WIdO-Auswertung
Krankenhaus-Fallzahlen auch in der dritten Corona-Welle rückläufig
Wegen hoher Infektionszahlen mieden Patienten auch Anfang 2021 die Krankenhäuser – wenngleich der Rückgang der Fallzahlen niedriger ausfiel als im Coronajahr davor.
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Seit Beginn der Pandemie sind viele Klinikbetten, die nicht für die Versorgung von Coronapatienten benötigt wurden, leer geblieben.
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Berlin. Auch in der dritten Pandemiewelle Anfang 2021 hat es einen Rückgang bei den stationären Fallzahlen gegeben. Der Rückgang fiel allerdings niedriger aus als in den beiden ersten Wellen 2020, wie aus einer am Donnerstag vorgelegten Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Basis von Versichertendaten hervorgeht.
Demnach lag die Krankenhausfallzahl von März bis Mai 2021 um 16 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum 2019. In der zweiten Welle – zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 – hatte der Rückgang bei minus 20 Prozent und in der ersten Welle im Frühjahr 2020 sogar bei minus 27 Prozent gelegen.
Einbrüche bei ambulant-sensitiven Indikationen
Auffällig sei insbesondere die Entwicklung bei den ambulant-sensitiven Krankheitsbildern, sagte WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. „Bei Krankenhausbehandlungen zu Indikationen wie Diabetes, Herzinsuffizienz oder COPD, die auch von entsprechend qualifizierten niedergelassenen Ärzten behandelt werden können, sehen wir weiterhin sehr starke Einbrüche von bis zu 50 Prozent.“
Bei Brustkrebs-Operationen gab es in der dritten Welle hingegen eine weitgehende Rückkehr zu den Fallzahlen vor der Pandemie. Auch bei elektiven Eingriffen kam es zu deutlich geringeren Einbrüchen als in den beiden ersten Wellen der Pandemie.
Bei Hüftimplantationen etwa gab es zuletzt nur noch einen Rückgang von 13 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019. In der ersten Welle waren es minus 44 Prozent, in der zweiten Welle minus 22 Prozent.
Erneut Rückgang bei Darmkrebs-Operationen
Mit Blick auf Darmkrebs-Operationen beobachte das Institut wiederum einen erneut starken Rückgang in der dritten Welle. Hier lagen die Fallzahlen im Frühjahr 2021 immer noch 13 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum 2019. In der ersten Pandemiewelle von März bis Mai 2020 hatte es bei Darmkrebs-Operationen ein Minus von 17 Prozent gegenüber 2019 gegeben. In der zweiten Welle waren es minus 18 Prozent.
„Wir vermuten, dass der Rückgang mit reduzierter vorgelagerter Diagnostik im ambulanten Bereich zusammenhängt“, sagte Klauber. Koloskopien seien in der ersten Pandemiewelle deutlich seltener erfolgt als in der Zeit vor Corona. Für die Folgewellen lägen Daten zur ambulanten Versorgung allerdings noch nicht vor.
Auch die Fallzahlen bei Notfällen liegen in der dritten Pandemiewelle weiter deutlich unter dem Niveau der Vorpandemiezeit. Bei Herzinfarkten etwa gab es ein Minus von elf Prozent, bei Schlaganfällen ein Minus von acht Prozent.
Alter der COVID-19-Patienten im Krankenhaus sinkt
Die WIdO-Daten zeigen zudem: Patienten, die wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden mussten, waren in der zweiten Welle mit 69,6 Jahren etwas älter als in der ersten Welle – damals hatte das Durchschnittsalter bei 68 Jahren gelegen.
Mit Beginn der dritten Welle sei das Durchschnittsalter der COVID-19-Fälle im Krankenhaus auf 63,6 Jahre gesunken, teilte das WIdO mit. Klauber erklärte das damit, dass in der dritten Welle verstärkt Menschen mittleren Alters hätten intensivmedizinisch behandelt werden müssen, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht geimpft worden seien.