Kommentar zu „Apps auf Rezept“

Keine Revolution ohne das Volk

Wer die ärztliche Basis nicht bei den DiGA mitnimmt, darf sich nicht wundern, wenn die digitale Revolution an Wissenslücken scheitert.

Von Margarethe Urbanek Veröffentlicht:

Hochgelobt wurde vergangene Woche der Start in die Verordnungsfähigkeit der ersten „Apps auf Rezept“. Zu früh? Wer hoch fliegt, kann bekanntlich auch tief fallen. Die reine Listung Digitaler Gesundheitswendungen (DiGA) beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte jedenfalls, kann noch nicht der Durchbruch in der Versorgung sein. Die gewünschte digitale Revolution aus den Polit- und Herstellerkreisen könnte am Ende an der Basis scheitern.

So zumindest der Eindruck, den ein gemeinsames Webinar des Hartmannbundes, des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung und des Bündnisses Junge Ärzte hinterlässt. Die Informationslücken in der Ärzteschaft beim Thema „Apps auf Rezept“ sind offensichtlich enorm. Kaum ein Arzt beim Webinar, der wusste, wie DiGA verordnet werden sollen oder dass Informationen für Fachkreise im DiGA-Verzeichnis zu finden sind. Stattdessen Berührungsängste mit dem neuen Versorgungsbereich und viele Fragezeichen, die im ohnehin schon stressigen Praxisalltag kaum beseitigt werden können.

Kein Vorwurf deshalb den Ärzten an dieser Stelle! Kein Vorwurf auch den Organisatoren des Webinars! Sie haben den Dialog über Digitale Gesundheitsanwendungen gesucht und haben Ärzten einen Raum der Information gegeben. Sie haben die Nachfragen ernst genommen und sind auf die Bedürfnisse der Ärzte eingegangen.

Das ist ein Weg, den man schon viel früher hätte einschlagen müssen. Wer die Basis nicht mitnimmt, kann nicht von ihr erwarteten, die tragende Kraft einer digitalen Revolution zu werden. Diese Revolution hat nur dann eine Chance, nicht gleich wieder zu verpuffen, wenn die Ärzte den Mehrwert der neuen Versorgungsform kennenlernen und bereit sind, sich neben Corona-Pandemie und Praxisalltag nun auch mit den Digitalen Gesundheitsanwendungen zu befassen. Kein leichtes Unterfangen, auch wenn allseits gerne so getan wird, als sei es ganz einfach, bei dem derzeitigen Tempo noch den Durchblick zu behalten.

Keine Frage: Es muss nicht immer alles perfekt sein, um zu beginnen. Und so kann aus einem holprigen DiGA-Start, der auf Informationslücken in der Ärzteschaft fußt, noch der gewünschte Mehrwert für die Gesundheitsversorgung wachsen. Aber nur dann, wenn die Basis endlich stärker mitgenommen wird.

Schreiben Sie der Autorin: margarethe.urbanek@springer.com

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