Kommentar zum Zi-Trendreport
Patientenzahlen auf Normalniveau: Nur ein Zwischenhoch?
Wird es während der zweiten Pandemiewelle wieder einen starken Rückgang der Patientenzahlen geben? Entscheidend ist, wie viel Vertrauen die Patienten in die Hygienemaßnahmen der Praxen haben.
Veröffentlicht:Noch kommen keine Alarmmeldungen von Ärzten, dass die Patienten wie im März dieses Jahres aus- und die Praxen wieder leer bleiben. Und das, obwohl die COVID-19-Inzidenz einstweilen weiter steigt. Die Zahlen liegen längst deutlich über denen vom Spätwinter und Frühling, und doch scheinen die Ärzte weiterhin gut zu tun zu haben.
Das muss nicht so bleiben: Im gerade erschienenen Trendreport für das erste Halbjahr schreibt der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, Dr. Dominik von Stillfried, dass angesichts der massiven Rückgänge bei den Patientenzahlen in der ersten Welle auch für die zweite Welle mit weiteren „ausgeprägten Effekten“ zu rechnen sei.
Aber liegt das Zi richtig mit seinen Erwartungen? Die Antwort muss in der gegenwärtigen Lage Spekulation bleiben. Doch spricht einiges dafür, dass es nicht so schlimm kommen muss wie im Frühling, als selbst wichtige und schlecht aufschiebbare Untersuchungen vorsichtshalber abgesagt wurden, wie der Report detailliert darlegt.
Zum einen könnten die vielen Maßnahmen zur Patientensteuerung und zum Schutz vor Infektionen, die Ärzte ergriffen haben, das Vertrauen in die Sicherheit von Praxisbesuchen erhöht haben. Zum anderen könnte auch die vielfältige Aufklärung in den Medien Wirkung zeigen, nach der es gefährlicher sein kann, wenn ein chronisch kranker Patient ärztliche Hilfe nicht in Anspruch nimmt, als wenn er sich in der Praxis einem Ansteckungsrisiko aussetzt.
Hier gilt es für die Praxen, das offenbar derzeit noch überwiegende Vertrauen in die Vorsichtsmaßnahmen des Teams zu stärken – durch Entzerrung der Termine, durch Infektsprechstunden, durch aktive Erinnerung an bevorstehende Termine und nicht zuletzt durch striktes Einhalten der AHA-Regeln.
Wer hier bei den Patienten punktet, für den könnte die Normalisierung der Patientenzahlen mehr als ein Zwischenhoch sein. Und er schützt „seine“ chronisch kranken Patienten vor unnötigen Gesundheitsrisiken der Nichtbehandlung. Eine echte Teamaufgabe.
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