Modellversuche

Medikationsplan – Im Prinzip Zustimmung

Der bundeseinheitliche Medikationsplan ist offenbar ein Schritt in die richtige Richtung, wie drei Modellversuche belegen.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Der Medikationsplan soll vor allem die Arzneimitteltherapiesicherheit bei Multimedikation verbessern helfen.

Der Medikationsplan soll vor allem die Arzneimitteltherapiesicherheit bei Multimedikation verbessern helfen.

© Robert Kneschke / Fotolia

BERLIN. Seit Oktober 2016 haben Patienten, die mindestens drei verordnete Arzneimittel einnehmen, Anspruch auf einen Medikationsplan. Unterdessen hat das Bundesgesundheitsministerium Resultate dreier Modellprojekte zum Medikationsplan veröffentlicht, die mit dessen finanzieller Förderung in den Jahren 2014 bis 2016 über die Bühne gingen.

Dabei wurden Akzeptanz und Praktikabilität des Medikationsplans bei Patienten und Leistungserbringern abgefragt. Gravierende Probleme bereitete die Medikationsübersicht in den Versuchen nicht. Von Patientenseite erhielt der Medikationsplan durchweg gute bis sehr gute Noten.

Die Projekte im Einzelnen:

1.) Unter Federführung des Apothekerdachverbands ABDA wurde von 12 Praxen und ebensovielen Apotheken ein elektronischer Medikationsplan einschließlich Datenaustausch erprobt. Partner des "PRIMA" getauften Projekts ("Primärsystem-Integration des Medikationsplans mit Akzeptanzuntersuchung") waren die KBV, die Landesapothekerverbände und die KVen in Sachsen und Thüringen, die AOK Plus sowie die Freie Universität Berlin.

Die meisten Ärzte und Apotheker (rund 80 Prozent) bewerteten laut ABDA den Informationsaustausch während der über zweijährigen Zusammenarbeit positiv. Zwei Drittel der Patienten gaben an, dass der Medikationsplan ihr Wissen über den Grund ihrer Medikamenteneinnahme und deren Dosierung verbessert habe. 84 Prozent sahen im optimierten Informationsaustausch zwischen Ärzten und Apothekern den größten Nutzen des Medi-Plans.

Dagegen befanden nur 13 Prozent der Patienten, dass der Plan ihnen selbst mehr Sicherheit im Umgang mit den verordneten Arzneimitteln gibt. Diese Sicherheit hätten die meisten Patienten (70 Prozent) vielmehr der Aufsicht und Kontrolle durch die Leistungserbringer zugeschrieben.

Um sich laut ABDA als "nützliches Tool" zu erweisen, müsste der bundeseinheitliche Medikationsplan in ein "Medikationsmanagement-Konzept" integriert werden – ganz im Sinne der berufspolitischen Zielsetzungen des Apothekerverbandes.

2.) Ein zweiter Feldversuch ("MetropolMediplan 2016") lief in Bayern von Anfang 2015 bis März 2017. Koordiniert wurde er vom Uniklinikum Fürth, beteiligt waren unter anderem zwei Praxisnetze und 19 regionale Apotheken. Hier wurde sowohl mit digitalen als auch Papier-Versionen des Medikationsplans gearbeitet.

Während der gesamten Laufzeit seien 863 Pläne erstellt worden und 2070 Fortschreibungen erfolgt. "Insbesondere wenn Apotheker und Arztpraxen gemeinsam fortschrieben, konnte eine Erhöhung der Informationsqualität und der Arzneimitteltherapiesicherheit erreicht werden", heißt es im Abschlussbericht.

Gleichwohl wird kein Zweifel daran gelassen, dass die interdisziplinäre Kommunikation zwischen Apothekern, Praxis- und Klinikärzten noch verbesserungsfähig wäre. Mit der Einführung einer elektronischen Patientenakte und eines Patientenfachs würden nach Ansicht der Autoren auch Aktualität und Informationskraft des Medikationsplans gewinnen.

Die Patienten hätten den Plan überwiegend (75 Prozent) als lesbar und verständlich empfunden. Den meisten sei dessen regelmäßige Pflege wichtig gewesen. Bei rund 20 Prozent der Patienten, die an dem Modellversuch teilnahmen, habe man über die Zeit hinweg einen "deutlichen Lerneffekt" verzeichnet.

3.) Dritter im Bunde der vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Modellprojekte zum Medikationsplan war die Universität Witten/Herdecke, die in der Region Erfurt mit dem dortigen Helios-Klinikum, 12 Arztpraxen und 15 Apotheken kooperierte. Hier lag der Fokus auf der Patientenzufriedenheit. Und die fiel durchweg hoch aus.

161 Patienten waren an der Studie beteiligt, die im Mittel anfangs acht, später zehn Medikamente täglich einnehmen mussten. 92 Prozent der Patienten hielten die Medikationsübersicht für verständlich und "für eine gute Idee". 84 Prozent hätten sich nach einem Jahr Anwendung "sicherer im Umgang mit ihren Arzneimitteln gefühlt".

Auch Ärzte und Apotheker seien dem Medikationsplan gegenüber "positiv eingestellt", kritisierten allerdings, dass die Pläne nicht zentral verfügbar waren.

Ein Drittel der teilnehmenden Hausärzte fand den Zeitaufwand für die erste Ausfertigung des Medikationsplans inakzeptabel, und 44 Prozent beklagten, dass Aktualisierung und Fortschreibung der Pläne zuviel Zeit kosteten.

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