„Brandbrief“ an Minister Lauterbach

BVMed warnt vor Produktausfällen in der Wundversorgung

Schon vor zwei Jahren haben die Hersteller therapeutischer, meist antimikrobieller Wundauflagen mehr gesetzgeberische Unterstützung zur Nutzenbewertung eingefordert. Passiert ist nichts.

Veröffentlicht:
Schlecht heilende Wunden sind eine Herausforderung. Wundverbände mit zusätzlichen therapeutischen Eigenschaften versprechen Hilfe – haben allerdings auch ihren Preis.

Schlecht heilende Wunden sind eine Herausforderung. Wundverbände mit zusätzlichen therapeutischen Eigenschaften versprechen Hilfe – haben allerdings auch ihren Preis.

© kittyfly / stock.adobe.com

Berlin. Drohen Produktausfälle in der Wundversorgung? Zumindest der BVMed befürchtet das. In einem als „Brandbrief“ bezeichneten Schreiben des Medtechverbands an den Bundesgesundheitsminister ist am Mittwoch die Rede von „dringendem gesetzlichen Handlungsbedarf bei der Wundversorgung im GKV-System“.

Hinsichtlich des Nutzennachweises für sogenannte „sonstige Produkte zur Wundbehandlung“ müsse kurzfristig „eine Fristverlängerung sowie konkrete Vorgaben an den Gemeinsamen Bundesausschuss zu den Verfahrens- und Evidenzforderungen getroffen werden“; das sei bestenfalls noch im anstehenden Versorgungsgesetz I zu regeln. Nur so ließen sich „negative Folgen für Menschen mit chronischen Wunden nach dem aktuellen Stichtag 2. Dezember 2023 verhindert“, heißt es.

Anlass der Warnung ist, dass nach einem G-BA-Beschluss vom Dezember 2020 sogenannte „sonstige Produkte zur Wundbehandlung“ künftig eine Nutzenbewertung durchlaufen müssen, um zulasten der GKV erstattungsfähig zu sein. Der G-BA habe jedoch noch immer „keine auf die Wundversorgung angepassten Evidenzkriterien für die Nutzennachweise definiert“, moniert der BVMed. Zudem fehle ein „verbindlicher Beratungsanspruch der Hersteller beim G-BA“.

„Fehlgeleitete Verwaltungspraxis des G-BA“

„Sonstige Produkte zur Wundbehandlung“ sind gemäß Arzneimittel-Richtlinie (§ 54) Verbandmittel, deren Hauptzweck nicht im Wundschutz sondern in therapeutischen Wirkungen hinsichtlich der Wundheilung besteht oder bestehen soll. Nach Angaben des BVMed handelt es sich dabei etwa um silber- oder PHMB-haltige Wundauflagen. Rund 400 bisher erstattungsfähige Produkte müssen laut BVMed in absehbarer Zeit zur G-BA-Bewertung antreten.

Es ist nicht die erste nachdrücklichere Wortmeldung des BVMed in dieser Sache. Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren hatte er schon einmal mehr Planungssicherheit eingefordert. „Wir sind konfrontiert mit verfahrensrechtlichen Unklarheiten, nicht erfüllbaren Evidenzkriterien sowie einer fehlgeleiteten Verwaltungspraxis des G-BA“, so BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll.

Blieben auch diesmal wieder gesetzgeberische Klarstellungen aus, müsse damit gerechnet werden, „dass anerkannte und bewährte Wundauflagen ab 2. Dezember 2023 nicht mehr für die Versorgung chronisch kranker Wundpatient:innen zur Verfügung stehen“. Mit, wie es weiter heißt, „dramatischen Folgen“ – etwa höherem Antibiotika-Einsatz, einer Zunahme stationärer Behandlungen oder Mehrarbeit für Pflegekräfte. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an