Unis verlangen detaillierte Krankheitsinfos zu Studenten

Ärzte in Nordrhein sind entsetzt: Einige Unis erkennen Atteste nur an, wenn sie Krankheitssymptome genau benennen.

Veröffentlicht:
Prüfungsämter in Nordrhein verlangen offenbar von Ärzten bei Attesten für Studenten quasi eine Verletzung der Schweigepflicht.

Prüfungsämter in Nordrhein verlangen offenbar von Ärzten bei Attesten für Studenten quasi eine Verletzung der Schweigepflicht.

© Dustin Lyson / fotolia.com

DÜSSELDORF (iss). Die Ärzte in Nordrhein wehren sich gegen eine Aushöhlung des Patientengeheimnisses bei Studenten. Die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo) lehnt die Praxis von Prüfungsämtern als diskriminierend ab, von Studenten die Offenlegung von Symptomen zu verlangen, wenn sie krankheitsbedingt nicht an einer Prüfung teilnehmen können.

An einigen nordrhein-westfälischen Universitäten, etwa in Münster und Düsseldorf, verlangen die Prüfungsämter von verhinderten Prüflingen Bescheinigungen, auf denen der Arzt die Krankheitssymptome schildert. "Die Beantwortung der Rechtsfrage, ob die nachgewiesene gesundheitliche Beeinträchtigung den Abbruch der Prüfung rechtfertigen kann, ist grundsätzlich nicht Aufgabe des Arztes; dies ist vielmehr letztlich und in eigener Verantwortung von der Prüfungsbehörde zu entscheiden", heißt es auf einem Formular der Universität Düsseldorf.

Die Ärzte werden um kurze Ausführungen zu den Krankheitssymptomen und der Art der Leistungsminderung gebeten.

"Ich finde es unmöglich, dass die Prüfungsordnungen so ausgelegt werden, dass sich Studierende so weit entblättern müssen, dass sie ihre Ärzte quasi von der Schweigepflicht entbinden", sagte ÄKNo-Vorstand Dr. Christiane Groß. Sie hatte einen Antrag in die Kammerversammlung eingebracht, dem die Delegierten mit großer Mehrheit gefolgt sind.

Die Schilderung von Krankheitssymptomen sei nicht nur beschämend für die Studierenden, sondern auch datenschutzrechtlich bedenklich und untergrabe das Recht der Patienten auf informationelle Selbstbestimmung, heißt es in dem Antrag.

"Wenn diese Symptome dann durch medizinische Laien bewertet werden, führt diese Praxis in verfassungsrechtlich bedenklicher Weise zu willkürlichen Ergebnissen." Die Forderung der Ärzte: Entweder wird von den Unis ein ärztlicher Dienst eingeschaltet, oder es reicht ein ärztliches Attest, das die krankheitsbedingte Unfähigkeit belegt, an Prüfungen teilzunehmen.

Update 2. Dezember: Auch an der Universität Frankfurt müssen Studenten neben dem Attest ein Formular für die Bescheinigung der Prüfungsunfähigkeit einreichen, das vom behandelten Arzt ausgefüllt werden muss. Auch dort müssen die Krankheitssymptome und die Art der Leistungsminderung angeben werden. Unter anderem wird gefragt, ob Examensangst ursächlich für die Krankheitssymptome ist.

Zum Formular der Universität Frankfurt für die Bescheinigung der Prüfungsunfähigkeit (PDF)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Ärzte wehren sich zu Recht

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Praxisberaterin im Interview

So verbessern Kommunen die ärztliche Versorgung vor Ort

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Ein Traum für jeden Patienten mit insulinpflichtigem Diabetes: Eine vollständig automatisierte Insulingabe mit Full-Closed-Loop (FCL)-Systemen dank künstlicher Intelligenz (KI).

© Iryna / stock.adobe.com

KI in AID-Systemen

Diabetes: Vollautomatisierte Insulinpumpen sind im Kommen

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren