Umfrage bei Berliner Praxen
Zi: Unzufriedenheit mit TI-Anwendungen ist groß
Eigentlich soll Digitalisierung die Arbeit erleichtern. Dass sie davon – jedenfalls in Gestalt vieler derzeit marktüblicher TI-Anwendungen – noch weit entfernt ist, belegt eine aktuelle Zi-Umfrage.
Veröffentlicht:
Technik zum Verzweifeln? Probleme mit TI-Anwendungen bringen Praxisinhaber nicht selten zur Weißglut.
© [M] Klaus Eppele / Fotolia
Berlin. Probleme mit TI-Anwendungen sind nichts Neues. Neu hingegen sind die am Donnerstag veröffentlichten Zahlen, die dazu das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) bei Berliner Praxen erhoben hat ( von Ende März bis Anfang Juli dieses Jahres ).
Danach beklagen 44 Prozent der Teilnehmer wöchentliche (24,2 Prozent) oder mehrfach monatliche (20 Prozent) Software-Abstürze. Lediglich 5,5 Prozent der 385 befragten ärztlichen oder psychotherapeutischen Praxisinhaber haben mit ihren PVS-Systemen „keine Probleme“ auf der kassenärztlichen Datenautobahn.
Angeführt wird die Rangliste der EDV-Störungen von Schwierigkeiten beim Auslesen der eGK; knapp 76 Prozent der Befragten bestätigten das. Auf den Plätzen folgen Fehler und Ausfälle bei TI-Anwendungen (72 Prozent Zustimmung) sowie nach System-Updates (63 Prozent).
Technischer Support könnte besser sein
In Sachen TI-Störungen falle insbesondere die eAU ins Auge, heißt es weiter, deren digitale Ausfertigung von 63 Prozent der Praxen als „eher erschwerend wahrgenommen“ werde. Vergleichsweise gut schneidet dagegen der elektronische Medikationsplan ab, dem 46 Prozent der Befragten attestieren, den Arbeitsalltag „am ehesten“ zu erleichtern.
Zu wünschen übrig lässt dann nicht selten auch die Servicequalität der PVS-Anbieter: 75 Prozent der Befragten wenden sich bei IT-Problemen gleich an den Hersteller. Wobei über die Hälfte (knapp 52 Prozent) regelmäßig unzufrieden mit der Erreichbarkeit der jeweiligen Servicehotline sind. Während für 38 Prozent die Fehlerbehebung schneller vonstatten gehen könnte. Die Kosten für den technischen Support empfinden 55 Prozent als zu hoch.
Die Erhebung zeige aber auch, so das Zi, „dass einigen Anbietern von Praxissoftware die Umsetzung der TI-Vorgaben offenbar gut gelingt und hohe Zufriedenheitswerte erreicht werden können“. Als in diesem Sinne auffällig robust werden im Rahmen der Zi-Umfrage etwa die PVS-Systeme „Psyprax“ und „Tomedo“ sowie das auf Psychotherapeuten zugeschnittene „Epikur“ genannt.
Scheu vor Anbieterwechsel
Insgesamt jedoch stelle sich „die von der Politik versprochene Datenautobahn für die Praxen eher als eine belastende Schotterpiste dar, auf der ein effizientes Praxis-Management massiv ins Schlingern gerät“, kommentiert der Zi-Vorsitzende Dr. Dominik von Stillfried die Befunde. Weil Praxen besseres zu tun hätten, als sich mit EDV-Problemen herumzuschlagen, müssten diejenigen gefördert werden, „die den Aufwand eines Wechsels zu einem funktionalen Softwareangebot auf sich nehmen“.
Denn die Wechselbereitschaft ist mit zahlreichen Ängsten behaftet. Laut Zi-Umfrage kann sich zwar ziemlich genau die Hälfte der Befragten vorstellen, den PVS-Anbieter zu wechseln. Die meisten befürchten aber „einen unangemessen hohen Wechselaufwand“ (90 Prozent), Datenverluste (74 Prozent) oder hohen Umschulungsaufwand (85 Prozent) und hohe Kosten (90 Prozent).
39 Prozent der Befragten gaben an, sich einen Anbieterwechsel gar nicht vorstellen zu können. Lediglich acht Prozent hatten schon einmal den Umstieg auf ein neues System gewagt. (cw)