Komplett oder als Zusatz: Die Mehrheit will sich nicht privat absichern

Trotz der neuen Steuervorteile: Das Gros der gesetzlich Krankenversicherten ist nicht wechselwillig.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:

HAMBURG. Die Mehrheit der Bürger, die gesetzlich krankenversichert sind, würde - selbst, wenn sie es könnten - nicht in die private Krankenversicherung (PKV) wechseln. Gerade einmal ein Drittel wäre wechselbereit, so das Ergebnis einer bundesweiten forsa-Umfrage unter 1002 Bürgern im Alter von 18 bis 65 Jahren. In Auftrag gegeben hatte die Studie der Versicherer HanseMerkur (wir berichteten kurz).

Ziel der Studie war es vor allem, herauszufinden, ob die Befragten das neue Bürgerentlastungsgesetz kennen und ob sie sich vorstellen könnten, den Betrag, den sie durch die neuen Steuervorteile sparen, für den Abschluss einer privaten Krankenzusatzversicherung zu nutzen. Denn seit Januar ist das Bürgerentlastungsgesetz in Kraft. Und danach können die Beiträge zur gesetzlichen und privaten Basis-Krankenversicherung steuerlich voll abgesetzt werden. Jeder zweite der Befragten kennt dieses Gesetz und die mögliche Entlastung auch. Wobei die 18- bis 25-Jährigen zu über 70 Prozent noch nichts davon gehört haben.

Trotzdem, eine private Krankenzusatzversicherung kommt für die Mehrheit (51 Prozent) nicht in Frage. Dabei wären Frauen mit 48 Prozent eher zum Abschluss einer solchen Zusatzversicherung bereit als Männer (41 Prozent). Die Ablehnung zieht sich durch alle Altersgruppen hindurch. Besonders aber die 56- bis 65-Jährigen scheinen nicht für eine Zusatzversicherung zu gewinnen zu sein: 57 Prozent geben an, sie käme nicht für sie in Frage.

Dass sich ihre Ausgaben für Gesundheit im Vergleich zum vorangegangenen Jahr wesentlich ändern werden, davon gehen 45 Prozent der Befragten nicht aus. 44 Prozent sind der Meinung, sie müssen dieses Jahr mehr für ihre Gesundheit ausgeben, neun Prozent meinen, ihre Ausgaben werden sogar sinken. Die übrigen zwei Prozent machten keine Angabe. Interessant: Bei den Männern glaubt jeder zweite dieses Jahr mehr für Gesundheit bezahlen zu müssen. Bei den Frauen sind es nur 38 Prozent. Und auch in der Altersgruppe der 36- bis 45-Jährigen geht jeder zweite von steigenden Ausgaben aus.

Die Voraussetzung, in die PKV zu wechseln - also ein monatliches Bruttoeinkommen über der Versicherungspflichtgrenze von 4162 Euro - erfüllen übrigens nur zehn Prozent der Befragten. Unter den Frauen sogar nur sechs Prozent. Attraktiver wird der Wechsel in die PKV auch nicht dadurch, dass die Beiträge steuerlich absetzbar sind, so zumindest die Antwort von 73 Prozent der Befragten. In der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen und 26- bis 35-Jährigen könnten sich dabei immerhin jeweils über 40 Prozent einen Wechsel in die PKV vorstellen. Bei den 56- bis 65-Jährigen sind es noch nicht einmal 20 Prozent - was natürlich auch damit zu tun hat, dass ohne einen vorherigen Aufbau von Altersrückstellungen eine private Krankenversicherung kaum bezahlbar ist.

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Kommentare
Hendrik Hüning 27.04.201020:13 Uhr

Wechseln nur, wenn es (noch) schlechter wird?

Durch weitere Rationierung kommt vielleicht auch bei den bisherigen Nutznießern der "Gesundheitsflatrates" die "Ratio" in Wallung und es setzt sich die Erkenntnis durch, dass ohne Moos nix los ist.

If you pay peanuts, you´ll get monkeys....

Bin gespannt, wie viele "Höchstbeiträgler" dann heulend und zeternd aus der Sozialumnachtung erwachen und vergeblich Leistungen einfordern, die einfach nicht mehr erbracht werden, weil "zu teuer", "et jibbt nix ümsonst" oder "keiner mehr da, der das kann"...

Wir werden sehen....

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