Befragung von Versicherten

Viele Missverständnisse über digitale Infrastruktur der elektronischen Patientenakte

Viele Versicherte glauben, dass Ärzte alle Daten in der elektronischen Patientenakte einsehen können. Sie fürchten, dass die Krankenkassen mit der Akte mehr über die Versicherten wissen als ohne. Das zeigen die Ergebnisse einer Befragung.

Veröffentlicht:
Die digitale Infrastruktur der elektronischen Patientenakte könnte deutlich verbessert werden, zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Uni Bochum.

Die digitale Infrastruktur der elektronischen Patientenakte könnte deutlich verbessert werden, zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Uni Bochum.

© Christian Ohde / CHROMORANGE / picture alliance

Bochum. Rund um die elektronische Patientenakte (ePA) gibt es eine Reihe von Missverständnissen bei den gesetzlich Versicherten. So glauben viele, dass Ärztinnen und Ärzte automatisch Zugriff auf die in der Akte gespeicherten Daten haben. Den Zugang zur Akte über Apps der Krankenkassen sehen die Versicherten kritisch.

Das zeigt eine Interviewstudie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum, der Leibniz Universität Hannover und des Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit CISPA.

Die Studie ist nicht repräsentativ, kann aber ein Indikator sein und Tendenzen aufzeigen. Die Forschenden hatten 21 gesetzlich Versicherte einbezogen und befragt. Sie mussten unter anderem aufmalen, wie sie sich die digitale Infrastruktur hinter der ePA und den Datenfluss vorstellen. In einem zweiten Schritt erfuhren sie dann, wie die Infrastruktur tatsächlich aussieht.

„Die digitale Infrastruktur der elektronischen Patientenakte könnte deutlich verbessert werden.“ Diesen Schluss zieht Professorin Karola Marky vom Digital Sovereignty Lab der Uni Bochum aus der Studie. So sollten die Krankenkassen nicht die Apps bereitstellen, mit denen die Versicherten den Zugriff auf ihre Daten festlegen können. Die Untersuchung hatte gezeigt, dass viele Versicherte glauben, dass die Kassen mit der ePA mehr Daten sehen können als ohne.

Arztpraxen und Apotheken können Aufklärung nicht allein leisten

„Aus Sicherheitsperspektive wäre es besser, eine zentrale Open-Source-App in Deutschland anzubieten, die alle Versicherten nutzen können“, schlägt Marky vor. „Das würde für mehr Vertrauen sorgen, einen einheitlichen Sicherheitsstandard garantieren und auch den Wartungsaufwand reduzieren.“

Die Versicherten sind ambivalent, was die Möglichkeiten betrifft, Einträge aus der Akte zu löschen. Zwar begrüßen sie die Kontrolle über die eigenen Daten, sehen aber auch Missbrauchspotenzial. So könnten sich Patientinnen und Patienten dasselbe Medikament von zwei Ärzten verschreiben lassen, die Informationen darüber aber löschen.

„Es ist insgesamt deutlich mehr Aufklärung zu dem Thema erforderlich, die man nicht allein den Arztpraxen und Apotheken aufbürden kann“, betont Marky. Die Ergebnisse der Untersuchung hat sie gemeinsam mit Doktorandin Rebecca Panskus von der Universität Bochum auf einem Symposium in den USA vorgestellt. (iss)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Stichtage rücken näher

Warum es sich für Praxen lohnt, vor dem 1. Oktober in die ePA einzusteigen

„ÄrzteTag“-Podcast

Müssen die Praxen Angst vor Sanktionen wegen der ePA haben, Herr Naumann?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Viele Ansatzpunkte für die Digitalisierung. Die apoBank bietet mit ihrem Digitalisierungsfahrplan einen breiten Überblick.

© apoBank

Digitalisierungsfahrplan für Praxisteams der apoBank

Digitale Praxis: Die Chance, das Team zu entlasten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Knapp 14 Stunden operiert

Kasuistik: Haarausfall nach längerer Operation

Lesetipps