Telemedizin

Mega-Studie startet in Deutschland

1500 Patienten sollen an der bisher größten Telemedizin-Studie teilnehmen. Ziel ist es, unter anderem beim Thema Kostenerstattung Klarheit zu schaffen.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Schneller informiert: An der Telemedizinstudie nehmen 460 Ärzte teil.

Schneller informiert: An der Telemedizinstudie nehmen 460 Ärzte teil.

© Getty Images / iStockphoto

BERLIN. Insgesamt 1500 Patienten sollen bis Ende 2014 in Berlin/Brandenburg an der bisher größten randomisierten Herzinsuffizienzstudie zur Telemedizin teilnehmen. Das Riesenprojekt soll endlich Klarheit über Nutzen und Kosten der Technologiebringen.

Der offizielle Startschuss für die Studie TIM-HF II ("Telemedical Interventional Management in Heart Failure II") fiel am Freitag, den 8. November, bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin (DGTELEMED).

"400 Hausarztpraxen in Berlin und Brandenburg sowie 60 niedergelassene Kardiologen sollen bis Ende 2014 insgesamt 1500 Patienten in die Studie einschreiben", erläuterte Professor Dr. Friedrich Köhler von der Charité Berlin, der die Studie wissenschaftlich leitet.

Behandelt wird entweder konventionell oder aber mit Unterstützung durch ein telemedizinisches Service-Zentrum der Charité beziehungsweise der Kliniken in den Städten Brandenburg und Cottbus. Die Patienten übertragen je nach individueller Situation Blutdruck, Körpergewicht und Daten von kardialen Implantaten, außerdem bei Bedarf EKGs und auch die Sauerstoffsättigung.

Für das komplette Messprogramm wird vom Industriepartner getemed ein Telemedizinköfferchen zur Verfügung gestellt. Beteiligt sind außerdem unter anderem T-Systems, die AOK Nordost, die BarmerGEK, der Hausärzteverband Brandenburg und das Kardionetz Brandenburg.

Wer TIM-HF II verstehen will, muss TIM-HF kennen. Diese ebenfalls randomisiert-kontrollierte Vorläuferstudie hatte die Herzinsuffizienz-Telemedizin bei wenig selektierten Patienten evaluiert und wider Erwarten keinen signifikanten Unterschied zur Regelversorgung gefunden.

Anhand der Ergebnisse wurden aber Risikopatienten identifiziert, die jetzt spezifisch untersucht werden.

Konkret geht es um Patienten mit mindestens einer herzinsuffizienzbedingten Klinikeinweisung in den letzten zwölf Monaten.

Die Patienten dürfen außerdem nicht depressiv sein und müssen eine linksventrikuläre Auswurfleistung (LVEF) von maximal 45 Prozent oder, bei besserer LVEF, ein Diuretikum in der Dauertherapie haben. Primärer Endpunkt ist ein Komposit aus Tod jeglicher Ursache und ungeplanter kardiovaskulärer Hospitalisierung.

Wichtiges sekundäres Studienziel sei der Nachweis der Nicht-Unterlegenheit der telemedizinischen Betreuung in strukturschwachen Regionen im Vergleich zur Regelversorgung in Berlin, so Köhler. Mit anderen Worten: Kann Telemedizin auf dem Land eine Versorgung garantieren, die in der Großstadt Standard ist?

Für die Krankenkassen betonte BarmerGEK-Vorstand Dr. Rolf Schlenker, dass TIM-HF II als wichtiger Meilenstein für Erstattungsdiskussionen betrachtet werde: "Wenn die Studie gute Ergebnisse bringt, dann wollen wir mit der Erstattung auch vorankommen." Interessant seien aus Sicht der Kassen vor allem die Klinikeinweisungen sowie die Lebensqualität.

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