Sprechstundenbedarf: Bremer Kassen ziehen Zügel an

Früher war es in Bremen ganz einfach: Wenn Sprechstundenbedarf gebraucht wurde, hat der Arzt bestellt und die Apotheke geliefert. Seit die Kassen die Rezepte aber stärker prüfen, hängt es.

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Die Bestellung des Sprechstundenbedarfs ist strikt geregelt.

Die Bestellung des Sprechstundenbedarfs ist strikt geregelt.

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BREMEN (cben). In Bremen gibt es Ärger um die Bestellung des Sprechstundenbedarfs (SSB).

Viele Ärzte und Apotheker haben die SSB-Regelung in den vergangenen Jahren umgangen und Impfstoffe oder Wundauflagen ohne genehmigte Rezepte dann nachbestellt und erhalten, wenn sie benötigt wurden. Die Rezepte wurden im Nachhinein von den Kassen genehmigt.

Laut Sprechstundenbedarfsregelung sollen Bremer Ärzte aber ihren Sprechstundenbedarf für ein Quartal aufgrund des Vorquartals bemessen. Die Bestellung wird durch eine Prüfstelle genehmigt, und dann liefern die Apotheken en bloc für ein Quartal.

Für viele Praxen ein umständlicher Weg, weil der aktuelle Bedarf so einfach nicht abzubilden ist, meint Bremens Hausärzte-Chef Dr. Hans-Michael Mühlenfeld. "Absolut nicht praxisgerecht."

Das Problem entstand, als die Kassen begannen, die Rezepte strenger zu prüfen. "Immer häufiger wurden wohl Rezepte beanstandet und von den Kassen nicht bezahlt", sagt Mühlenfeld.

Zudem ist die Marge der Apotheken bei Impfstoffen geschrumpft und damit auch die Neigung, bei den SSB in Vorleistung zu gehen. "So haben die Apotheken darauf bestanden, dass nun die SSB-Regelung eingehalten wird."

Christiane Lutter, Vorsitzende des Bremer Apothekervereins, bestätigt, dass die Kassen strenger prüfen.

Keine Probleme in Niedersachsen

Sie fordert die Neuverhandlung der Richtlinie für eine "schlanke Lösung. Ich kann ja nicht empfehlen, dass die Sprechstundenbedarfsregelung umgangen wird."

Es sei den Apotheken nicht mehr möglich, in Vorleistung zu gehen. Lutter schickte ein entsprechendes Fax an die Bremer Apotheken. Eine Reihe von Apotheken wollten nun nicht mehr ohne genehmigtes Rezept liefern. Damit war der Ärger da.

Die KV Bremen reagierte, nachdem viele verunsicherte Ärzte bei der KV angerufen hatten. In einem Fax erklärt die KVHB, es sei ihr nicht klar, "warum die jahrelang geübte Praxis der Lieferanten künftig nicht mehr leistbar sein soll".

Und sie fordert die Ärzte auf: "Führen Sie Ihr bewährtes SSB-Management grundsätzlich weiter."

Im benachbarten Niedersachsen scheint die Order von SSB en bloc und aufgrund der Menge vom Vorquartal kein Problem zu sein. "Wir haben damit keine Schwierigkeiten", sagt Detlef Haffke, Sprecher der KV Niedersachsen, zur "Ärzte Zeitung".

Offenbar sind die Kassen froh, dass sie durch die Lieferung von Großpackungen Geld sparen.

Im Bremen ist man inzwischen teilweise zur alten Lösung zurückgekehrt. Geklärt sei das Problem aber nicht, sagt Christiane Lutter.

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