahren die Studenten mit dem Maus-Cursor über verschiedene, rund um den Nabel markierte Punkte, öffnen sich kleine Fenster mit Erklärungen. Zum Beispiel ein Punkt links oberhalb des Nabels: "Herzinfarkt, Pankreatitis, Milzinfarkt, Milzruptur, Pleuritis, Nierenbeckenstein, Perinephritischer Abszess" könnten Ursachen für Schmerzen an genau dieser Stelle sein.

Wer genug geübt hat, kann sein Wissen anschließend mit einem Fallquiz testen.

Seit dem Sommersemester 2015 bietet die Uniklinik Freiburg ein frei zugängliches Online-Nachschlagewerk zu Basis-Untersuchungstechniken (U-Kurs-Online). Neben Bildern und Grafiken gibt es auch Videos, die typische Handgriffe zeigen und erklären.

Das Webangebot soll beim Lernen, Vor- und Nachbereiten der Kurse helfen – aber sie nicht ersetzen, sondern zum Üben motivieren.

Vorher schlecht vorbereitet

"Wir haben festgestellt, dass die Studierenden viel besser vorbereitet sind, seit wir dieses Angebot haben", sagt Dr. Andy Maun von der Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung der Uniklinik Freiburg.

Die Idee sei geboren worden, weil Studierende und auch Dozenten das schriftliche Untersuchungskursmanual kaum zur Vorbereitung der praktischen Übungen nutzten, berichtet Irmgard Streitlein-Böhme, Lehrkoordinatorin Medizindidaktik am Lehrbereich Allgemeinmedizin. Außerdem habe man Standards für die Prüfung setzen wollen.

In nur einem halben Jahr wurde die Plattform aufgebaut und die sechs Hauptmodule mit selbst verfassten Texten bestückt. "Der Hintergrund ist ein Untersuchungskursmanual, das wir bereits seit 2005 nutzen und das ich aus Bochum mitgebracht und für Freiburg angepasst habe", sagt Streitlein-Böhme.

Von jungen Ärzten für Studierende

Alle, die in den Videos zu sehen sind, seien zum Drehzeitpunkt gerade approbierte Ärzte gewesen. "Sie kannten deshalb ihre eigenen Defizite in der klinisch-praktischen Ausbildung des Studiums und konnten so mit einbringen, was sich Studierende in diesem Bereich wünschen", sagt die Lehrkoordinatorin.

Vorbild für die Lern-Plattform war Bern in der Schweiz: seit Jahren bietet die Universitätsklinik dort frei zugängliche Video zu Untersuchungstechniken. Auch Heidelberg und Dresden stellen ihren Studierenden Videos für praktische Fertigkeiten zur Verfügung.

Das Angebot richtet sich an alle Studienabschnitte, vor allem an das zweite und dritte vorklinische Semester und an das erste klinische Semester. "Aber es kann auch genutzt werden in Vorbereitung auf Famulaturen, andere klinische Fächer wie Innere und Chriurgie und für das PJ", zählt Streitlein-Böhme auf. Und auch Dozenten und Prüfer könnten es nutzen.

Zugriffszahlen steigen vor Prüfungen an

Dass die Studierenden gern mit dem anschaulichen Stoff arbeiten, zeigen auch die Zugriffszahlen: "Sie sind natürlich kurz vor den Prüfungen deutlich höher als im übrigen Zeitraum – in Spitzenzeiten gibt es etwa 300 Zugriffe pro Tag", erläutert Streitlein-Böhme. Das E-Learning-Programm werde regelmäßig evaluiert.

Und auch bei den Prüfungsergebnissen macht sich schon ein Effekt bemerkbar: "Wir konnten feststellen, dass die Durchschnittsergebnisse bei den praktischen Prüfungen im ersten klinischen Semester um circa zehn Prozent besser wurden nach Einführung von Ukurs-Online."

Die Plattform der Uni Freiburg unter www.ukurs.uni-freiburg.de.

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