Forschungsförderung

Stiftung lässt zwei Millionen Euro für Heidelberger Forscher springen

Die Verknüpfung von Grundlagenforschung mit neuen Ansätzen der Früherkennung soll an der Uniklinik in Heidelberg mit Stiftungsmitteln vorangetrieben werden. Themenfelder: Pankreaskrebs und Demenz.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Stiftungsmittel in Millionenhöhe stärken die Forschung an der Uni Heidelberg.

Stiftungsmittel in Millionenhöhe stärken die Forschung an der Uni Heidelberg.

© Nicolas Loran / Getty Images / iStock

Heidelberg. Die Manfred Lautenschläger-Stiftung fördert zwei Forschungsprojekte am Universitätsklinikum Heidelberg aus der Neurologie und Onkologie mit jeweils einer Million Euro. „Das Thema Demenz gehört zu den dringlichsten gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Problemen unserer Zeit. Bis 2050 rechnen wir mit etwa drei Millionen an Demenz erkrankten Menschen in Deutschland. Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine verheerende Erkrankung mit einer äußerst schlechten Prognose. Die Zahl der Todesfälle durch Bauchspeicheldrüsenkrebs stieg in den letzten Jahrzehnten stetig an. In den geförderten Arbeiten verknüpfen die Experten grundlagenwissenschaftliche Forschung mit potenziellen Ansätzen für Früherkennung, Prävention und personalisierte Medizin“, wird Lautenschläger in einer Unimitteilung zitiert.

Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer würdigte die Bedeutung der Förderzusage für den Forschungsstandort Heidelberg: „Heidelberg gehört mit dem Universitätsklinikum, den universitären und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu den bedeutendsten Wissenschaftsstandorten in Deutschland. Von den hier gewonnenen Erkenntnissen im Bereich der Lebenswissenschaften profitieren Menschen weit über die Region hinaus.“

Dies sei auch ein Verdienst großzügiger Forschungsförderung durch Stiftungen und Mäzene. Bauer, die sich in der Hochphase des Landtagswahlkampfes am 14. März befindet, kann die Zuwendung für die Heidelberger Uni nur recht sein. Erst vor Kurzem hat sie in Stuttgart verkündet, einen Kooperationsverbund „Hochschulmedizin Baden-Württemberg“ zu etablieren, unter dessen Dach alle Uniklinika im Ländle stärker kooperieren und zu noch mehr Hochleistung in Forschung und Versorgung angespornt werden sollen.

Gedächtnisstörung als Früherkennungsmarker

Die präklinischen Forschungsarbeiten zu Alzheimer stehen unter Federführung von Professor Hannah Monyer, Ärztliche Direktorin der Abteilung für Klinische Neurobiologie am Uniklinikum. Die Untersuchungen zu Biomarkern für frühe Phasen von Demenz werden von Professor Martin Bendszus, Ärztlicher Direkter der Abteilung Neuroradiologie und Professor Wolfgang Wick, Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeine Neurologie der Neurologischen Klinik geleitet.

Die Forscher gehen davon aus, dass der Zeitpunkt einer Alzheimer-Früherkennung essenziell ist: In einem möglichst frühen Stadium der Erkrankung könnten Präventionsmaßnahmen bzw. eine potenzielle Behandlung dazu beitragen, ein Fortschreiten der Alzheimer-Demenz zu beeinflussen.

Um diesem Ziel näher zu kommen, untersuchen die Wissenschaftler Anfangsstadien der Alzheimer-Erkrankung im Tiermodell. Sie konzentrieren sich in den Arbeiten auf jene Hirnregionen, die sowohl beim Menschen als auch im Tiermodell frühzeitig betroffen sind und sich als milde Gedächtnisstörungen manifestieren. Im Mausmodell sind Untersuchungen auf Zell-, Netzwerk- und Verhaltensebene simultan möglich.

Diese Studien führen zur Erkennung bestimmter Zelltypen, deren Funktion bereits gestört ist, bevor die ersten Symptome eindeutig erkannt werden können. Die Ergebnisse aus der Grundlagenforschung sind Voraussetzung für die Identifizierung von neuen Biomarkern für frühe Krankheitsstadien. Auch lassen sich bestimmte Nervenzellen bisher nur im Labor gezielt anregen. Die Forscher versprechen sich dadurch Erkenntnisse, inwieweit eine eingeschränkte Zellfunktion und die damit einhergehende Gedächtnisstörung verbessert werden können, heißt es von Uniseite.

Pankreaskarzinom: Besonderheiten von Langzeit-Überlebenden

Professor Markus W. Büchler, Ärztlicher Direktor der Chirurgischen Klinik, und Professor Dirk Jäger, Ärztlicher Direktor der Klinik für Medizinische Onkologie und Geschäftsführender Direktor des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, haben sich mit ihren Teams für die Forschungsarbeiten zum Pankreaskarzinom zusammengeschlossen. Die Chirurgin Dr. Dr. Susanne Roth leitet die Arbeiten in der Gruppe Pankreaskarzinom.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Entzündungsvorgänge die Tumorentstehung in der Bauchspeicheldrüse wesentlich beeinflussen. Immunzellen in der Mikroumgebung des Tumors fördern meist dessen Wachstum. Patienten, die hingegen eine außergewöhnlich hohe Anzahl an tumorbekämpfenden Immunzellen im Tumorgewebe aufweisen, scheinen besonders lange zu überleben. Bislang ist allerdings noch weitgehend unverstanden wie die Wechselwirkungen zwischen Immunsystem, Tumor und umgebenden Bindegewebszellen funktionieren. Immuntherapeutische Ansätze sind bei dieser Krebserkrankung daher bisher noch wenig erfolgreich.

Die Heidelberger Forscher untersuchen nun Tumor-Zellproben von Patienten mit einem extrem langen Überleben im Vergleich zu Proben von Patienten mit relativ kurzem Überleben nach einer Operation. Ziel ist es nach Uniangaben, besondere Merkmale der Tumoren und der Interaktionen mit der Mikroumgebung zu identifizieren, welche möglicherweise entscheidend zum Überleben beitragen. Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue (immuntherapeutische) Ansatzpunkte für Medikamente zu finden.

Mehr zum Thema

Geschäftsjahr 2023

Asklepios steigert Umsatz und Gewinn

Ausblick

Pharmaindustrie erwartet wieder Wachstum

Das könnte Sie auch interessieren
Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Tag der Privatmedizin 2023

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen