Pflegebetrug

Verlockend viel Geld in der Intensivpflege

Ambulante Intensivpflege kann viel Geld einbringen. Das lockt auch Betrüger. Laut AOK Bayern wird derzeit gegen jeden vierten Dienstleister ermittelt.

Veröffentlicht:

MÜNCHEN. In der ambulanten Intensivpflege geht es nicht immer korrekt zu. Laut AOK Bayern ermitteln Staatsanwälte allein in Bayern derzeit gegen jeden vierten ambulanten Intensivpflegedienst wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrug. Das berichtete in ihrer Samstagsausgabe die Tageszeitung "Die Welt".

Die Varianten des Betrugs seien den Krankenkassendaten zufolge vielfältig. Es gebe unter anderem Fälle, in denen weniger Pflegekräfte als abgerechnet Dienste übernähmen. Auch komme es vor, dass Mitarbeiter falsche Arbeitszeiten abrechneten.

In anderen Fällen seien die eingesetzten Pflegekräfte für diese Art von Pflegetätigkeit nicht wie vorgeschrieben qualifiziert. In der ambulanten Intensivpflege sei eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung durch mehrere Pflegende pro Patient üblich.

Ungereimtheiten soll es aber auch bei der Einstufung des Pflegebedarfs von Patienten geben. Sie würden manchmal in den entsprechenden Dokumenten als kränker dargestellt als sie sind, um sie als Intensivpflegefall deklarieren zu können. Dies geschehe unter anderem in der Form, dass zwischenzeitliche gesundheitliche Fortschritte der Betreuten nicht mitgeteilt würden.

In allen Fällen rechneten die Pflegedienste unrechtmäßig zu viel Geld ab, das in die Taschen des betreffenden Dienstanbieters fließe. Die Krankenkassen und damit die Beitragszahler würden dafür zur Kasse gebeten. Die Honorare für die relativ aufwendige ambulante Intensivpflege seien hoch. Für die Betreuung eines Patienten würden aktuellen Daten zufolge bis zu etwa 25.000 Euro pro Monat abgerechnet.

Experten kritisieren in diesem Zusammenhang finanzielle Fehlanreize, die Korruption begünstigen könnten. In der Pflege seien entsprechend bessere Kontrollen erforderlich.

Die AOK Bayern beschäftigt eigene Ermittler, die sich speziell mit Korruption und Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen beschäftigen. Allein im Auftrag dieser Krankenkasse sind den Angaben zufolge sieben Betrugsermittler und 30 Abrechnungsspezialisten tätig.

Sie kooperieren eng mit den Zuständigen bei Polizei und Staatsanwaltschaft. So hatte die AOK Bayern für 2017 insgesamt 1800 mutmaßliche Betrugsfälle gemeldet, und damit 20 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Erst im März hatte das Bayerische Innenministerium verkündet, ebenfalls mehr gegen Korruption im Gesundheitswesen unternehmen zu wollen. Demnach sollen landesweit in jedem Polizeipräsidium Ermittler auf das Thema spezialisiert werden. Die Krankenkasse begrüßt diesen beabsichten Kompetenzgewinn. (cmb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Kurt-Michael Walter 12.09.201815:23 Uhr

Verlockend viel Geld in der Gesundheitsbranche.


Kranken- und Pflegekassen horten Milliarden an Beitragsrücklagen auf Ihren Konten. Das lockt Betrüger und fördert Korruption in der Gesundheitsbranche. "Upps", so schnell kann es zur Diffamierung einer ganzen Branche führen. Mit solchen Mitteilungen schaden sich die Journalisten und Printmedien nur selbst.

Zu den Fakten: In Bayern gibt es zur Zeit ca. 80 ambulante Intensivpflegedienste von denen laut Beitrag der Tageszeitung „Die Welt“ und laut „AOK Bayern“ derzeit Staatsanwälte gegen jeden vierten ambulanten Intensivpflegedienst wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrug ermitteln. Konkret würde also gegen ca. 20 ambulante Intensivpflegdienste von Seiten der Staatsanwaltschaft Bayern ermittelt.

Letztendlich sind es meist Bagatellfälle die gegen Zahlung eines Bußgeldes eingestellt werden bzw. nicht über den Ermittlungsstatus hinaus zum strafgerichtlichen Verfahren kommen.

„Experten kritisieren in diesem Zusammenhang finanzielle Fehlanreize, die Korruption begünstigen könnten. In der Pflege seien entsprechend bessere Kontrollen erforderlich“. Leider nennen diese angeblichen „Experten“ keine konkreten Kontrollmaßnahmen bzw. Korruptionsbekämpfungsmaßnahmen.

Übrigens, die Abrechnung der Leistungen ambulanter Intensivpflege wird für den jeweiligen Einzelfall zwischen dem Leistungserbringer und dem Leistungsträger vor Ort vereinbart. (s. Leistungsgruppe IV, SGB V). Des Weiteren ist für die Kontrolle vor Ort der jeweilig zuständige MDK verantwortlich.

Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an